die eine. (Rhetorisch:) Die Art, die du kennst, ist auf gegenseitige Achtung gegründet, auf der Anerkennung des Rechtes eines jeden Mitglieds des Hauses, auf Unabh?ngigkeit und Selbstbestimmung (ihre Betonung des Wortes "Selbstbestimmung" ist bedeutsam:) in seinen pers?nlichen Angelegenheiten. Und weil du dieses Recht immer genossen hast, scheint es dir so selbstverst?ndlich, da? du es nicht mehr sch?tzest;--aber (mit bei?ender Sch?rfe:) es gibt noch eine andere Art des Familienlebens. Ein Leben, in dem Ehem?nner die Briefe ihrer Frauen ?ffnen und von ihnen Rechenschaft für jeden Pfennig ihrer Ausgaben und jeden Augenblick ihrer Zeit verlangen, ein Familienleben, in welchem Frauen dasselbe von ihren Kindern fordern! Ein Familienleben, in welchem kein Zimmer abgeschlossen und keine Stunde heilig ist, in welchem Pflicht, Gehorsam, Liebe, Heim, Sittlichkeit und Religion verabscheuenswerte Tyrannen sind und das Dasein eine vulg?re Kette von Strafen und Lügen bedeutet, von Zwang und Unterdrückung, Eifersucht, Argwohn und gegenseitigem Beschuldigen--oh! Ich kann es dir nicht beschreiben: zu deinem Glück wei?t du nichts davon. (Sie setzt sich und holt Atem.
(Gloria hat mit gl?nzenden Augen zugeh?rt und teilt den ganzen Unwillen ihrer Mutter.)
(Dolly ganz unempf?nglich für Rhetorik:) Siehe "Die Eltern des zwanzigsten Jahrhunderts", Kapitel über Freiheit, passim.
(Frau Clandon berührt liebevoll ihre Schulter, selbst durch ein Spottwort von ihr bes?nftigt:) Meine liebe Dolly, wenn du nur wü?test, wie froh ich bin, da? dir das alles nur einen Scherz bedeutet, so bitter ernst es mir auch ist. (Wendet sich etwas entschlossener zu Philip:) Phil, ich frage dich niemals nach deinen Privatangelegenheiten; du wirst dir doch nicht einfallen lassen, mich nach den meinigen zu fragen--wie?
(Philip.) Ich glaube, wir sind es uns selbst schuldig, zu erkl?ren, da? die Frage, die wir an dich richten wollen, ebensosehr unsere Angelegenheit wie die deine ist.
(Dolly.) überdies kann's nicht gut sein, da? jemand eine Menge Fragen in seinem Innern verschlossen herumtragen soll. Das hast du getan, Mama! Aber schau, wie entsetzlich es dafür aus mir hervorbricht.
(Frau Clandon.) Ich sehe, ihr mü?t eure Frage stellen. Also tut es.
(Dolly) und (Philip gleichzeitig:) Wer--(Sie halten inne.)
(Philip.) Nun aber, Dolly! Soll ich diese Angelegenheit führen oder du?
(Dolly.) Du.
(Philip.) Dann halte deinen Mund. (Dolly tut das in des Wortes buchst?blicher Bedeutung:) Der Fall ist einfach folgender: Als der Zahnschlosser--
(Frau Clandon protestierend:) Phil!
(Philip.) Zahnarzt ist ein h??liches Wort. Der Mann des Goldes und des Elfenbeins fragte uns also, ob wir die Kinder des Herrn Densmore Clandon aus Newbury Hall w?ren. Gem?? deinen, in der Abhandlung über das Betragen im zwanzigsten Jahrhundert, ausgesprochenen Lehren und deinen uns wiederholt pers?nlich erteilten Ermahnungen, die Zahl unserer unn?tigen Lügen zu beschr?nken, haben wir wahrheitsgetreu geantwortet, da? wir es nicht wü?ten.
(Dolly.) Das wu?ten wir auch nicht!
(Philip.) Sch! Die Folge davon war, da? der Gummiarchitekt bezüglich der Annahme unserer Einladung gro?e Schwierigkeiten machte, obgleich ich bezweifle, da? er in den letzten vierzehn Tagen etwas anderes genossen hat als Tee und Butterbrot.--Nun bin ich aber dank meiner Menschenkenntnis zu der überzeugung gelangt, da? wir einen Vater gehabt haben müssen und da? du wahrscheinlich wei?t, wer das war.
(Frau Clandon, deren Erregung wiederkehrt:) Halt, Phil! Dein Vater bedeutet weder etwas für dich noch für mich. (Heftig:) Das genügt! (Die Zwillinge schweigen, sind aber nicht befriedigt. Sie machen lange Gesichter.)
(Gloria, die dem Streit aufmerksam zugeh?rt hat, mengt sich pl?tzlich ein. Vortretend:) Mutter, wir haben ein Recht zu wissen, wer unser Vater ist!
(Frau Clandon erhebt sich und wendet sich zu ihr:) Gloria! "Wir?" Wer ist "wir"?
(Gloria, entschlossen:) Wir drei. (Ihr Ton ist nicht mi?zuverstehen, sie setzt zum ersten Male ihre Entschlossenheit der ihrer Mutter feindlich entgegen. Die Zwillinge treten sofort zum Feinde über.)
(Frau Clandon verletzt:) "Wir" pflegte sonst in deinem Munde "du und ich" zu bedeuten, Gloria.
(Philip erhebt sich entschlossen und setzt den Schemel beiseite:) Wir tun dir weh--also lassen wir's sein. Wir dachten nicht, da? es dich so unangenehm berühren k?nnte. Ich will es nicht wissen.
(Dolly den Tisch verlassend:) Ich schon gar nicht.--Oh, schau nicht so traurig drein, Mama! (Sie blickt ?rgerlich auf Gloria.)
(Frau Clandon führt ihr Taschentuch rasch an die Augen und setzt sich wieder:) Ich danke dir, Liebling. Ich danke dir, Phil.
(Gloria unerbittlich:) Es ist unser gutes Recht, das zu erfahren, Mutter!
(Frau Clandon entrüstet:) Ah! Du bestehst also darauf!
(Gloria.) Sollen wir es nie erfahren?
(Dolly.) O Gloria--nicht doch! Das ist unmenschlich!
(Gloria mit ruhigem Hohn:) Was hat man davon, wenn man schwach ist? Du h?rst, was hier mit diesem Herrn geschehen ist, Mutter. Ganz dasselbe ist auch mir widerfahren.
/* (Frau Clandon) Was meinst du? (Dolly) }(alle zusammen:) O erz?hle! (Philip) Was ist dir passiert? */
(Gloria.) Oh, nichts von Belang! (Sie wendet sich ab und geht an den Armstuhl vor dem Kamin, in den sie sich, fast mit dem Rücken gegen die andern, niederl??t. Da alle erwartungsvoll schweigen, fügt sie, über die Schulter sprechend, mit gemachter Gleichgültigkeit hinzu:) An Bord des Schiffes hat mir der erste Offizier die Ehre erwiesen, um meine Hand anzuhalten.
(Dolly.) Nein, um meine Hand!
(Frau Clandon.) Der
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