Alles ging für mich verloren,
Als ich Sylvien verlor.
Du nur gingst
nicht mit verloren,
Liebe, da ich sie verlor!
Der Vetter und die Muhme
O fluche, Freund, nicht alles Wetter
Auf deinen eigensinngen Vetter.
Schmält er manchmal; so laß es sein.
Er hat ja guten Wein.
Auch fluche nicht der alten Muhme.
Man muß ihr Brummen, sich
zum Ruhme,
Mit stiller Sanftmut übergehn.
Die Tochter ist ja
schön.
Der Wunsch
Wenn ich, Augenlust zu finden,
Unter schatticht kühlen Linden
Schielend auf und nieder gehe,
Und ein häßlich Mädchen sehe,
Wünsch ich plötzlich blind zu sein.
Wenn ich, Augenlust zu finden,
Unter schatticht kühlen Linden
Schielend auf und nieder gehe,
Und ein schönes Mädchen sehe,
Möcht ich lauter Auge sein.
Der alte und der junge Wein
Ihr Alten trinkt, euch jung und froh zu trinken:
Drum mag der junge
Wein
Für euch, ihr Alten, sein.
Der Jüngling trinkt, sich alt und klug zu trinken:
Drum muß der alte
Wein
Für mich, den Jüngling, sein.
Der bescheidene Wunsch
Der Pfennig, den man andachtsvoll
Dem Priester beichtend geben
soll,
Gilt mehr als im gemeinen Leben
Ein Pfennig, den wir Iro
geben.
Die Klügsten müssen durch Dukaten
Den Sinn des kleinen
Worts erraten.
Man nehm es nicht buchstäblich an,
Der Buchstab
bringet Tod und Bann.
"Ach! schenkte mir mein lieber Gott
Nur einst mein liebes bißchen
Brot;
Ich wollte mich begnügen lassen
Und keinen Reichen
neidisch hassen."
Oh, das ist Staxen leicht zu sagen,
Doch, wollt ihr
eine Wette wagen,
Stax schließet Fische, Braten, Wein
Mit in den
Wunsch des Brotes ein.
O Liebste! machet dir mein Mund
Den heißen Wunsch nach Küssen
kund,
So wisse, daß ich mehr begehret
Als dir mein scheuer Mund
erkläret.
Ein Kuß bei mir ist--Soll ichs sagen?
Doch still! Du willst
mich heimlich fragen.
Komm! jener Lustwald ruft dir zu:
O
Mägdchen! was du tun willst, tu!
Der größte Mann
Laßt uns den Priester Orgon fragen:
Wer ist der größte Mann?
Mit
stolzen Mienen wird er sagen.
Wer sich zum kleinsten machen kann.
Laßt uns den Dichter Kriton hören:
Wer ist der größte Mann?
Er
wird es uns in Versen schwören:
Wer ohne Mühe reimen kann.
Laßt uns den Hofmann Damis fragen:
Wer ist der größte Mann?
Er
bückt sich lächelnd; das will sagen:
Wer lächeln und sich bücken
kann.
Wollt ihr vom Philosophen wissen,
Wer ist der größte Mann?
Aus
dunkeln Reden müßt ihr schließen:
Wer ihn verstehn und grübeln
kann.
Was darf ich jeden Toren fragen:
Wer ist der größte Mann?
Ihr seht,
die Toren alle sagen:
Wer mir am nächsten kommen kann.
Wollt ihr den klügsten Toren fragen:
Wer ist der größte Mann?
So
fraget mich; ich will euch sagen:
Wer trunken sie verlachen kann.
Der müßige Pöbel
Um einen Arzt und seine Bühne
Stand mit erstaunungsvoller Miene
Die leicht betrogne Menge
In lobendem Gedränge.
Ein weiser
Trinker ging vorbei,
Und schriee: welche Polizei!
So müßig hier zu
stehen?
Kann nicht das Volk zu Weine gehen?
Der neue Welt-Bau
Der Wein, der Wein macht nicht nur froh,
Er macht auch zum
Astronomo.
Ihr kennt doch wohl den großen Geist,
Nach dem der
wahre Welt-Bau heißt?
Von diesem hab ich einst gelesen,
Daß er
beim Weine gleich gewesen,
Als er der Sonne Stillestand,
Die alte neue Wahrheit fand.
Der Wein, der Wein macht nicht nur froh,
Er macht auch zum
Astronomo.
Hört! hört, ihr Sternenfahrer, hört,
Was mir der Wein,
der Wein gelehrt!
So kann der Wein den Witz verstärken!
Wir
laufen selbst, ohn es zu merken,
Von Osten täglich gegen West!
Die Sonne ruht. Die Welt steht fest!
Der philosophische Trinker
Mein Freund, der Narr vom philosophschen Orden,
Hat sich bekehrt,
und ist ein Trinker worden.
Er zecht mit mir und meinen Brüdern,
Und fühlet schon in unsern Liedern
Mehr Weisheit, Witz und Kraft,
Als Jacob Böhm und Newton schafft.
Doch bringt er seine spitzgen
Fragen,
Die minder als sie sagen, sagen,
Noch dann und wann
hervor,
Und plagt mit Schlüssen unser Ohr.
Jüngst fragt er mich am
vollen Tische,
Warum wohl in der Welt der Fische,
In Flüssen und
im Meer,
Nicht Wein statt Wassers wär?
Ohn Ursach, sprach er,
kann nichts sein.
Die Antwort fiel mir schwer;
Ich dachte hin und
her,
Doch endlich fiel mirs ein.
"Die Ursach ist leicht zu erdenken",
Sprach ich mit aufgestemmtem Arm.
Und welche? schrie der ganze
Schwarm.
"Damit, wenn Esel davon tränken,
Die Esel, nur
verdammt zu Bürden,
Nicht klüger als die Menschen würden."
Die
Antwort, schrie man, läßt sich hören.
Drum trinket eins der
Weltweisheit zu Ehren!
Der schwörende Liebhaber
Ich schwör es dir, o Laura, dich zu hassen;
Gerechten Haß schwör ich
dir zu.
Ich schwör es allen Schönen, sie zu hassen;
Weil alle treulos
sind, wie du.
Ich schwör es dir, vor Amors Ohren,
Daß ich--ach!
daß ich falsch geschworen.
Der trunkne Dichter lobt den Wein
Mit Ehren, Wein, von dir bemeistert,
Und deinem flüßgen Feur
begeistert,
Stimm ich zum Danke, wenn ich kann,
Ein dir geheiligt
Loblied an.
Doch wie? in was für kühnen Weisen
Werd ich, o Göttertrank, dich
preisen?
Dein Ruhm, hör ihn summarisch an,
Ist, daß ich ihn nicht
singen kann.
Die 47ste Ode Anakreons
Alter tanze! Wenn du tanzest,
Alter, so gefällst du mir!
Jüngling,
tanze! Wenn du tanzest,
Jüngling, so gefällst du mir.
Alter, tanze, trotz den Jahren!
Welche Freude, wenn es heißt:
Alter,
du bist alt an Haaren,
Blühend aber ist dein Geist!
Nachahmung dieser Ode
Jüngling, lebst du nicht in Freuden,
Jüngling, o so haß ich dich!
Alter, lebst du nicht in Freuden,
Alter, o so haß ich dich!
Jüngling, trauerst
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