müssen
wohl Gespenster sein.
Der Jüngling
Ich wende nichts dawider ein;
Es müssen wohl
Gespenster sein.
Der Alte
In meinem Keller selbst gehts um.
Ich hör oft ein Gesause;
Doch werden die Gespenster stumm,
Ist nur mein Sohn zu Hause.
Denk nur, sie saufen meinen Wein:
Das müssen wohl Gespenster
sein.
Der Jüngling
Ich wende nichts dawider ein;
Doch wünscht ich eins
davon zu sein.
Der Alte
Auch weiß ich nicht, was manche Nacht
In meiner
Tochter Kammer
Sein Wesen hat, bald seufzt, bald lacht;
Oft bringt
mirs Angst und Jammer.
Ich weiß das Mädchen schläft allein;
Drum müssen es Gespenster sein.
Der Jüngling
Ich wende nichts dawider ein;
Doch wünscht ich ihr
Gespenst zu sein.
Die Gewißheit
Ob ich morgen leben werde,
Weiß ich freilich nicht:
Aber, wenn ich
morgen lebe,
Daß ich morgen trinken werde,
Weiß ich ganz gewiß.
Die Haushaltung
Zankst du schon wieder? sprach Hans Lau
Zu seiner lieben Ehefrau.
"Versoffner, unverschämter Mann"--–
Geduld, mein Kind, ich zieh
mich an--
"Wo nun schon wieder hin?" Zu Weine.
Zank du alleine.
"Du gehst?--Verdammtes Kaffeehaus!
Ja! blieb er nur die Nacht nicht
aus.
Gott! ich soll so verlassen sein?--
Wer pocht?--Herr
Nachbar?--nur herein!
Mein böser Teufel ist zu Weine:
Wir sind
alleine."
Die Küsse
Der Neid, o Kind,
Zählt unsre Küsse:
Drum küß geschwind
Ein
Tausend Küsse;
Geschwind du mich,
Geschwind ich dich!
Geschwind, geschwind,
O Laura, küsse
Manch Tausend Küsse:
Damit er sich
Verzählen müsse.
Die Küsse
Ein Küßchen, das ein Kind mir schenket,
Das mit dem Küssen nur
noch spielt,
Und bei dem Küssen noch nichts denket,
Das ist ein
Kuß, den man nicht fühlt.
Ein Kuß, den mir ein Freund verehret,
Das ist ein Gruß, der eigentlich
Zum wahren Küssen nicht gehöret:
Aus kalter Mode küßt er mich.
Ein Kuß, den mir mein Vater giebet,
Ein wohlgemeinter Segenskuß,
Wenn er sein Söhnchen lobt und liebet,
Ist etwas, das ich ehren
muß.
Ein Kuß von meiner Schwester Liebe
Steht mir als Kuß nur so weit
an,
Als ich dabei mit heißerm Triebe
An andre Mädchen denken
kann.
Ein Kuß, den Lesbia mir reichet,
Den kein Verräter sehen muß,
Und der dem Kuß der Tauben gleichet:
Ja, so ein Kuß, das ist ein
Kuß.
Die Kunstrichter und der Dichter
Die Kunstrichter
Ihr Dichter! seid des Stoffes voll,
Den eure Muse
singen soll:
Alsdann gerät das Lied euch wohl.
Der Dichter
Wohl! wohl! ihr Herren Richter, wohl!
Seht her! ich
bin des Stoffes voll,
Den meine Muse singen soll;
Ich bin, ich bin
des Weines voll:
Und doch gerät kein Lied mir wohl.
Die Kunstrichter
Du bist des Stoffes allzu voll,
Den deine Muse
singen soll:
Darum gerät kein Lied dir wohl.
Die Liebe
Ohne Liebe
Lebe, wer da kann.
Wenn er auch ein Mensch schon
bliebe,
Bleibt er doch kein Mann.
Süße Liebe,
Mach mein Leben süß!
Stille nie die regen Triebe
Sonder Hindernis.
Schmachten lassen
Sei der Schönen Pflicht!
Nur uns ewig
schmachten lassen,
Dieses sei sie nicht.
Die Musik
Ein Orpheus spielte; rings um ihn,
Mit lauschendem Gedränge
Stand die erstaunte Menge,
Durchs Ohr die Wollust einzuziehn.
Ein
Trinker kam von ungefähr,
Und taumelte den Weg daher.
Schnell
faßt' er sich, blieb horchend stehn,
Und ward entzückt, und schriee:
Schön!
So schön, als wenn bei meinem wackern Wirte
Das helle
Paßglas klirrte!
Die Mutter
Strenge Phyllis dich zu küssen,
Dich ein einzigmal zu küssen,
Hab
ich dich nicht bitten müssen!
Und doch darf ich dich nicht küssen.
Sagst du? "Meine Mutter spricht:
Phyllis, Tochter küsse nicht!"
Ist
es so was Böses, küssen?
Liegt kein Trieb dazu im Blut?
Doch--weg mit den schweren Schlüssen!
Laß sie warnen! kurz und
gut;
Was geht der die Mutter an,
Die selbst Mutter werden kann?
Die Namen
Ich fragte meine Schöne:
Wie soll mein Lied dich nennen?
Soll
dich als Dorimene,
Als Galathee, als Chloris,
Als Lesbia, als Doris,
Die Welt der Enkel kennen?
Ach! Namen sind nur Töne:
Sprach meine holde Schöne.
Wähl
selbst. Du kannst mich Doris,
Und Galathee und Chloris,
Und--wie
du willst mich nennen;
Nur nenne mich die Deine.
Die Planetenbewohner
Mit süßen Grillen sich ergötzen,
Einwohner in Planeten setzen,
Eh
man aus sichern Gründen schließt,
Daß Wein in den Planeten ist:
Das heißt zu früh bevölkern.
Freund, bringe nur zuerst aufs reine,
Daß in den neuen Welten Weine,
Wie in der, die wir kennen, sind:
Und glaube mir, dann kann ein
Kind
Auf seine Trinker schließen.
Die Planetenbewohner
Mit süßen Grillen sich ergötzen,
Einwohner in Planeten setzen,
Eh
man aus sichern Gründen schließt,
Daß Wein in den Planeten ist:
Das heißt zu früh bevölkern.
Freund, bringe nur zuerst aufs reine,
Daß in den neuen Welten Weine,
Wie in der, die wir kennen, sind:
Und glaube mir, dann kann ein
Kind
Auf seine Trinker schließen.
Die Redlichkeit
So weit sich läßt die Welt durchwandern,
Klagt ein verlarvter Schelm
dem andern
Die selbstverschuldte Seltenheit
Der nie geübten
Redlichkeit.
Und doch flucht ihre Lust zum Schätzen--
Da seht die Torheit ihrer
Herzen!
Seht, klagen sie nicht bloß zum Schein?
Doch fluchen sie
auf dich, o Wein!
So klagen, und dem Trinken fluchen,
Heißt Zwecke sonder Mittel
suchen.
Nun, Brüder, red ich nicht gelehrt?
Wie man es kaum von
Wolfen hört.
Wer hat die Redlichkeit erhoben
Ohn unsre Väter mit zu loben?
Ja,
ja, die trunken wacker Wein,
Wie konnten sie nicht redlich sein?
Drum, Brüder, bleibet euern Ahnen,
Die euch, so oft euch durstt,
ermahnen,
An Treu und Trunke kindlich gleich.
Trinkt redlich aus
und küsset euch!
Die Schöne von hinten
Sieh Freund! sieh da! was geht doch immer
Dort für ein reizend
Frauenzimmer?
Der neuen Tracht Vollkommenheit,
Der engen
Schritte Nettigkeit,
Die bei der kleinsten Hindrung stocken,
Der
weiße Hals voll schwarzer Locken,
Der wohlgewachsne
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