Kascha. Seht ihr so gern noch einmal euch verschmäht, So wartet bis
sie naht. Geht dort hinein! Ihr aber gebt was sie am meisten lockt,' Gebt
ihnen Speis' und Trank, und damit gut.
Domaslav. Wir nehmen unsern Urlaub, hohe Frauen.
Kascha. Gehabt euch wohl! Und, wenn nicht eure Fürstin, Bin ich euch
Freundin doch.
(Die Abgeordneten werden durch eine Pforte links abgeführt.)
Nun aber ihr! Stellt euch ringsum, senkt eure düstern Schleier, Und
feiert still und trauernd das Gedächtnis Des edlen Manns, der unsern
Kreis verließ. Nacht um uns und Dunkel, Damit in uns es Licht!
(Alle verhüllen sich, die Szene verwandelt sich.)
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Kurze Waldgegend. Es ist noch dunkel.
Primislaus tritt auf, ein weißes Roß am Zügel führend, auf dem Libussa
sitzt.
Primislaus. Hier ist der Ort, den du mir hast bezeichnet. Der Weg nach
Budesch dies, dies die drei Eichen, Gelöst hab ich mein Wort.
Libussa. Sei drum bedankt.
Primislaus. Nun soll ich von dir scheiden, dich verlassen, Dich nie
mehr wiedersehn vielleicht?
Libussa. Vielleicht.
Primislaus. Du bist kein Weib um das man werben könnte?
Libussa. Ich hab es schon verneint.
Primislaus. Träf' ich dich wieder, Je wieder, glaub, ich würde dich
erkennen, Wär's unter Tausenden. Doch du auch mich? Im Dunkel fand
ich dich, im Dunkel scheid ich. Gib mir ein Zeichen dran du mich
erkennst Wenn ich dich wiederseh.
Libussa. Es ist nicht nötig.
Primislaus. Doch wenn rückkehrend ich in meine Hütte Ein Kleinod
fände das dir angehört?
Libussa. Bring es hierher, ich werde darnach senden Und lös es gern
um Gold und jeden Preis.
Primislaus. Für mich ist Gold kein Preis. So laß uns scheiden! Dein
Schleier und die schimmernden Gewande, In denen ich den Fluten dich
entriß, Hier eingebunden trägt's des Pferdes Rücken. Nur eine Kette
noch, es war dein Gürtel, Der unter meiner Retterhand zerstückt, Doch
fügt' ich neu die goldnen Hakenglieder, Neig mir dein Haupt und trag
den neuen Schmuck.
(Libussa senkt ihr Haupt, er hängt ihr die Kette um den Hals.)
So zier ich dich du Schöne, Hehre, Hohe; Für wen? ich weiß nicht; ist's
doch nicht für mich. Und so leb wohl!
Libussa. Auch du!
Primislaus. Nur noch drei Schritte. Dort teilt, von selber kennbar, sich
der Weg Und leicht gelangst du wieder zu den Deinen, Wenn du den
Waldpfad rechts nur sorglich meidest, Die du, ein Märchen, kamst, und
eine Wahrheit scheidest. (Das Pferd leitend.) Vertrau dem Pferd, es
trägt dich gut und sicher.
(Beide ab.)
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Vorhof auf dem Schloß der Schwestern.
Kascha, Tetka und ihre Jungfrauen in derselben Stellung wie am
Schluß der vorletzten Szene.
Kascha. Das Totenopfer ist nach Recht vollbracht, Nun laßt uns sorgen
für die Lebenden.
(Alle erheben sich.)
Libussa ist nicht hier. Auch war sie, scheint es, Bei unsers Vaters Tode
nicht.
Swartka. So ist's.
Kascha (zu Tetka). Was sagt der Geist in dir?
Tetka. Er schweigt. Nur dunkel Ertönt es wie von Not und Fährlichkeit.
Kascha (die starr auf den Boden gesehen hat.). Sie ist in jener Lagen
einer, spricht's mir, Aus denen Glück und Unglück gleich entsteht, Am
Scheideweg von Seligkeit und Jammer. Horch! Spricht ein Mann?
Tetka. Wo?
Kascha. Nein, Libussa spricht. Allein sie ist begleitet.
Tetka. Wie auch immer! Sie sei gefunden und ihr Heil bewahrt. Die
Diener sendet aus, die Männer alle Mit Leuchten, Fackeln in den
dunkeln Wald. Ihr andern aber steigt dort auf die Zinnen! Die
Opferpauke tön', ein fernes Zeichen, Dem Ohr der Irrenden bekannter
Schall. Und alle ruft: Libussa. Auf!
Die Mädchen (zum Teile den Wall hinaneilend). Libussa!
(Der Ton eines fernen Horns wird gehört. Alle stehen unbeweglich.)
Dobra. Das sind sie; ja, Libussens Mägde. Wlasta Und Dobromila auf
der Herrin Spur.
Tetka (heftig). Libussa, hier!
(Der Ton des Horns etwas näher.)
Sie ist's. Tut auf die Pforten Und eilt entgegen ihr mit Licht und
Beistand.
(Man öffnet. Einige gehen hinaus, andere bleiben in der Brüstung des
Tors stehen, darunter Swartka.)
Swartka. Sie kommt, und hoch zu Roß. Und Wlasta, Dobromila
Begleiten sie und blasen in ihr Horn.
(Libussa wird in der Torbrüstung sichtbar. Sie hat einen weißen Mantel
übergeworfen und ein Federbarett auf dem Kopfe. Wlasta und
Dobromila gewaffnet hinter ihr.)
Libussa. Führt nur das Pferd zurück zu den drei Eichen, Und trefft ihr
einen Mann, stellt's ihm zurück.
(Eine Jungfrau geht.)
Wart ihr besorgt?
Tetka. Wie sehr!
Kascha. Ich nicht, ich wußte Du kamst.
Libussa. Doch lag einmal die Sorge nah. Im Wald verirrt, nicht
Wegesspur, noch Führer, Ein Gießbach wollte sich das Ansehn geben
Als sei er fürchterlich. Da kam mir Hilfe. (Vor Tetka tretend und ihr ins
Auge blickend.) Doch unser Vater, gelt!
Tetka. Ja wohl.
Libussa (an ihrem Halse). O meine Schwester! Und ich war fern!
Tetka. Wie kam's?
Libussa (sich aufrichtend). In all der Zeit Als ich an seinem Bette saß
und wachte, Da schwebte vor den Augen
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