Minna von Barnhelm | Page 9

Gotthold Ephraim Lessing
werden mich nicht in Schaden und Ungl��ck bringen wollen? Was wei? ich, wo sich der Ring eigentlich herschreibt? W?hrend des Krieges hat manches seinen Herrn sehr oft, mit und ohne Vorbewu?t des Herrn, ver?ndert. Und Krieg war Krieg. Es werden mehr Ringe aus Sachsen ��ber die Grenze gegangen sein.--Geben Sie mir ihn wieder, gn?diges Fr?ulein, geben Sie mir ihn wieder!
Franziska Erst geantwortet: von wem haben Sie ihn?
Wirt Von einem Manne, dem ich so was nicht zutrauen kann, von einem sonst guten Manne--
Fr?ulein Von dem besten Manne unter der Sonne, wenn Sie ihn von seinem Eigent��mer haben.--Geschwind, bringen Sie mir den Mann! Er ist es selbst, oder wenigstens mu? er ihn kennen.
Wirt Wer denn? wen denn, gn?diges Fr?ulein?
Franziska H?ren Sie denn nicht? unsern Major.
Wirt Major? Recht, er ist Major, der dieses Zimmer vor Ihnen bewohnt hat, und von dem ich ihn habe.
Fr?ulein Major von Tellheim.
Wirt Von Tellheim, ja! Kennen Sie ihn?
Fr?ulein Ob ich ihn kenne? Er ist hier? Tellheim ist hier? Er? er hat in diesem Zimmer gewohnt? Er, er hat Ihnen diesen Ring versetzt? Wie kommt der Mann in diese Verlegenheit? Wo ist er? Er ist Ihnen schuldig?--Franziska, die Schatulle her! Schlie? auf! (Indem sie Franziska auf den Tisch setzet und ?ffnet.) Was ist er Ihnen schuldig? Wem ist er mehr schuldig? Bringen Sie mir alle seine Schuldner. Hier ist Geld. Hier sind Wechsel. Alles ist sein!
Wirt Was h?re ich?
Fr?ulein Wo ist er? wo ist er?
Wirt Noch vor einer Stunde war er hier.
Fr?ulein H??licher Mann, wie konnten Sie gegen ihn so unfreundlich, so hart, so grausam sein?
Wirt Ihro Gnaden verzeihen--
Fr?ulein Geschwind, schaffen Sie mir ihn zur Stelle.
Wirt Sein Bedienter ist vielleicht noch hier. Wollen Ihro Gnaden, da? er ihn aufsuchen soll?
Fr?ulein Ob ich will? Eilen Sie, laufen Sie; f��r diesen Dienst allein will ich es vergessen, wie schlecht Sie mit ihm umgegangen sind.--
Franziska Fix, Herr Wirt, hurtig, fort, fort! (St??t ihn heraus.)

3. Szene
(Das Fr?ulein. Franziska)
Fr?ulein Nun habe ich ihn wieder, Franziska! Siehst du, nun habe ich ihn wieder! Ich wei? nicht, wo ich vor Freuden bin! Freue dich doch mit, liebe Franziska. Aber freilich, warum du? Doch du sollst dich, du mu?t dich mit mir freuen. Komm, Liebe, ich will dich beschenken, damit du dich mit mir freuen kannst. Sprich, Franziska, was soll ich dir geben? Was steht dir von meinen Sachen an? Was h?ttest du gern? Nimm, was du willst, aber freue dich nur. Ich sehe wohl, du wirst dir nichts nehmen. Warte! (sie fa?t in die Schatulle) da, liebe Franziska (und gibt ihr Geld), kaufe dir, was du gern h?ttest. Fordere mehr, wenn es nicht zulangt. Aber freue dich nur mit mir. Es ist so traurig, sich allein zu freuen. Nun, so nimm doch--
Franziska Ich stehle es Ihnen, Fr?ulein; Sie sind trunken, von Fr?hlichkeit trunken.--
Fr?ulein M?dchen, ich habe einen z?nkischen Rausch, nimm oder--(Sie zwingt ihr das Geld in die Hand.) Und wenn du dich bedankest!--Warte; gut, da? ich daran denke. (Sie greift nochmals in die Schatulle nach Geld.) Das, liebe Franziska, stecke beiseite, f��r den ersten blessierten armen Soldaten, der uns anspricht.--

4. Szene
(Der Wirt. Das Fr?ulein. Franziska.)
Fr?ulein Nun? Wird er kommen?
Wirt Der widerw?rtige, ungeschliffene Kerl!
Fr?ulein Wer?
Wirt Sein Bedienter. Er weigert sich, nach ihm zu gehen.
Franziska Bringen Sie doch den Schurken her.--Des Majors Bediente kenne ich ja wohl alle. Welcher w?re denn das?
Fr?ulein Bringen Sie ihn geschwind her. Wenn er uns sieht, wird er schon gehen. (Der Wirt geht ab.)

5. Szene
(Das Fr?ulein. Franziska.)
Fr?ulein Ich kann den Augenblick nicht erwarten. Aber, Franziska, du bist noch immer so kalt? Du willst dich noch nicht mit mir freuen?
Franziska Ich wollte von Herzen gern, wenn nur--
Fr?ulein Wenn nur?
Franziska Wir haben den Mann wiedergefunden; aber wie haben wir ihn wiedergefunden? Nach allem, was wir von ihm h?ren, mu? es ihm ��bel gehn. Er mu? ungl��cklich sein, das jammert mich.
Fr?ulein Jammert dich?--La? dich daf��r umarmen, meine liebste Gespielin! das will ich dir nie vergessen!--Ich bin nur verliebt, und du bist gut.--

6. Szene
(Der Wirt. Just. Die Vorigen.)
Wirt Mit genauer Not bring ich ihn.
Franziska Ein fremdes Gesicht! Ich kenne ihn nicht.
Fr?ulein Mein Freund, ist Er bei dem Major von Tellheim?
Just Ja.
Fr?ulein Wo ist Sein Herr?
Just Nicht hier.
Fr?ulein Aber Er wei? ihn zu finden?
Just Ja.
Fr?ulein Will Er ihn nicht geschwind herholen?
Just Nein.
Fr?ulein Er erweiset mir damit einen Gefallen.--
Just Ei!
Fr?ulein Und Seinem Herrn einen Dienst.--
Just Vielleicht auch nicht.--
Fr?ulein Woher vermutet Er das?
Just Sie sind doch die fremde Herrschaft, die ihn schon diesen Morgen komplimentieren lassen?
Fr?ulein Ja.
Just So bin ich schon recht.
Fr?ulein Wei? Sein Herr meinen Namen?
Just Nein; aber er kann die allzu h?flichen Damen ebensowenig leiden als die allzu groben Wirte.
Wirt Das soll wohl mit auf mich gehn?
Just Ja.
Wirt So la? Er es doch dem gn?digen Fr?ulein nicht entgelten, und hole Er ihn geschwind her.
Fr?ulein (leise zur Franziska). Franziska, gib ihm etwas--
Franziska (die dem Just Geld in die Hand dr��cken will). Wir verlangen Seine Dienste nicht umsonst.--
Just Und ich

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