Minna von Barnhelm | Page 8

Gotthold Ephraim Lessing
dem Geschlechtsnamen Willig; Franziska Willig. Ich bin auch aus Th��ringen. Mein Vater war M��ller auf einem von den G��tern des gn?digen Fr?uleins. Es hei?t Klein-Rammsdorf. Die M��hle hat jetzt mein Bruder. Ich kam sehr jung auf den Hof und ward mit dem gn?digen Fr?ulein erzogen. Wir sind von einem Alter, k��nftige Lichtmess einundzwanzig Jahr. Ich habe alles gelernt, was das gn?dige Fr?ulein gelernt hat. Es soll mir lieb sein, wenn mich die Polizei recht kennt.
Wirt Gut, mein sch?nes Kind, das will ich mir auf weitere Nachfrage merken. --Aber nunmehr, gn?diges Fr?ulein, Dero Verrichtungen allhier?--
Fr?ulein Meine Verrichtungen?
Wirt Suchen Ihro Gnaden etwas bei des K?nigs Majest?t?
Fr?ulein O nein!
Wirt Oder bei unsern hohen Justizkollegiis?
Fr?ulein Auch nicht.
Wirt Oder--
Fr?ulein Nein, nein. Ich bin lediglich in meinen eigenen Angelegenheiten hier.
Wirt Ganz wohl, gn?diges Fr?ulein, aber wie nennen sich diese eigne Angelegenheiten?
Fr?ulein Sie nennen sich--Franziska, ich glaube, wir werden vernommen.
Franziska Herr Wirt, die Polizei wird doch nicht die Geheimnisse eines Frauenzimmers zu wissen verlangen?
Wirt Allerdings, mein sch?nes Kind: die Polizei will alles, alles wissen; und besonders Geheimnisse.
Franziska Ja nun, gn?diges Fr?ulein; was ist zu tun?--So h?ren Sie nur, Herr Wirt--aber da? es ja unter uns und der Polizei bleibt!--
Fr?ulein Was wird ihm die N?rrin sagen?
Franziska Wir kommen, dem K?nige einen Offizier wegzukapern--
Wirt Wie? was? Mein Kind! mein Kind!--
Franziska Oder uns von dem Offiziere kapern zu lassen. Beides ist eins.
Fr?ulein Franziska, bist du toll?--Herr Wirt, die Nasenweise hat Sie zum besten. --
Wirt Ich will nicht hoffen! Zwar mit meiner Wenigkeit kann sie scherzen so viel, wie sie will; nur mit einer hohen Polizei--
Fr?ulein Wissen Sie was, Herr Wirt?--Ich wei? mich in dieser Sache nicht zu nehmen. Ich d?chte, Sie lie?en die ganze Schreiberei bis auf die Ankunft meines Oheims. Ich habe Ihnen schon gestern gesagt, warum er nicht mit mir zugleich angekommen. Er verungl��ckte zwei Meilen von hier mit seinem Wagen und wollte durchaus nicht, da? mich dieser Zufall eine Nacht mehr kosten sollte. Ich mu?te also voran. Wenn er vierundzwanzig Stunden nach mir eintrifft, so ist es das l?ngste.
Wirt Nun ja, gn?diges Fr?ulein, so wollen wir ihn erwarten.
Fr?ulein Er wird auf Ihre Fragen besser antworten k?nnen. Er wird wissen, wem und wie weit er sich zu entdecken hat; was er von seinen Gesch?ften anzeigen mu? und was er davon verschweigen darf.
Wirt Desto besser! Freilich, freilich kann man von einem jungen M?dchen (die Franziska mit einer bedeutenden Miene ansehend) nicht verlangen, da? es eine ernsthafte Sache mit ernsthaften Leuten ernsthaft traktiere--
Fr?ulein Und die Zimmer f��r ihn sind doch in Bereitschaft, Herr Wirt?
Wirt V?llig, gn?diges Fr?ulein, v?llig; bis auf das eine--
Franziska Aus dem Sie vielleicht auch noch erst einen ehrlichen Mann vertreiben m��ssen?
Wirt Die Kammerjungfern aus Sachsen, gn?diges Fr?ulein, sind wohl sehr mitleidig.--
Fr?ulein Doch, Herr Wirt, das haben Sie nicht gut gemacht. Lieber h?tten Sie uns nicht einnehmen sollen.
Wirt Wieso, gn?diges Fr?ulein, wieso?
Fr?ulein Ich h?re, da? der Offizier, welcher durch uns verdr?ngt worden--
Wirt Ja nur ein abgedankter Offizier ist, gn?diges Fr?ulein.--
Fr?ulein Wenn schon!--
Wirt Mit dem es zu Ende geht.--
Fr?ulein Desto schlimmer! Es soll ein sehr verdienter Mann sein.
Wirt Ich sage Ihnen ja, da? er abgedankt ist.
Fr?ulein Der K?nig kann nicht alle verdiente M?nner kennen.
Wirt O gewi?, er kennt sie, er kennt sie alle.--
Fr?ulein So kann er sie nicht alle belohnen.
Wirt Sie w?ren alle belohnt, wenn sie darnach gelebt h?tten. Aber so lebten die Herren w?hrend des Krieges, als ob ewig Krieg bleiben w��rde; als ob das Dein und Mein ewig aufgehoben sein w��rde. Jetzt liegen alle Wirtsh?user und Gasth?fe von ihnen voll, und ein Wirt hat sich wohl mit ihnen in acht zu nehmen. Ich bin mit diesem noch so ziemlich weggekommen. Hatte er gleich kein Geld mehr, so hatte er doch noch Geldeswert, und zwei, drei Monate h?tte ich ihn freilich noch ruhig k?nnen sitzen lassen. Doch besser ist besser.--Apropos, gn?diges Fr?ulein; Sie verstehen sich doch auf Juwelen?--
Fr?ulein Nicht sonderlich.
Wirt Was sollten Ihro Gnaden nicht?--Ich mu? Ihnen einen Ring zeigen, einen kostbaren Ring. Zwar gn?diges Fr?ulein haben da auch einen sehr sch?nen am Finger, und je mehr ich ihn betrachte, je mehr mu? ich mich wundern, da? er dem meinigen so ?hnlich ist.--Oh! sehen Sie doch, sehen Sie doch! (Indem er ihn aus dem Futteral herausnimmt und dem Fr?ulein zureicht.) Welch ein Feuer! der mittelste Brillant allein wiegt ��ber f��nf Karat.
Fr?ulein (ihn betrachtend). Wo bin ich? Was seh ich? Dieser Ring--
Wirt Ist seine f��nfzehnhundert Taler unter Br��dern wert.
Fr?ulein Franziska!--Sieh doch!--
Wirt Ich habe mich auch nicht einen Augenblick bedacht, achtzig Pistolen darauf zu leihen.
Fr?ulein Erkennst du ihn nicht, Franziska?
Franziska Der n?mliche!--Herr Wirt, wo haben Sie diesen Ring her?--
Wirt Nun, mein Kind? Sie hat doch wohl kein Recht daran?
Franziska Wir kein Recht an diesem Ringe?--Inw?rts auf dem Kasten mu? des Fr?uleins verzogener Name stehn.--Weisen Sie doch, Fr?ulein.
Fr?ulein Er ist's er ist's!--Wie kommen Sie zu diesem Ringe, Herr Wirt?
Wirt Ich? auf die ehrlichste Weise von der Welt.--Gn?diges Fr?ulein, gn?diges Fr?ulein, Sie
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