pflegte er doch selbst zu sagen, der Schlummer habe ihm nie gut getan, habe ihm vielmehr fast immer, wenn er l?nger geschlafen habe, Kopfschmerzen verursacht. Als er noch von kr?ftigerer Gesundheit war, schlief er ?fter in Kleidern und Stiefeln -- dieser bediente er sich, weil er stets am Krampf litt und noch aus anderen Gründen -- und manchmal liessen sie sich so schwer ausziehen, dass mit den Stiefeln auch die Haut mitging, so wie es bei der Schlange geschieht, wenn sie sich h?utet.
Nie geizte er nach Geld, noch strebte er danach, Reichtümer aufzuh?ufen; vielmehr war er zufrieden, wenn er genug besass, um ruhig leben zu k?nnen ... Viele seiner Werke hat er verschenkt und h?tte doch durch ihren Verkauf unermessliche Summen l?sen k?nnen ... Er war aber nicht nur mit seinen Werken freigebig, sondern hat auch oft einem armen, doch tüchtigen jungen Menschen, der sich den Künsten oder der Wissenschaft widmete, mit seiner B?rse geholfen; ich kann das bezeugen, denn mir selbst ist so von ihm geschehen. Nie war er neidisch auf die Erfolge anderer in seiner Kunst, und das mehr aus natürlicher Herzensgüte, als weil er von sich selbst eine hohe Meinung h?tte. Er lobte das Gute in allen, selbst in Raffael von Urbino, mit dem er doch, wie ich oben schrieb, im Felde der Malerei manchen Kampf ausgefochten hat. Nur h?rte ich ihn sagen, Raffael habe seine Kunst nicht von der Natur erhalten, sondern sie sich durch langes Studium erworben ...
Er besitzt ein ausserordentlich treues Ged?chtnis, so dass er, der doch, wie man sehen kann, Tausende von Gestalten gemalt hat, nie auch nur zwei bildete, die sich ?hnlich gesehen, oder die gleiche Haltung eingenommen h?tten. Ich h?rte ihn sagen, dass er keine Linie ziehe, ohne zu wissen, ob er sie bereits einmal gezogen habe; und wenn dies geschehen ist, l?sst er sie nie stehen, falls das Werk für die ?ffentlichkeit bestimmt ist. Auch besitzt er eine ungeheure Kraft gestaltender Phantasie, und daher kommt es vor allem, dass er stets so unzufrieden mit seinen Werken ist, und sie stets herabsetzt, denn noch nie schien es ihm, als sei es seiner Hand gelungen, das Bild zu formen, wie es in seinem Innern aufstieg. Und aus den gleichen Gründen ist er schüchtern, wie es die sind, die sich in Musse einem beschauenden Leben hingeben. Nur wenn ihm oder anderen Unrecht zugefügt wird, oder man seine Rechte verletzt, flammt er in gerechtem Zorne auf. Dann aber ist die Wucht seiner Abwehr gr?sser, als bei denen, die man für mutig h?lt ..."
Ascanio Condivi, Leben Michelangelos, Kap. 62-68.
* * * * *
DICHTUNGEN.
AN FLORENZ.
Nur dich erfreut mein Gram! Sieh, welch Erbarmen Die holden Frau'n bewegt, dass Qual und Sterben Zu süss du noch erachtest für mich Armen.
Wo ist nun Mitleid? Wen zum Schützer werben Vor Weibes Grimm, wenn M?nner sich vernichten, In Hass und Kampf sich stürzen ins Verderben?
Du, Amor, sollst wie immer heut auch richten! Und reiche nur den Bogen ihren H?nden; Bin schuldig ich, dann mag sie mich vernichten.
Der, welcher schmachtet zwischen Kerkerw?nden, Der, den zum Tod man schleift in wilder Hetze, An welch ein Tribunal soll der sich wenden?
Was nützen ihm und mir Recht und Gesetze? Doch sag', warum lehrt dich mein Lieben hassen? Wer fasst es, dass dich Fleh'n in Wut versetze?
Dem Schatten gleicht dein Reiz, in dem erblassen Die dir sich nah'n; das Herz, das liebewarme, Muss schauernd sein Verderben hier umfassen.
Ihr stolzen, stets zum Mord bereiten Arme, Ihr Augen, spottend der im Netz Verstrickten, Ihr H?nde, h?hnisch deutend auf uns Arme,
Ihr Gaben all, verliehen der Beglückten Zu hohem Ruhm, nicht schuf euch Gottes Wille, Um Tod und Schmach zu bringen uns Entzückten!
Ihr sollt im Spiegel eurer Sch?nheitsfülle Den Glanz uns ahnen lassen jener Sph?ren, Die noch uns birgt des Staubes Schleierhülle.
Die ird'sche Sch?nheit soll uns glauben lehren An ew'ge Sch?nheit, g?ttliche Vollendung; Und du lebst nur zu t?ten, zu verheeren!
Ein Himmelsbote, spottend seiner Sendung, Verdient den Untergang noch mehr als jene, Die ihm gefolgt in menschlicher Verblendung.
Die Liebe zeigt dein Ende mir, du Sch?ne, Dass meine Warnung deinen Stolz vernichtet Und dir ins Auge lockt die Reuetr?ne.
O fühle doch der Welt dich auch verpflichtet, Für die so sch?n geschaffen du; gefallen Lass dir die Lieder, dir zum Ruhm gedichtet.
Die Tugend nützt sich selbst nicht nur, nein allen, Dem Himmel gleich, der Licht am meisten spendet, Wo sich am dunkelsten die Schatten ballen,
Du aber hast dich geizig abgewendet; Wir sterben, du bleibst ungestraft auf Erden; Nun seht ihr, dass nicht hier das Dasein endet,
Und dass Gerechtigkeit geübt muss werden In andern Welten. Weh, dass treue Dienste Man lohnt durch Qual und t?dliche Gef?hrden! ----
1. Sophie Hasenclever.
AUF DIE "NACHT" DES BUONARROTI VON GIOVANNI STROZZI.
"Die Nacht, die wir in tiefem Schlummer sehen, Ein Engel schuf sie hier aus diesem Stein, Und weil sie schl?ft, muss sie lebendig sein, Geh, wecke sie, sie
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