Lieder von Lessing | Page 5

Gotthold Ephraim Lessing
Dukaten?Den Sinn des kleinen Worts erraten.?Man nehm es nicht buchst?blich an,?Der Buchstab bringet Tod und Bann.
"Ach! schenkte mir mein lieber Gott?Nur einst mein liebes bi?chen Brot;?Ich wollte mich begnügen lassen?Und keinen Reichen neidisch hassen."?Oh, das ist Staxen leicht zu sagen,?Doch, wollt ihr eine Wette wagen,?Stax schlie?et Fische, Braten, Wein?Mit in den Wunsch des Brotes ein.
O Liebste! machet dir mein Mund?Den hei?en Wunsch nach Küssen kund,?So wisse, da? ich mehr begehret?Als dir mein scheuer Mund erkl?ret.?Ein Ku? bei mir ist--Soll ichs sagen??Doch still! Du willst mich heimlich fragen.?Komm! jener Lustwald ruft dir zu:?O M?gdchen! was du tun willst, tu!
Der gr??te Mann
La?t uns den Priester Orgon fragen:?Wer ist der gr??te Mann??Mit stolzen Mienen wird er sagen.?Wer sich zum kleinsten machen kann.
La?t uns den Dichter Kriton h?ren:?Wer ist der gr??te Mann??Er wird es uns in Versen schw?ren:?Wer ohne Mühe reimen kann.
La?t uns den Hofmann Damis fragen:?Wer ist der gr??te Mann??Er bückt sich l?chelnd; das will sagen:?Wer l?cheln und sich bücken kann.
Wollt ihr vom Philosophen wissen,?Wer ist der gr??te Mann??Aus dunkeln Reden mü?t ihr schlie?en:?Wer ihn verstehn und grübeln kann.
Was darf ich jeden Toren fragen:?Wer ist der gr??te Mann??Ihr seht, die Toren alle sagen:?Wer mir am n?chsten kommen kann.
Wollt ihr den klügsten Toren fragen:?Wer ist der gr??te Mann??So fraget mich; ich will euch sagen:?Wer trunken sie verlachen kann.
Der mü?ige P?bel
Um einen Arzt und seine Bühne?Stand mit erstaunungsvoller Miene?Die leicht betrogne Menge?In lobendem Gedr?nge.?Ein weiser Trinker ging vorbei,?Und schriee: welche Polizei!?So mü?ig hier zu stehen??Kann nicht das Volk zu Weine gehen?
Der neue Welt-Bau
Der Wein, der Wein macht nicht nur froh,?Er macht auch zum Astronomo.?Ihr kennt doch wohl den gro?en Geist,?Nach dem der wahre Welt-Bau hei?t??Von diesem hab ich einst gelesen,?Da? er beim Weine gleich gewesen,
Als er der Sonne Stillestand,?Die alte neue Wahrheit fand.
Der Wein, der Wein macht nicht nur froh,?Er macht auch zum Astronomo.?H?rt! h?rt, ihr Sternenfahrer, h?rt,?Was mir der Wein, der Wein gelehrt!?So kann der Wein den Witz verst?rken!?Wir laufen selbst, ohn es zu merken,
Von Osten t?glich gegen West!?Die Sonne ruht. Die Welt steht fest!
Der philosophische Trinker
Mein Freund, der Narr vom philosophschen Orden,?Hat sich bekehrt, und ist ein Trinker worden.?Er zecht mit mir und meinen Brüdern,?Und fühlet schon in unsern Liedern?Mehr Weisheit, Witz und Kraft,?Als Jacob B?hm und Newton schafft.?Doch bringt er seine spitzgen Fragen,?Die minder als sie sagen, sagen,?Noch dann und wann hervor,?Und plagt mit Schlüssen unser Ohr.?Jüngst fragt er mich am vollen Tische,?Warum wohl in der Welt der Fische,?In Flüssen und im Meer,?Nicht Wein statt Wassers w?r??Ohn Ursach, sprach er, kann nichts sein.?Die Antwort fiel mir schwer;?Ich dachte hin und her,?Doch endlich fiel mirs ein.?"Die Ursach ist leicht zu erdenken",?Sprach ich mit aufgestemmtem Arm.?Und welche? schrie der ganze Schwarm.?"Damit, wenn Esel davon tr?nken,?Die Esel, nur verdammt zu Bürden,?Nicht klüger als die Menschen würden."?Die Antwort, schrie man, l??t sich h?ren.?Drum trinket eins der Weltweisheit zu Ehren!
Der schw?rende Liebhaber
Ich schw?r es dir, o Laura, dich zu hassen;?Gerechten Ha? schw?r ich dir zu.?Ich schw?r es allen Sch?nen, sie zu hassen;?Weil alle treulos sind, wie du.?Ich schw?r es dir, vor Amors Ohren,?Da? ich--ach! da? ich falsch geschworen.
Der trunkne Dichter lobt den Wein
Mit Ehren, Wein, von dir bemeistert,?Und deinem flü?gen Feur begeistert,?Stimm ich zum Danke, wenn ich kann,?Ein dir geheiligt Loblied an.
Doch wie? in was für kühnen Weisen?Werd ich, o G?ttertrank, dich preisen??Dein Ruhm, h?r ihn summarisch an,?Ist, da? ich ihn nicht singen kann.
Die 47ste Ode Anakreons
Alter tanze! Wenn du tanzest,?Alter, so gef?llst du mir!?Jüngling, tanze! Wenn du tanzest,?Jüngling, so gef?llst du mir.
Alter, tanze, trotz den Jahren!?Welche Freude, wenn es hei?t:?Alter, du bist alt an Haaren,?Blühend aber ist dein Geist!
Nachahmung dieser Ode
Jüngling, lebst du nicht in Freuden,?Jüngling, o so ha? ich dich!?Alter, lebst du nicht in Freuden,?Alter, o so ha? ich dich!
Jüngling, trauerst du in Jahren,?Wo die Pflicht sich freuen hei?t?--?Sch?me dich! so frisch an Haaren,?Jüngling, und so schwach an Geist!
Die Abwechslung
Ich trinke nicht stets einen Wein.?Das m?chte mir zu ekel sein.?Wein aus Burgund, Wein von der Mosel Strande,?Einheimschen Wein, Wein aus dem Frankenlande,?Die wechsl ich t?glich mit Bedacht,?Weil Wechseln alles sü?er macht.
Und mich soll nur ein artig Kind,?Wenn mehrere zu finden sind,?Durch sü?en Zwang gepriesner Liebe binden??Oh, dies z?hlt ich mit unter meine Sünden.?Nein, nein, ich folge meinem Brauch,?Mit artgen Kindern wechsl ich auch.
Die Antwort
Der Nachbarin Climene?Schrieb ich von Lieb und Glut.?Die christlich holde Sch?ne?War allen Menschen gut.?Sie hat den Brief bekommen,?Voll Sehnsucht angenommen,?Gekü?t und aufgemacht,?Gelesen und gelacht.?Ach Gott, das gute Kind!
Sie wird wohl wieder schreiben??Nein; schreiben kann sie nicht.?Nur sich die Zeit vertreiben,?Ist ihre Kunst und Pflicht.?Doch ohne Trost mich lassen,?Hie? meine Liebe hassen;?Drum k?mmt sie selbst zu mir,?Durch unsre Hintertür.?Ach, gar zu gutes Kind!
Die Beredsamkeit
Freunde, Wasser machet stumm:?Lernet dieses an den Fischen.?Doch beim Weine kehrt sichs um:?Dieses lernt an unsern Tischen.?Was für Redner sind wir nicht,?Wenn der Rheinwein aus uns spricht!?Wir ermahnen, streiten, lehren;?Keiner will den andern h?ren.
Die Betrübnis
Der Dichter und sein Freund.
Der Freund.?Freund! welches Unglück, welche Reue?Macht dir so bittern Schmerz?
Der Dichter.?Ach Freund!
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