des Gemüts, Hatt' ich's gehört
nun, oder wußt' ich's sonst, Das Bild mir einer Blume, weiß und klein,
Mit siebenspalt'gem Kelch und schmalen Blättern; Die gib dem Vater,
sprach's, und er genest. In feuchten Gründen, schien es, wachse sie, Das
Tal von Budesch mußt' ich immer denken. Da nahm ich Korb und
Griffel und ging hin. Ich suchte und er starb. Solang ich lebe Will
büßen ich die unfreiwill'ge Schuld, Und dies mein Aug', es sei vom
heut'gen Tag Geweiht den Tränen um den Edlen, Guten.
Tetka (sie umarmend). Ja wohl Libussa, Trauer sei und Klage Geschäft
uns und Erholung allen Drei'n.
Kascha. Sag Zwei'n.
Libussa (gereizt). Warum? Wen schließest du nur aus?
Kascha. Die, welcher obliegt mehr als ihn beklagen: Zu folgen ihm in
seiner harten Pflicht. Des Czechenvolkes Erste sind im Schloß; Sie
fordern von Fürst Krokus Töchtern eine Als Herzogin für das verwaiste
Land.
Libussa. Nehmt ihr's, ich nicht!
Kascha. So sprachen wir schon beide. Doch sähe gern der Vater
unvollendet Was er für dieses dunkle Volk getan? Und heißt es sein
Gedächtnis hoch nicht ehren, Fortsetzen, wenn auch schwach, was er
begann?
Libussa. Doch welche nimmt's?
Kascha. Laßt denn das Los entscheiden.
Libussa. Wie nur?
Kascha. So hört was ich mir ausgedacht. Uns jeder gab der Vater, der
nun tot, Am Jahrestag von unsrer Mutter Scheiden Ein kostbar Kleinod
mit der Eltern Bild In halberhobner Arbeit dargestellt, Als Gürtel
eingefaßt in goldne Spangen. Und da die Zierde gleich, so sagt der
Name Der Eignerin mit Sorgfalt eingeprägt: Libussens bin ich, Tetkas
oder Kaschas. Die Gürtel nun, des Vaters letzte Gabe Und geistiges
Vermächtnis noch dazu-- Sprach er doch ja: so oft ihr sie vereint, Will
ich im Geist bei euch sein und mit Rat-- Laßt legen uns in diese
Opferschale. Tetka, die Ernste, trete dann hinzu Und deren Namen,
blind sie greifend, faßt, Die ist befreit, und also auch die Zweite. Der
Dritten Gürtel wird zum Diadem Sie folgt, ob ungern, in die
Fürstenwohnung. Seid ihr's zufrieden?
Libussa (Barett und Mantel abgebend und in Bauerntracht dastehend).
Wohl.
Tetka. Libussa, du? Wie sonderbar gekleidet.
Libussa (sich betrachtend). Sonderbar? Vergaß ich's doch beinah! Je,
gute Tetka, Der Zufall kommt und meldet sich nicht an, Auftauchend
ist er da; und wohl uns, wenn beim Scheiden Er äußerlich verändert nur
uns läßt. Das Kleid ist warm, und also lieb ich es.
Tetka. Doch wir--?
Libussa (das Geschmeide vom Halse nehmend). Hier ist mein Gürtel.
Tetka (ihren Gürtel ablösend). Hier der meine.
Kascha (Libussens Geschmeide nehmend). Am Hals?
Libussa. Und doch er selbst, wie ich dieselbe.
Kascha. Das ist dein Gürtel nicht.
Libussa. Wie wäre das?
Kascha. Die Ketten wohl; allein der Mutter Bildnis, Das Mittelkleinod
fehlt mit deinem Namen, O Unbesonnene!
Libussa. Was schmähst du mich?
(Die abgesendeten Jungfrauen kommen zurück.)
Dobromila. Wir waren, hohe Frau, bei den drei Eichen, Wie du befahlst,
und suchten jenen Mann. Doch kam er nicht und war nicht aufzufinden.
Libussa. Nun, es ist gut. (Vor sich hin.) Das hat mir der getan!
(Die Jungfrauen ziehen sich zurück.)
Kascha. Die Nacht im Wald, in Bauerntracht gehüllt, Verloren deines
Vaters Angedenken.
Libussa. Mein Vater lebt, ein Lebender, in mir, So lang ich atme lebt
auch sein Gedächtnis.
Kascha. Die Liebe knüpft sich gern an feste Zeichen, Der Leichtsinn
liebt was schwankend so wie er.
Libussa. Mit einem Wort löst' ich die Rätsel leicht, Doch würdet ihr's
entstellen und verkehren. Drum halt nur was du weißt, mein sichres
Herz!
Kascha (Libussas Geschmeide hinwerfend). Der Kreis getrennt. Du
kannst mit uns nicht losen.
Libussa (auf deren Wink eine Jungfrau das Geschmeide aufhebt). Nicht
losen? Und wer weiß, ob ich's auch will? Ein Schritt aus dem
Gewohnten, merk ich wohl, Er zieht unhaltsam hin auf neue Bahnen,
Nur vorwärts führt das Leben, rückwärts nie. Ich soll nicht losen? Und
ich will es nicht. Wo sind die Männer aus der Czechen Rat? Den Vater
will ich ehren durch die Tat, Mögt ihr das Los mit dumpfen Brüten
fragen: Ich will sein Amt und seine Krone tragen.
Tetka. Libussa, oh!
Kascha. Hör erst auf mich, Libussa! Wenn ich gekränkt dich mit zu
raschem Wort--
Libussa. Du kränktest mich nicht mehr, ich seh's, als dich. Doch was
ich sprach, es bleibt. Mein Wort ein Fels. Und mag ich's nur gestehn!
Denk ich von heut Mich wieder hier in eurer stillen Wohnung
Beschäftigt mit--weiß ich doch kaum womit-- Mit Mitteln zu den
Mitteln eines Zwecks, Mit Mond und Sternen, Kräutern, Lettern,
Zahlen, Dünkt's allermeist einförmig mir und kahl. Dies Kleid es reibt
die Haut mit dichtern Fäden Und weckt die Wärme bis zur tiefsten
Brust Mit Menschen Mensch sein dünkt von heut mir Lust, Des
Mitgefühles Pulse fühl ich schlagen, Drum will ich dieser Menschen
Krone tragen.
Heraus Wladiken! Czechenvolk heraus!
Die Jungfrauen (rufen). Libussa Herzogin! Der Böhmen Fürstin!
(Domaslav, Biwoy, Lapak und die übrigen Abgeordneten
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.