Libussa | Page 6

Franz Grillparzer
du's noch kannst, von Irdischem umnachtet.
Tetka. Wer handelt geht oft fehl.
Libussa. Auch wer betrachtet!
Domaslav. Nicht fruchtlos sollst du, zweimal nicht uns mahnen, Nimm unsern Schwur darauf und unsrer Untertanen.
Libussa. Dies letzte Wort, es sei von euch verbannt, In Zukunft herrscht nur eines hier im Land: Das kindliche Vertraun. Und nennt ihr's Macht, Nennt ihr ein Opfer das sich selbst gebracht, Die Willkür, die sich allzu frei geschienen Und, eigner Herrschaft bang, beschlo? zu dienen. Wollt ihr als Brüder leben, eines Sinns, So nennt mich eure Fürstin und ich bin's; Doch sollt' ich zwein ein zweifach Recht erdenken, Wollt' eher ich an euch euch selbst als Sklaven schenken. Seid ihr's zufrieden so?
Alle. Wir wollen!
Libussa. Nun so kommt. Allein verg??t ihr was uns allen frommt, (auf ihre Schwestern zeigend) Da diese hier den Rücktritt mir versagen, So ging' ich hin es meinem Vater klagen.
Lebt, Schwestern, wohl! Auf Wiedersehn, und bald! Ihr andern folgt und jubelt durch den Wald. Ihr M?dchen mir voraus, und sto?t ins Horn, Bis jetzt mir n?chst, steht billig ihr nun vorn. Und so, gehobnen Haupts, mit furchtlos offnen Blicken, Entgegen kühn den kommenden Geschicken.
Die M?nner. Libussa hoch! der B?hmen Herzogin!
(Man hat Libussa wieder den Mantel und das Federbarett gegeben; sie geht, die M?dchen vor ihr her, die M?nner schlie?en. Alle mit Fackeln und Jubel durch das mittlere Tor ab.)
Kascha. Hast du geh?rt?
Tetka. Ja wohl.
Kascha. Nun?
Tetka. Ich bedaure sie, Sie wird's bereun, und früher als sie denkt.
Kascha. Die Roheit kann des H?hern nicht entbehren, Doch hat sie's angefa?t, will sie's in sich verkehren, Wer nicht wie Menschen sein will, schwach und klein, Der halte sich von Menschenn?he rein. Komm mit!
Tetka. Wohin?
Kascha. An unser t?glich Werk. Ihr aber reinigt mir so Hof als Hallen, Was hier geschehn, es sei in Traum zerfallen.
(Die Schwestern mit Begleitung ab.)
Dobra. Nun wir denn auch ans Werk und gib mir Kunde Ob gutes Zeichen eintritt diese Stunde. Welch Sternbild herrscht?
Swartka (auf der H?he der Mauer). Die Jungfrau blinkt, doch nein, Ich irrte mich, es ist des L?wen Macht, Der auf sein B?hmen schaut.
Dobra (gen Himmel blickend). H?ltst du auch sichre Wacht?
Swartka (mit halbem Leibe über die Brustwehr gelehnt und laut ausrufend). Der Osten graut, dem Tage weicht die Nacht!

Zweiter Aufzug
Ebene an den Ufern der Moldau. Rechts ein Teil von Libussas Wohnung. Auf derselben Seite nach vorn ein kleines Gebüsch, vor dem ein Weib mit einem etwa vierj?hrigen Kinde sitzt. Links gegenüber ein Tisch mit plaudernden und zechenden Gesellen. Zwei darunter spielen eine Art rohes Brettspiel. Im Hintergrunde wird zu einer Zither getanzt.
Das Weib (ihren Knaben emporhebend). Nun, Tomyn, spring!
Einer der Spielenden. Ei ja, der schwarze Stein, Er stand erst hier.
Zweiter. Dir f?llt wohl gar noch ein, Da? ich betrüg im Spiel?
Erster. Wer denkt an das; Sei mir nicht b?s und zieh!
(Sie spielen weiter.)
Ein Alter. Ja, la?t euch sagen: Fürst Krokus war ein Held in seinen Tagen. Der schlug, wenn's etwa galt, auch einmal los Und lie? den Mann am Herde nicht vert?ffeln, Da sa?en wir die H?nde nicht im Scho? Und suppten Frieden aus mit breiten L?ffeln.
Ein Jüngerer. Je nun, der L?ffel hat noch keinen Mund zerrissen, Des Krieges Messer schneid't mitunter harte Bissen. Der Gro?en breiter Schlund mag derlei noch vertragen, Den Kleinen stumpft die Z?hn' er und verdirbt den Magen. Ich lobe mir den Frieden.
Alter. Je, was denkst du? Versteh mich recht. (Den Becher hebend.) Libussa hoch!
Alle am Tische (ebenso). Libussa!
(Ein Gewaffneter und Wlasta mit Brustharnisch und Helm an seiner Seite haben, wie beaufsichtigend, die Menge durchschritten.)
Gewaffneter (zum Tische tretend). Ist's hier so laut?
Alter. Wir sprachen von Libussen, Und wenn auch laut, wer spricht da laut genug?
Wlasta. Doch horcht! Der Arbeit Abl?sstunde schlug.
(Man h?rt Gesang von M?nnerstimmen. Mehrere Feldarbeiter kommen, sich paarweise umschlingend, die Jacken über die Schultern geh?ngt. Sie singen:)
Ruh' nach der Arbeit Wird wohler tun, Denn wer nicht müde Kann auch nicht ruhn.
Einer von denen am Tische. Willkommen! Schon zurück?
Einer der Gekommenen. Was denkst du, Lieber? Der Teil des Tags, der uns traf, ist vorüber, Nun kommt's an euch.
Der Erste (aufstehend). Wir sind auch schon bereit. Zur Arbeit, ho!
(Mehrere am Tische stehen auf und nehmen die abgelegten Jacken auf.)
Kamt ihr im Pflügen weit?
Der Andere. Zum Rain.
Der Erste. Macht's hei?,
Der Andere. Je nu, es sengt die Matten (Den Schwei? mit dem ?rmel von der Stirne wischend.) Doch der die Sonne gibt, der gibt zuletzt auch Schatten.
Der Erste. Macht's euch bequem. (Zu den andern vom Tische Aufgestandenen.) Ihr kommt!
Einer von ihnen (zum Schenken). Noch einen Trunk!
Schenke. Was meinst du auch? Ich denk du hast genung, Sonst gibt es eitel Zank, wie jüngst beim Frühlingsfeste. Die Fürstin liebt das nicht. Halt's wie die andern G?ste!
Der Vorige. So wart ich bis zum Quell.
Schenke. Tu das, es kühlt den Brand Und heiter bleibt der Kopf und rührig Fu? und Hand.
Wlasta (die gewaffnet ab und zu gegangen ist, ohne Strenge). Zur Arbeit!
Der letzt Zurückgebliebene. Wohl! Das ist
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