aus der Pforte
links.)
Domaslav. Täuscht unser Ohr und hörten wir genau? Erkürt der
Böhmen Fürstin, unsre Frau? Und welche will--?
Libussa. Hier ist von Wollen nicht, Von Müssen ist die Rede und von
Pflicht. Und da nun eine muß aus unsrer Zahl, So will ich und begebe
mich der Wahl.
Lapak. Libussa, du?
Libussa. Die Jüngste aus dem Kreise Und minder gut vielleicht als sie
und minder weise, Auf ihnen würde Hohes gut beruhn; Doch handelt
sich's um irdisch niedres Tun, Wo zu viel Einsicht schädlich dem
Vollbringen, Fernsichtigkeit geht fehl in nahen Dingen. Wenn nun des
Vaters Geist auf mir beruht, So fügt sich's wie es kann und, hoff ich,
gut. Seid ihr's zufrieden?
Die Abgeordneten (kniend). Hoch Libussa, hoch! Der Böhmen
Herzogin, der Czechen Fürstin!
Libussa. Steht auf! sind's diese nicht und dieser Ort Was euch zu Boden
zieht. Doch hört mein Wort. Es hielt euch fest des Vaters strenge
Rechte Und beugt' euch in heilsam weises Joch. Ich bin ein Weib und,
ob ich es vermochte, So widert mir die starre Härte doch. Wollt ihr nun
mein als einer Frau gedenken, Lenksam dem Zaum, so daß kein Stachel
not, Will freudig ich die Ruhmesbahn euch lenken, Ein überhörtes wär'
mein letzt' Gebot. So wie ich ungern nun von hinnen scheide, Lenkt'
ich zurück dann meinen müden Lauf Und träte bittend zwischen diese
beide; Ihr nähmet, Schwestern, mich doch wieder auf?
Kascha. Wenn du's noch kannst, von Irdischem umnachtet.
Tetka. Wer handelt geht oft fehl.
Libussa. Auch wer betrachtet!
Domaslav. Nicht fruchtlos sollst du, zweimal nicht uns mahnen, Nimm
unsern Schwur darauf und unsrer Untertanen.
Libussa. Dies letzte Wort, es sei von euch verbannt, In Zukunft herrscht
nur eines hier im Land: Das kindliche Vertraun. Und nennt ihr's Macht,
Nennt ihr ein Opfer das sich selbst gebracht, Die Willkür, die sich allzu
frei geschienen Und, eigner Herrschaft bang, beschloß zu dienen. Wollt
ihr als Brüder leben, eines Sinns, So nennt mich eure Fürstin und ich
bin's; Doch sollt' ich zwein ein zweifach Recht erdenken, Wollt' eher
ich an euch euch selbst als Sklaven schenken. Seid ihr's zufrieden so?
Alle. Wir wollen!
Libussa. Nun so kommt. Allein vergäßt ihr was uns allen frommt, (auf
ihre Schwestern zeigend) Da diese hier den Rücktritt mir versagen, So
ging' ich hin es meinem Vater klagen.
Lebt, Schwestern, wohl! Auf Wiedersehn, und bald! Ihr andern folgt
und jubelt durch den Wald. Ihr Mädchen mir voraus, und stoßt ins Horn,
Bis jetzt mir nächst, steht billig ihr nun vorn. Und so, gehobnen Haupts,
mit furchtlos offnen Blicken, Entgegen kühn den kommenden
Geschicken.
Die Männer. Libussa hoch! der Böhmen Herzogin!
(Man hat Libussa wieder den Mantel und das Federbarett gegeben; sie
geht, die Mädchen vor ihr her, die Männer schließen. Alle mit Fackeln
und Jubel durch das mittlere Tor ab.)
Kascha. Hast du gehört?
Tetka. Ja wohl.
Kascha. Nun?
Tetka. Ich bedaure sie, Sie wird's bereun, und früher als sie denkt.
Kascha. Die Roheit kann des Höhern nicht entbehren, Doch hat sie's
angefaßt, will sie's in sich verkehren, Wer nicht wie Menschen sein will,
schwach und klein, Der halte sich von Menschennähe rein. Komm mit!
Tetka. Wohin?
Kascha. An unser täglich Werk. Ihr aber reinigt mir so Hof als Hallen,
Was hier geschehn, es sei in Traum zerfallen.
(Die Schwestern mit Begleitung ab.)
Dobra. Nun wir denn auch ans Werk und gib mir Kunde Ob gutes
Zeichen eintritt diese Stunde. Welch Sternbild herrscht?
Swartka (auf der Höhe der Mauer). Die Jungfrau blinkt, doch nein, Ich
irrte mich, es ist des Löwen Macht, Der auf sein Böhmen schaut.
Dobra (gen Himmel blickend). Hältst du auch sichre Wacht?
Swartka (mit halbem Leibe über die Brustwehr gelehnt und laut
ausrufend). Der Osten graut, dem Tage weicht die Nacht!
Zweiter Aufzug
Ebene an den Ufern der Moldau. Rechts ein Teil von Libussas
Wohnung. Auf derselben Seite nach vorn ein kleines Gebüsch, vor dem
ein Weib mit einem etwa vierjährigen Kinde sitzt. Links gegenüber ein
Tisch mit plaudernden und zechenden Gesellen. Zwei darunter spielen
eine Art rohes Brettspiel. Im Hintergrunde wird zu einer Zither getanzt.
Das Weib (ihren Knaben emporhebend). Nun, Tomyn, spring!
Einer der Spielenden. Ei ja, der schwarze Stein, Er stand erst hier.
Zweiter. Dir fällt wohl gar noch ein, Daß ich betrüg im Spiel?
Erster. Wer denkt an das; Sei mir nicht bös und zieh!
(Sie spielen weiter.)
Ein Alter. Ja, laßt euch sagen: Fürst Krokus war ein Held in seinen
Tagen. Der schlug, wenn's etwa galt, auch einmal los Und ließ den
Mann am Herde nicht vertöffeln, Da saßen wir die Hände nicht im
Schoß Und suppten Frieden aus mit breiten Löffeln.
Ein Jüngerer. Je nun, der Löffel hat noch keinen Mund zerrissen, Des
Krieges Messer schneid't mitunter harte Bissen. Der Großen breiter
Schlund mag derlei noch vertragen, Den Kleinen stumpft die Zähn' er
und verdirbt
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