mir noch einen Buckel, größer als der ihrige. Wenn
du jetzt nicht gleich von meiner Tür weggehst, so jag' ich dich übern
Berg hinunter. Marsch! Du verzuckertes indisches Bettelweib du! (Ab.
Schlägt die Tür zu.)
Zehnte Szene.
Alzinde (allein, mit Verzweiflung). Weh mir! So bin ich denn auf
einem fremden Stern, ausgeschlossen aus der Sonne Strahlenreich.
Nicht Menschen hausen hier. Dämone sind es, Söldner jenes
Drachensohns, der mich hierher gebannt. Hier darf kein Weihrauch
duften, keine Palme blühn, ein wüstes Grab ist diese Höllenflur. Seht,
seht, wie kleine Furien mit gehörnten Köpfen über jene kahlen Felsen
springen. Nie werd' ich mehr mein Volk, meinen Gemahl erblicken.
Verloren ist mein Leib, verloren meine Seele. (Sinkt auf die Knie und
ruft:) Sonne, rette mich! (Echo: Rette mich.) Umsonst, sie hört mich
nicht; das Echo höhnt mich aus, ihr Strahl dringt nicht auf dieses
fluchbeladne Land. Welche Angst ergreift mein Gemüt? Von allen bin
ich hier verlassen und auch zu ihr kann ich nicht flehen. Entsetzliches
Geschick! Was ist der Mensch, dem man die Hoffnung auf das Höchste
raubt? Mein Aug' wird trüb, mir ist, als hätten diese Berge Licht und
Farbe eingebüßt und flößen mit des Himmels schauerlichem Grau
zusammen. Die Welt zerrinnt vor meinen Blicken, ich sehe nichts, als
jenen Strom, der konvulsivisch sich durch dieses Chaos windet und
seine nassen Arme nach mir streckt. Hinweg von mir, du schrecklicher
Gedanke, der mich ergreift, und nach dem Strom hinzieht. Ich folg' dir
nicht, – umsonst, ich muß--Verzweiflung, freu' dich deines Siegs, ich
muß hinein. (Sie eilt gegen den Strom, plötzlich:) Ha, der Sonne Bild!
(Sie blickt empor, ihr ganzes Wesen löst sich in zitternde Freude auf.)
Sie ist's! (Steigend.) Sie ist's, die--(Mit zitternder Stimme.) die Sonne!
Meine Sonne, meiner Seele höchster Trost! (Sinkt auf ein Knie, dann
springt sie freudig auf.) Freude, Freude, sie ist hier! Ihr Wälder,
Klippen, Bäume, Quellen, meinen Blicken neu geboren, grün gekleidet,
wie mein Hoffen, hört es, ich bin nicht verlassen, nicht verstoßen von
der ew'gen Sonne! O wie ist mir wieder leicht, wie hat ihr Strahl mein
Innerstes gelichtet. Nun hab' ich Mut zum Dulden, Mut zum Tragen.
Muß ich fern von allen Lebensfreuden Kämpfen auch mit Gram und
Leiden, Kann ich's doch der Sonne klagen, Mit Bewußtsein zu ihr
sagen; Habe alle Freuden meiner Jugend Aufgeopfert für den Ruhm der
Tugend Und erwarte meinen Lohn Einst an deinem Himmelsthron.
(Sie setzt sich auf einen Rasen und versinkt in Nachdenken.)
Elfte Szene. Hans. Mirzel.
Mirzel. Geh, geh, ich soll recht bös auf dich sein. Du bist ein sauberer
Mann, laufst voraus und schaust dich gar nicht um um mich. Wie ich
noch ledig war, da bist hinter mir her g'wesen auf einen jeden Schritt,
und jetzt--aber die Nachbarin hat mir's vorausg'sagt, das ist das
sicherste Zeichen, daß ein paar verheiratet sind, wenn der Mann
anfangt, unartig zu werden. Heut werden s' kopuliert, da geht sie voraus,
den andern Tag laßt er sie schon hint' nach gehn.
Hans. Aber liebe Mirzel –
Mirzel. Willst du's etwa leugnen? Zuerst kommst du, hernach dein
Spitzel, nachher ich, ich und der Hund, wir gehen immer miteinander.
Au contraire, seinem Spitzel pfeift er doch manchmal, aber bei mir da
denkt er sich: Du kommst mir so nach Haus, dich verlier' ich nicht.
Hans. Ich weiß gar nicht, ich hab' den Hund recht gern bei mir. Ob wir
jetzt unser zwei ausgehn oder unser drei?
Mirzel. Nu, neulich sind wir gar unser vier g'wesen, da hast zwei
Spitzeln mitg'habt; einen hast du aus dem Wirtshaus nach Haus tragen,
und der andere ist so mitg'laufen.
Hans. Nu, und wie er neulich verloren gegangen ist, so hat ihn doch
kein Mensch finden können als du.
Mirzel (launig). Ja, das macht, weil ich sehr spitzfindig bin.
Hans. Aber jetzt hören wir einmal auf, wir disputieren wegen die Spitz'
wie die kleinen Buben; das ist eine völlige Spitzbüberei.
Mirzel. Ich bin ja schon wieder gut, das ist ja nur mein Spaß, ich hab'
dich viel zu lieb, du bist ja mein guter Mann.
Hans. Und du mein guts Weib; kurzum, wir sein halt von der besten
Gattung.
Mirzel. Freilich, wir sind gut, und alles wär' gut, wenn wir nur mehr zu
essen hätten.
Hans. Laß nur gut sein, der liebe Gott wird uns schon helfen. Haben
wir doch jetzt unser' Grundsteuer wieder zum Amtmann hineintragen;
acht Gulden alle Jahr', ist kein Spaß. Schau' nur, wie die Sonn' so
freundlich scheint, schau' dich nur um. (Erblickt Alzinde.) Du, was
liegt denn dort für ein altes Weib? die wird krank sein; sie weint, ich
werd' s' trösten.
Mirzel. Die Alte? Nun, die kannst schon trösten.
Hans (geht zu ihr). Du, Alte, hörst?
Alzinde (hebt sich empor, erblickt beide, springt erschrocken auf und
ruft). Menschen! (Will entfliehen.)
Hans. He, he, wo laufst denn hin? so wart' doch, wir meinen
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