uns gebot, Der Böhmen Herr und
deiner Frauen Vater, Fürst Krokus lebt nicht mehr.
Dobra. Ihr Götter! tot?
Lapak. Des Landes Hort, sein Schirmer und Berater Starb diese Nacht.
Dobra. So ist sie wahr gewesen Die Kunde, die mein Aug' in
Sternenschrift gelesen? Fürst Krokus tot!
Biwoy. Du siehst, der Grund genügt, Daß man den Schlummer stört, in
dem ein Weib sich wiegt.
Dobra. Sie schlummern nicht, doch wenn in Schlaf versenket, Ihr
Träumen acht ich mehr als was ihr andern denket.
Biwoy. Nun wohl, so rüttl' ich selber an der Tür, Wenn sie zu uns nicht,
wohl, komm ich zu ihr.
(Er geht auf die Türe zu. Diese öffnet sich und Tetka und Kascha treten
heraus. Erstere eine offene Rolle in der Hand, die zweite das Haupt
nachdenklich gesenkt. Alle weichen ehrerbietig zurück.)
Kascha. Ich sage dir: es war um Mitternacht Da ging er heim und
segnete das Leben; Hätt' ich der Zeichen Widerstreit bedacht, Vielleicht
war's Zeit ihm Fristung noch zu geben.
Tetka. Libussa war bei ihm.
Kascha. Fast glaub ich: Nein. Ihr Platz ist dunkel in den sonn'gen
Kreisen.
Tetka. Wo blieb sie sonst?
Kascha. Bald wird mir's klarer sein. Die nächste Stunde muß ihr
Handeln weisen. Gab sie ihm jenen Trank, den du wohl kennst,
Gepreßt von Kräutern, die die Wälder bieten, Vielleicht starb er noch
nicht.
Tetka. Daß es nicht möglich ist, Die Krankheit aufzuhalten, ja den Tod
Durch Vorsatz und Entschluß! Kann einer sterben Weil er nicht leben
will; warum nicht leben Weil er dem Tod sich weigert? Könnte
Schwäche So viel, und Stärke nichts? Stand ich am Bette Des Vaters,
und erinnerte ihn dran Wie vielen fromme, daß er länger lebe, Er sah
dem Tod ins Aug' und starb noch nicht.
Kascha. Wie gerne bot sich heilend meine Kunst.
Tetka. Ich ehre deine Kunst, weil du sie denkest, Doch hilft sie dem nur
der wie du gedacht. Wenn du den Kranken mit dem Besten tränkest, Er
stirbt, hält er für Gift was du gebracht. Als Krücke mag es sein daß sie
noch leiste Für schwache Seelen, die am Willen krank, In Wahrheit
hilft doch nur der Geist dem Geiste, Er ist der Arzt, das Bette und der
Trank. Wenn ich mich über unsern Vater neigte Und ihm die Sprüche
alter Weisheit las, Der Seinen Not, der Feinde Scheelsucht zeigte, Er
faßte neuen Mut und er genas.
Kascha. Nun aber ist er tot, wir sind verwaist.
Tetka. Bist du verwaist? ich nicht. Ich seh ihn noch, Nicht wie zuletzt
in seiner Schwachheit Banden. Ehrwürd'ger Greis, war Greis er immer
doch, Mir ist er als ein Jüngling auferstanden.
Lapak (näher tretend). Erhabne Fürstinnen!
Kascha. Was ist?
Tetka. Was sucht, was wollt ihr?
Domaslav. Die Nachricht euch zu bringen sind wir da--
Kascha. Wir haben es gewußt, bevor es noch geschah.
Tetka. Als ihr noch hofftet, zagtet, dies und das gemeint, Da war es uns
bekannt, da haben wir's beweint.
Lapak. Wenn nun der Tod den besten Fürsten schlug--
Kascha. Zu gut für euch, für uns nicht gut genug. Denn sorgt' er nicht
um euch, und dacht' er an die Seinen, Ihr lebtet wüst wie vor, wir
brauchten nicht zu weinen.
Tetka. Weil euer Trutz vergällt ihm jeden Tag, Gab er dem Kummer
sich und welkte hin, erlag.
Domaslav. Wenn's nun auch so, und wenn die Sorg' um uns Beschwert
sein Leben, gar es ihm geraubt, Laßt das uns nicht entgelten, hohe
Frauen, Belohnt, mit dem wir nahn, das kindliche Vertrauen, Vollendet
was begann des Vaters hohes Haupt.
Lapak. Die Krone die er trug, dies Land, sein Reich Verschmäht sie
nicht und nehmt, wählt eine unter euch.
Domaslav. Ihr stammet, wissen wir, von höhern Mächten, Wir sind ein
dunkles Volk, unkundig in den Rechten; Der Stab, der in Fürst Krokus
Händen lag, Wer, als sein eignes Blut, zu halten ihn vermag?
Alle (auf die Knie sinkend). Nehmt unsre Krone! Wählet! Kascha, du!
Kascha. Unter Sternen schweif ich, In der Tiefe walt ich; Was Natur
vermag und kann Ist mir willig untertan. Das Leblose lebt, Des
Lebend'gen Dasein ist Tod. Ich mag nicht herrschen über Leichen, Geht
zu andern mit euern Reichen, Was ist mir gemein mit euch?
Lapak. So nimm denn Tetka du dich unser an!
Tetka. Was sein soll ist nur Eins, Was sein kann ist ein Vieles, Ich aber
will sein einig und Eins. Nutzen und Vorteil zählen, Aus Wahrheit und
Lüge wählen, Recht erdenken das kein Recht, Dafür sucht einen
Sündenknecht. Mein sonnig Reich strahlt hellres Licht, Von mir! Ich
mag eure Krone nicht!
Lapak. So laßt ihr uns denn hilflos und verwaist! Wo ist Libussa eure
jüngste Schwester?
Tetka. Sie ist nicht heim. Allein, wenn auch zu Hause, Sie folgt euch
nicht.
Domaslav. Laßt uns es doch versuchen.
Tetka. Ich sag euch, sie verweigert's.
Lapak. Gut. Doch hören, Anhören soll sie uns. Erlaubt zu harren.
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