du in Jahren,
Wo die Pflicht sich freuen heißt?--
Schäme dich! so frisch an Haaren,
Jüngling, und so schwach an
Geist!
Die Abwechslung
Ich trinke nicht stets einen Wein.
Das möchte mir zu ekel sein.
Wein aus Burgund, Wein von der Mosel Strande,
Einheimschen
Wein, Wein aus dem Frankenlande,
Die wechsl ich täglich mit
Bedacht,
Weil Wechseln alles süßer macht.
Und mich soll nur ein artig Kind,
Wenn mehrere zu finden sind,
Durch süßen Zwang gepriesner Liebe binden?
Oh, dies zählt ich mit
unter meine Sünden.
Nein, nein, ich folge meinem Brauch,
Mit
artgen Kindern wechsl ich auch.
Die Antwort
Der Nachbarin Climene
Schrieb ich von Lieb und Glut.
Die
christlich holde Schöne
War allen Menschen gut.
Sie hat den Brief
bekommen,
Voll Sehnsucht angenommen,
Geküßt und aufgemacht,
Gelesen und gelacht.
Ach Gott, das gute Kind!
Sie wird wohl wieder schreiben?
Nein; schreiben kann sie nicht.
Nur sich die Zeit vertreiben,
Ist ihre Kunst und Pflicht.
Doch ohne
Trost mich lassen,
Hieß meine Liebe hassen;
Drum kömmt sie
selbst zu mir,
Durch unsre Hintertür.
Ach, gar zu gutes Kind!
Die Beredsamkeit
Freunde, Wasser machet stumm:
Lernet dieses an den Fischen.
Doch beim Weine kehrt sichs um:
Dieses lernt an unsern Tischen.
Was für Redner sind wir nicht,
Wenn der Rheinwein aus uns spricht!
Wir ermahnen, streiten, lehren;
Keiner will den andern hören.
Die Betrübnis
Der Dichter und sein Freund.
Der Freund.
Freund! welches Unglück, welche Reue
Macht dir so
bittern Schmerz?
Der Dichter.
Ach Freund! sie flieht, die Ungetreue!
Und sie besaß
mein Herz.
Der Freund.
Um eine Falsche dich betrüben?
Du bist ja klug genug.
Der Dichter.
O schweig! das heißt nicht lieben,
Läßt uns die Liebe
klug.
Die Biene
Als Amor in den goldnen Zeiten
Verliebt in Schäferlustbarkeiten
Auf bunten Blumenfeldern lief,
Da stach den kleinsten von den
Göttern
Ein Bienchen, das in Rosenblättern,
Wo es sonst Honig
holte, schlief.
Durch diesen Stich ward Amor klüger.
Der unerschöpfliche Betrüger
Sann einer neuen Kriegslist nach:
Er lauscht in Rosen und Violen;
Und kam ein Mädchen sie zu holen,
Flog er als Bien heraus, und
stach.
Die Diebin
(1745)
Du Diebin mit der Rosenwange,
Du mit den blauen Augen da!
Dich
mein ich!--wird dir noch nicht bange?
Gesteh nur, was ich fühlt und
sah!
Du schweigst? Doch deine Rosenwange
Glüht schuldig, röter, als
vorhin,
O Diebin mit der Rosenwange,
Wo ist mein Herz, wo kam
es hin?
Die Einwohner des Mondes
Die Mägdchen die in sechzehn Jahren
Noch nicht das leckre Glück
erfahren,
Wozu sie ihre Mütter sparen;
Das Stutzerchen, das was
gelernt;
Das Weib, das nie sich aus den Schranken
Der ehelichen
Pflicht entfernt,
Und um den Mann die Welt vergißt;
Der Bettler,
der bei dem Bedanken
So höflich wie beim Bitten ist;
Der Dichter,
welcher nie gelogen,
Dem stets der Reim, und niemals er,
Dem
lieben Reime nachgezogen;
Der Pfaffe, der stolz auf sein Amt,
Um
Kleinigkeiten nicht verdammt,
Und weiß durch Taten zu ermahnen;
Der Edle, der von seinen Ahnen
In unzertrennter Ordnung stammt,
Ohn daß ein wackrer Bauerknecht
Nicht oft das Heldenblut
geschwächt;
Ein Arzt, der keinen tot gemacht;
Der Krieger, der
mehr kämpft als fluchet;
Der Hagestolz, der in der Nacht,
Was er
am Tage flieht, nicht suchet;
Das fromme Weib, das nie geschmält;
Der reiche Greis, dem nichts gefehlt;
Und hundert andre schöne
Sachen,
Die unsern Zeiten Ehre machen:
Wo trifft man
die?--Vielleicht im Mond,
Wo jedes Hirngespinste wohnt.
Die Ente
Ente, wahres Bild von mir,
Wahres Bild von meinen Brüdern!
Ente,
jetzo schenk ich dir
Auch ein Lied von meinen Liedern.
Oft und oft muß dich der Neid
Zechend auf dem Teiche sehen.
Oft
sieht er aus Trunkenheit
Taumelnd dich in Pfützen gehen.
Auch ein Tier--o das ist viel!
Hält den Satz für wahr und süße,
Daß,
wer glücklich leben will,
Fein das Trinken lieben müsse.
Ente, ists nicht die Natur,
Die dich stets zum Teiche treibet?
Ja, sie
ists; drum folg ihr nur.
Trinke, bis nichts übrig bleibet.
Ja, du trinkst und singst dazu.
Neider nennen es zwar schnadern;
Aber, Ente, ich und du
Wollen nicht um Worte hadern.
Wem mein Singen nicht gefällt,
Mag es immer Schnadern nennen.
Will uns nur die neidsche Welt
Als versuchte Trinker kennen.
Aber, wie bedaur ich dich,
Daß du nur mußt Wasser trinken.
Und
wie glücklich schätz ich mich,
Wenn mir Weine dafür blinken.
Armes Tier, ergib dich drein.
Laß dich nicht den Neid verführen.
Denn des Weins Gebrauch allein
Unterscheidet uns von Tieren.
In der Welt muß Ordnung sein.
Menschen sind von edlern Gaben.
Du trinkst Wasser, und ich Wein:
So will es die Ordnung haben.
Die Faulheit
Fleiß und Arbeit lob ich nicht.
Fleiß und Arbeit lob ein Bauer.
Ja,
der Bauer selber spricht,
Fleiß und Arbeit wird ihm sauer.
Faul zu
sein, sei meine Pflicht;
Diese Pflicht ermüdet nicht.
Bruder, laß das Buch voll Staub.
Willst du länger mit ihm wachen?
Morgen bist du selber Staub!
Laß uns faul in allen Sachen,
Nur
nicht faul zu Lieb und Wein,
Nur nicht faul zur Faulheit sein.
Die Gespenster
Der Alte
O Jüngling! sei so ruchlos nicht,
Und leugne die
Gespenster.
Ich selbst sah eins beim Mondenlicht
Aus meinem
Kammerfenster,
Das saß auf einem Leichenstein:
Drum müssen
wohl Gespenster sein.
Der Jüngling
Ich wende nichts dawider ein;
Es müssen wohl
Gespenster sein.
Der Alte
Als meiner Schwester Sohn verschied,
(Das sind nunmehr
zehn Jahre!)
Sah seine Magd, die trefflich sieht,
Des Abends eine
Bahre,
Und oben drauf ein Totenbein:
Drum müssen wohl
Gespenster sein.
Der Jüngling
Ich wende nichts dawider ein;
Es müssen wohl
Gespenster sein.
Der Alte
Und als mein Freund im Treffen blieb,
Das Frankreich
jüngst verloren,
Hört seine Frau, wie sie mir schrieb,
Mit ihren
eignen Ohren
Zu Mitternacht drei Eulen schrein:
Drum
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