Michelangelo Gedichte und Briefe | Page 4

Michelangelo Buonarrotti
wird dir Rede stehen."

ENTGEGNUNG MICHELANGELOS.
"Schlaf ist mein Glück; so lange Schmach und Kummer Auf Erden dauern, besser Stein zu bleiben, Nicht sehn, nicht h?ren bei so schn?dem Treiben. Sprich leise drum und st?r' nicht meinen Schlummer."
2. Sophie Hasenclever.

FLORENZ UND DIE VERBANNTEN.
"Für tausend Liebende bist du geboren In Engelssch?nheit! Schl?ft der Himmel heute, Dass du des einen Beute, Du allen einst geschenkt und nun verloren? Sind wir, ach fern geboren, Nicht ganz verschm?ht, so lass für uns auch tagen, Für uns Verbannte deiner Augen Sonnen!" "Wohlan, nicht sinke euer Mut, ihr Toren, Denn nicht den grossen Raub l?sst grosses Zagen Geniessen den, der mich zum Schein gewonnen; Und seht, ist nicht inmitten aller Wonnen Unf?hig zum Genusse sein, viel schlimmer, Als dulden bei der Hoffnung fernstem Schimmer?"
3. Sophie Hasenclever.

AN JULIUS II.
Herr, hatte je ein altes Sprichwort Wert, So hat es dies: Wer kann, der will noch nicht. Auf hohle Reden legtest du Gewicht Und hast mit Gunst der Wahrheit Feind geehrt.
Stets hab' ich mich in deinem Dienst bew?hrt, Dein, wie der Sonne ihrer Strahlen Licht; Doch, wenn ich Zeit verloren, rührt's dich nicht, Und schaltest mehr, je mehr ich mühbeschwert.
Mein Hoffen hatt' ich ganz auf dich gestellt, Nur war ein gutes Schwert und rechte Wage Mehr angebracht als hohles Echowort.
Doch wahrer Tugend wert h?lt diese Welt Der Himmel nicht, will er, dass Früchte trage Ein hohler Baum für uns, der schon verdorrt.
4. Bettina Jacobson.

AN GIOVANNI DI PISTOJA.
Schon wuchs ein Kropf mir bei den Qu?lerei'n, Wie's Katzen in der Lombardei geschieht Vom Wasser, (oder wie man's sonst wo sieht), Denn in den Bauch drückt schon das Kinn sich ein.
Der Bart starrt aufw?rts, der Ged?chtnisschrein Liegt im Genick; wie bei Harpyien flieht Die Brust, und übers Antlitz tr?pfelnd zieht Der Pinsel Mosa?ken reich und fein.
Die Lenden sind mir in den Wanst gespannt, Dagegen ward mein Hinterteil zur Kruppe; Unsichern Schritts, ein Blinder, wanke ich.
Vorn nimmt die Haut in Falten überhand, Und hinten spannt sie über harter Kuppe, Denn wie ein Syrerbogen krümm' ich mich.
So geht auch wunderlich Und falsch das Urteil aus dem Hirn hervor, Denn schlecht nur f?hrt ein Schuss aus schiefem Rohr.
Such' nun, o Freund, hervor, Was noch für meine toten Bilder spricht! Schlecht ist mein Platz, zum Malen taug' ich nicht!
5. Bettina Jacobson.

SPOTTGEDICHT.
So süss wie Mus ist dein Gesicht, o Sch?ne, So glatt, als w?r' ein Schnecklein drauf spaziert, Wie Rüben zart; es gleichen deine Z?hne Den Pastinaken, und dein Auge stiert So wie die Theriakpflanze grün; ich w?hne, Durch solchen Glanz wird selbst ein Papst verführt. Wie Zwiebeln weiss und blond sind deine Haare! Erbarm' dich schnell, sonst lieg' ich auf der Bahre!
6. Sophie Hasenclever.

So rasch, so kühn, mit Lug und Trug im Bunde Ist meine Freundin, dass sie Huld versprochen Im Augenblick, da sie mein Herz durchstochen, Und schon das Eisen steckte in der Wunde. Ach, zu derselben Stunde Durchw?rmt mich Leben, da mich Tod durchschauert! Die bange Seele trauert, Denn wenn dies Schwanken dauert, Besiegt der Tod das Leben. Mehr vernichtet Das B?se, als das Gute heilt und schlichtet.
7. Sophie Hasenclever.

Gen?ss' ich mindre Gnade, Dann reichte wohl zum Leben meine Kraft, Nun aber ist erschlafft Durch Z?hren, die in Doppelb?chen fliessen, Mein Herz und krank vom Tr?nenbade. So muss das hohe Glück die Schw?che büssen! Kein Weiser will geniessen, Wozu die Kraft ihm fehlet, Denn Wonne ohne Mass erdrückt hienieden. Ein stilles Glück wird spriessen, Vom Friedenshauch beseelet, Dem Herzen, das in Demut sich beschieden. Nicht bringt, was andern ziemt, auch mir den Frieden; Giebst dem, der nur um kleinen Lohn gebeten, Das H?chste du, so wird das Glück ihn t?ten.
8. Sophie Hasenclever.

Wenn sich die Schmerzen, die mein Antlitz trüben, Dir, teure Herrin, zeigen, So scheinen sie zu steigen In gleichem Mass, wie in dem deinen, lieben, Das frei von Gram geblieben, Die Reize sich erh?h'n; durch meine Leiden Will Amor dich Geliebte noch versch?nen; Da Ruhm dir bringt solch Lieben, So duld' ich denn mit Freuden. Macht schon mein Gram dich sch?n, wie erst mein Sterben!
Und doch, wenn meine Tr?nen, Die Glanz und Reiz erh?h'n in deinen Zügen, Einst durch den Tod versiegen, So bringt mein Tod statt Ehre dir Verderben. Nun will ich nicht mehr sterben, Nein, dulden will ich gern in deiner N?he, Denn süss ist Gram, der solche Sch?nheit n?hret; Wem sie zu schau'n bescheret, Der tr?gt ja leicht zugleich ein grosses Wehe.
9. Sophie Hasenclever.

Der goldne Kranz, sieh, wie er voll Entzücken Das blonde Haar mit Blüten rings umf?ngt, Es darf die Blume, die am tiefsten h?ngt, Den ersten Kuss auf deine Stirne drücken.
Wie freudig das Gewand den langen Tag Sich um die Schultern schliesst und wieder weitet Am Hals, zu dem das Haar herniedergleitet, Das dir die Wangen gern berühren mag.
Sieh aber hier, wie mit verschr?nkten Schnüren Nachgiebig und doch eng das seidne Band Beglückt ist, deinen Busen zu berühren.
Der Gürtel spricht:
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