hundert Küsse.
Und deinen Wald?
Zweihundert Küsse.
Und dieses Buch? Für einen Kuß.
Und dieses
Lied? Für einen Kuß.
Wenn ich mit Schönen handeln muß,
Gilt alles bei mir einen Kuß.
Denn Küsse sind die besten Gelder.
Nicht nur Haus, Garten, Wald
und Felder;
Mein Vater--und mein Mutterteil,
Ich selber bin für
Küsse feil!
L.
Der Irrtum
Den Hund im Arm, mit bloßen Brüsten,
Sah Lotte frech herab.
Wie
mancher ließ sichs nicht gelüsten,
Daß er ihr Blicke gab.
Ich kam gedankenvoll gegangen,
Und sahe steif heran.
Ha! denkt
sie, der ist auch gefangen,
Und lacht mich schalkhaft an.
Allein, gesagt zur guten Stunde,
Die Jungfer irrt sich hier.
Ich sah
nach ihrem bunten Hunde:
Es ist ein artig Tier.
Der Regen
Der Regen hält noch immer an!
So klagt der arme Bauersmann;
Doch eher stimm ich nicht mit ein,
Es regne denn in meinen Wein.
Der Schiffbruch
"Gewagt! Freund, komm mit mir aufs Meer!
Das Trinken macht den
Beutel leer,
Drum hol ich mir in fernen Landen,
Die unsre Väter
niemals fanden,
Gold, Silber, Berlen, Edelstein;
Und folglich
Wein."
Nein Freund! nein Freund, dies wag ich nicht.
Gesetzt, daß unser
Schiff zerbricht,
So müssen wir ins Wasser sinken,
Und Wasser
wohl gezwungen trinken.
Und Wasser, Wasser schmecket schlecht.
Hab ich nicht recht?
Ja, wär im Meere lauter Wein,
So gäng ich, Freund, die Schiffahrt ein.
O Freund! o Freund, mit Freuden
Wollt ich gar Schiffbruch leiden.
Doch dies ist nicht. Drum bleibe hier.
Man borget dir.
Der Schlaf
Ich trinke bis um Mitternacht.
Wenn neben mir der Geizhals wacht,
Und mit bekümmertem Verlangen
Forscht, ob dem Schatze nichts
entgangen?
Da trink ich noch, und freue mich,
Und trinkend
Bacchus lob ich dich.
Da flieht der Durst! da flieht der Kummer!
Doch wärst du nicht, du süßer Schlummer,
Wenn sollt ich wieder
durstig werden?
Und würd ich nicht mehr durstig sein,
So tränk ich
ja auch nicht mehr Wein.
O Schlaf, welch Gut bist du der Erden!
Der Sommer
_Brüder! lobt die Sommerszeit!_
Ja, dich, Sommer, will ich loben!
Wer nur deine Munterkeit,
Deine bunte Pracht erhoben,
Dem ist
wahrlich, dem ist nur,
Nur dein halbes Lob gelungen,
Hätt er auch,
wie Brocks, gesungen,
Brocks, der Liebling der Natur.
Hör ein größer Lob von mir,
Sommer! ohne stolz zu werden.
Brennst du mich, so dank ichs dir,
Daß ich bei des Strahls
Beschwerden,
Bei der durstgen Mattigkeit,
Lechzend nach dem
Weine frage,
Und gekühlt den Brüdern sage:
_Brüder! lobt die
durstge Zeit!_
L.
Der Sonderling
Sobald der Mensch sich kennt,
Sieht er, er sei ein Narr;
Und
gleichwohl zürnt der Narr,
Wenn man ihn also nennt.
Sobald der Mensch sich kennt,
Sieht er, er sei nicht klug;
Doch ists
ihm lieb genug,
Wenn man ihn weise nennt.
Ein jeder, der mich kennt,
Spricht: Welcher Sonderling!
Nur
diesem ists ein Ding,
Wie ihn die Welt auch nennt.
Der Tabak
Dich, Tabak, lobt der Medikus,
Weil uns dein fleißiger Genuß
An
Zahn und Augen wohl kurieret,
Und Schleim und Kolster von uns
führet.
Dich lobet der Philosophus,
Wenn er scharf meditieren muß;
Weil
er, so lang er dich genießet,
Des Geistes Flatterkeit vermisset.
Dich lobet der Theologus
Durch einen homiletschen Schluß,
Wenn
er in deinem Rauch entzücket
Ein Bild der Eitelkeit erblicket.
Ich lob an dir als ein Jurist,
Was rechtens an dir löblich ist;
Daß,
wenigstens wie mir es dünket,
Man mehr und öfter bei dir trinket.
L.
Der Tausch an Hr. W.
Ein Mägdchen, das Verstand und Geist
Gemeiner Schönen Zahl
entreißt,
Ein Mägdchen, das bei Büchern schwitzet,
Wenn Phyllis
vor dem Spiegel sitzet,
Das ihrer Seelen Schönheit bessert,
Wenn
die die leibliche vergrößert,
Das gründlich denkt und gründlich
scherzt,
Platonisch liebt, platonisch herzt:
Freund, so ein Mägdchen
ist für dich,
Und nicht für mich.
Ein Mägdchen, dessen zärtlich Bild
Mit Zärtlichkeit die Herzen füllt,
Ein Mägdchen mit beredten Blicken,
Mit Füßen, die versteckt
entzücken,
Mit Händen, die liebkosend schlagen,
Und drückend,
dich nur lieb ich, sagen,
Mit schwarzem Haar, mit voller Brust,
Gemacht zu dauerhafter Lust:
Freund, so ein Mägdchen ist für mich,
Und nicht für dich.
Das Glück ist ungerecht und blind;
Wenn nicht die Dichter Lügner
sind.
Wie oft hat es mit deinem Hoffen,
Wie oft mit meinem
eingetroffen?
Wie wenn es, dich und mich zu kränken,
Dir mein,
und mir dein Kind wird schenken?
O Freund, was soll die Rache sein?
Der Tausch, o Freund, der Tausch allein.
Doch gibst du, geb ich
meine dir,
Auch deine mir?
Der Tod
Gestern, Brüder, könnt ihrs glauben?
Gestern bei dem Saft der
Trauben,
(Bildet euch mein Schrecken ein!)
Kam der Tod zu mir
herein.
Drohend schwang er seine Hippe,
Drohend sprach das Furchtgerippe:
Fort, du teurer Bacchusknecht!
Fort, du hast genug gezecht!
Lieber Tod, sprach ich mit Tränen,
Solltest du nach mir dich sehnen?
Sieh, da stehet Wein für dich!
Lieber Tod verschone mich!
Lächelnd greift er nach dem Glase;
Lächelnd macht ers auf der Base,
Auf der Pest, Gesundheit leer;
Lächelnd setzt ers wieder her.
Fröhlich glaub ich mich befreiet,
Als er schnell sein Drohn erneuet.
Narre, für dein Gläschen Wein
Denkst du, spricht er, los zu sein?
Tod, bat ich, ich möcht auf Erden
Gern ein Mediziner werden.
Laß
mich: ich verspreche dir
Meine Kranken halb dafür.
Gut, wenn das ist, magst du leben:
Ruft er. Nur sei mir ergeben.
Lebe, bis du satt geküßt,
Und des Trinkens müde bist.
Oh! wie schön klingt dies den Ohren!
Tod, du hast mich neu geboren.
Dieses Glas voll Rebensaft,
Tod, auf gute Brüderschaft!
Ewig muß ich also leben,
Ewig! denn beim Gott der Reben!
Ewig
soll mich Lieb und Wein,
Ewig Wein und Lieb erfreun!
Der Verlust
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