Lieder von Lessing | Page 6

Gotthold Ephraim Lessing
sie flieht, die Ungetreue!?Und sie besa? mein Herz.
Der Freund.?Um eine Falsche dich betrüben??Du bist ja klug genug.
Der Dichter.?O schweig! das hei?t nicht lieben,?L??t uns die Liebe klug.
Die Biene
Als Amor in den goldnen Zeiten?Verliebt in Sch?ferlustbarkeiten?Auf bunten Blumenfeldern lief,?Da stach den kleinsten von den G?ttern?Ein Bienchen, das in Rosenbl?ttern,?Wo es sonst Honig holte, schlief.
Durch diesen Stich ward Amor klüger.?Der unersch?pfliche Betrüger?Sann einer neuen Kriegslist nach:?Er lauscht in Rosen und Violen;?Und kam ein M?dchen sie zu holen,?Flog er als Bien heraus, und stach.
Die Diebin
(1745)
Du Diebin mit der Rosenwange,?Du mit den blauen Augen da!?Dich mein ich!--wird dir noch nicht bange??Gesteh nur, was ich fühlt und sah!
Du schweigst? Doch deine Rosenwange?Glüht schuldig, r?ter, als vorhin,?O Diebin mit der Rosenwange,?Wo ist mein Herz, wo kam es hin?
Die Einwohner des Mondes
Die M?gdchen die in sechzehn Jahren?Noch nicht das leckre Glück erfahren,?Wozu sie ihre Mütter sparen;?Das Stutzerchen, das was gelernt;?Das Weib, das nie sich aus den Schranken?Der ehelichen Pflicht entfernt,?Und um den Mann die Welt vergi?t;?Der Bettler, der bei dem Bedanken?So h?flich wie beim Bitten ist;?Der Dichter, welcher nie gelogen,?Dem stets der Reim, und niemals er,?Dem lieben Reime nachgezogen;?Der Pfaffe, der stolz auf sein Amt,?Um Kleinigkeiten nicht verdammt,?Und wei? durch Taten zu ermahnen;?Der Edle, der von seinen Ahnen?In unzertrennter Ordnung stammt,?Ohn da? ein wackrer Bauerknecht?Nicht oft das Heldenblut geschw?cht;?Ein Arzt, der keinen tot gemacht;?Der Krieger, der mehr k?mpft als fluchet;?Der Hagestolz, der in der Nacht,?Was er am Tage flieht, nicht suchet;?Das fromme Weib, das nie geschm?lt;?Der reiche Greis, dem nichts gefehlt;?Und hundert andre sch?ne Sachen,?Die unsern Zeiten Ehre machen:?Wo trifft man die?--Vielleicht im Mond,?Wo jedes Hirngespinste wohnt.
Die Ente
Ente, wahres Bild von mir,?Wahres Bild von meinen Brüdern!?Ente, jetzo schenk ich dir?Auch ein Lied von meinen Liedern.
Oft und oft mu? dich der Neid?Zechend auf dem Teiche sehen.?Oft sieht er aus Trunkenheit?Taumelnd dich in Pfützen gehen.
Auch ein Tier--o das ist viel!?H?lt den Satz für wahr und sü?e,?Da?, wer glücklich leben will,?Fein das Trinken lieben müsse.
Ente, ists nicht die Natur,?Die dich stets zum Teiche treibet??Ja, sie ists; drum folg ihr nur.?Trinke, bis nichts übrig bleibet.
Ja, du trinkst und singst dazu.?Neider nennen es zwar schnadern;?Aber, Ente, ich und du?Wollen nicht um Worte hadern.
Wem mein Singen nicht gef?llt,?Mag es immer Schnadern nennen.?Will uns nur die neidsche Welt?Als versuchte Trinker kennen.
Aber, wie bedaur ich dich,?Da? du nur mu?t Wasser trinken.?Und wie glücklich sch?tz ich mich,?Wenn mir Weine dafür blinken.
Armes Tier, ergib dich drein.?La? dich nicht den Neid verführen.?Denn des Weins Gebrauch allein?Unterscheidet uns von Tieren.
In der Welt mu? Ordnung sein.?Menschen sind von edlern Gaben.?Du trinkst Wasser, und ich Wein:?So will es die Ordnung haben.
Die Faulheit
Flei? und Arbeit lob ich nicht.?Flei? und Arbeit lob ein Bauer.?Ja, der Bauer selber spricht,?Flei? und Arbeit wird ihm sauer.?Faul zu sein, sei meine Pflicht;?Diese Pflicht ermüdet nicht.
Bruder, la? das Buch voll Staub.?Willst du l?nger mit ihm wachen??Morgen bist du selber Staub!?La? uns faul in allen Sachen,?Nur nicht faul zu Lieb und Wein,?Nur nicht faul zur Faulheit sein.
Die Gespenster
Der Alte?O Jüngling! sei so ruchlos nicht,?Und leugne die Gespenster.?Ich selbst sah eins beim Mondenlicht?Aus meinem Kammerfenster,?Das sa? auf einem Leichenstein:?Drum müssen wohl Gespenster sein.
Der Jüngling?Ich wende nichts dawider ein;?Es müssen wohl Gespenster sein.
Der Alte?Als meiner Schwester Sohn verschied,?(Das sind nunmehr zehn Jahre!)?Sah seine Magd, die trefflich sieht,?Des Abends eine Bahre,?Und oben drauf ein Totenbein:?Drum müssen wohl Gespenster sein.
Der Jüngling?Ich wende nichts dawider ein;?Es müssen wohl Gespenster sein.
Der Alte?Und als mein Freund im Treffen blieb,?Das Frankreich jüngst verloren,?H?rt seine Frau, wie sie mir schrieb,?Mit ihren eignen Ohren?Zu Mitternacht drei Eulen schrein:?Drum müssen wohl Gespenster sein.
Der Jüngling?Ich wende nichts dawider ein;?Es müssen wohl Gespenster sein.
Der Alte?In meinem Keller selbst gehts um.?Ich h?r oft ein Gesause;?Doch werden die Gespenster stumm,?Ist nur mein Sohn zu Hause.?Denk nur, sie saufen meinen Wein:?Das müssen wohl Gespenster sein.
Der Jüngling?Ich wende nichts dawider ein;?Doch wünscht ich eins davon zu sein.
Der Alte?Auch wei? ich nicht, was manche Nacht?In meiner Tochter Kammer?Sein Wesen hat, bald seufzt, bald lacht;?Oft bringt mirs Angst und Jammer.?Ich wei? das M?dchen schl?ft allein;?Drum müssen es Gespenster sein.
Der Jüngling?Ich wende nichts dawider ein;?Doch wünscht ich ihr Gespenst zu sein.
Die Gewi?heit
Ob ich morgen leben werde,?Wei? ich freilich nicht:?Aber, wenn ich morgen lebe,?Da? ich morgen trinken werde,?Wei? ich ganz gewi?.
Die Haushaltung
Zankst du schon wieder? sprach Hans Lau?Zu seiner lieben Ehefrau.?"Versoffner, unversch?mter Mann"--–?Geduld, mein Kind, ich zieh mich an--?"Wo nun schon wieder hin?" Zu Weine.?Zank du alleine.
"Du gehst?--Verdammtes Kaffeehaus!?Ja! blieb er nur die Nacht nicht aus.?Gott! ich soll so verlassen sein?--?Wer pocht?--Herr Nachbar?--nur herein!?Mein b?ser Teufel ist zu Weine:?Wir sind alleine."
Die Küsse
Der Neid, o Kind,?Z?hlt unsre Küsse:?Drum kü? geschwind?Ein Tausend Küsse;?Geschwind du mich,?Geschwind ich dich!?Geschwind, geschwind,?O Laura, küsse?Manch Tausend Küsse:?Damit er sich?Verz?hlen müsse.
Die Küsse
Ein Kü?chen, das ein Kind mir schenket,?Das mit dem Küssen nur noch spielt,?Und bei dem Küssen noch nichts denket,?Das ist ein Ku?, den man nicht fühlt.
Ein Ku?, den mir ein Freund verehret,?Das ist ein Gru?, der eigentlich?Zum wahren Küssen nicht geh?ret:?Aus kalter Mode kü?t er mich.
Ein Ku?,
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