Libussa | Page 4

Franz Grillparzer
Sei drum bedankt.
Primislaus. Nun soll ich von dir scheiden, dich verlassen, Dich nie mehr wiedersehn vielleicht?
Libussa. Vielleicht.
Primislaus. Du bist kein Weib um das man werben k?nnte?
Libussa. Ich hab es schon verneint.
Primislaus. Tr?f' ich dich wieder, Je wieder, glaub, ich würde dich erkennen, W?r's unter Tausenden. Doch du auch mich? Im Dunkel fand ich dich, im Dunkel scheid ich. Gib mir ein Zeichen dran du mich erkennst Wenn ich dich wiederseh.
Libussa. Es ist nicht n?tig.
Primislaus. Doch wenn rückkehrend ich in meine Hütte Ein Kleinod f?nde das dir angeh?rt?
Libussa. Bring es hierher, ich werde darnach senden Und l?s es gern um Gold und jeden Preis.
Primislaus. Für mich ist Gold kein Preis. So la? uns scheiden! Dein Schleier und die schimmernden Gewande, In denen ich den Fluten dich entri?, Hier eingebunden tr?gt's des Pferdes Rücken. Nur eine Kette noch, es war dein Gürtel, Der unter meiner Retterhand zerstückt, Doch fügt' ich neu die goldnen Hakenglieder, Neig mir dein Haupt und trag den neuen Schmuck.
(Libussa senkt ihr Haupt, er h?ngt ihr die Kette um den Hals.)
So zier ich dich du Sch?ne, Hehre, Hohe; Für wen? ich wei? nicht; ist's doch nicht für mich. Und so leb wohl!
Libussa. Auch du!
Primislaus. Nur noch drei Schritte. Dort teilt, von selber kennbar, sich der Weg Und leicht gelangst du wieder zu den Deinen, Wenn du den Waldpfad rechts nur sorglich meidest, Die du, ein M?rchen, kamst, und eine Wahrheit scheidest. (Das Pferd leitend.) Vertrau dem Pferd, es tr?gt dich gut und sicher.
(Beide ab.)

----------------
Vorhof auf dem Schlo? der Schwestern.
Kascha, Tetka und ihre Jungfrauen in derselben Stellung wie am Schlu? der vorletzten Szene.
Kascha. Das Totenopfer ist nach Recht vollbracht, Nun la?t uns sorgen für die Lebenden.
(Alle erheben sich.)
Libussa ist nicht hier. Auch war sie, scheint es, Bei unsers Vaters Tode nicht.
Swartka. So ist's.
Kascha (zu Tetka). Was sagt der Geist in dir?
Tetka. Er schweigt. Nur dunkel Ert?nt es wie von Not und F?hrlichkeit.
Kascha (die starr auf den Boden gesehen hat.). Sie ist in jener Lagen einer, spricht's mir, Aus denen Glück und Unglück gleich entsteht, Am Scheideweg von Seligkeit und Jammer. Horch! Spricht ein Mann?
Tetka. Wo?
Kascha. Nein, Libussa spricht. Allein sie ist begleitet.
Tetka. Wie auch immer! Sie sei gefunden und ihr Heil bewahrt. Die Diener sendet aus, die M?nner alle Mit Leuchten, Fackeln in den dunkeln Wald. Ihr andern aber steigt dort auf die Zinnen! Die Opferpauke t?n', ein fernes Zeichen, Dem Ohr der Irrenden bekannter Schall. Und alle ruft: Libussa. Auf!
Die M?dchen (zum Teile den Wall hinaneilend). Libussa!
(Der Ton eines fernen Horns wird geh?rt. Alle stehen unbeweglich.)
Dobra. Das sind sie; ja, Libussens M?gde. Wlasta Und Dobromila auf der Herrin Spur.
Tetka (heftig). Libussa, hier!
(Der Ton des Horns etwas n?her.)
Sie ist's. Tut auf die Pforten Und eilt entgegen ihr mit Licht und Beistand.
(Man ?ffnet. Einige gehen hinaus, andere bleiben in der Brüstung des Tors stehen, darunter Swartka.)
Swartka. Sie kommt, und hoch zu Ro?. Und Wlasta, Dobromila Begleiten sie und blasen in ihr Horn.
(Libussa wird in der Torbrüstung sichtbar. Sie hat einen wei?en Mantel übergeworfen und ein Federbarett auf dem Kopfe. Wlasta und Dobromila gewaffnet hinter ihr.)
Libussa. Führt nur das Pferd zurück zu den drei Eichen, Und trefft ihr einen Mann, stellt's ihm zurück.
(Eine Jungfrau geht.)
Wart ihr besorgt?
Tetka. Wie sehr!
Kascha. Ich nicht, ich wu?te Du kamst.
Libussa. Doch lag einmal die Sorge nah. Im Wald verirrt, nicht Wegesspur, noch Führer, Ein Gie?bach wollte sich das Ansehn geben Als sei er fürchterlich. Da kam mir Hilfe. (Vor Tetka tretend und ihr ins Auge blickend.) Doch unser Vater, gelt!
Tetka. Ja wohl.
Libussa (an ihrem Halse). O meine Schwester! Und ich war fern!
Tetka. Wie kam's?
Libussa (sich aufrichtend). In all der Zeit Als ich an seinem Bette sa? und wachte, Da schwebte vor den Augen des Gemüts, Hatt' ich's geh?rt nun, oder wu?t' ich's sonst, Das Bild mir einer Blume, wei? und klein, Mit siebenspalt'gem Kelch und schmalen Bl?ttern; Die gib dem Vater, sprach's, und er genest. In feuchten Gründen, schien es, wachse sie, Das Tal von Budesch mu?t' ich immer denken. Da nahm ich Korb und Griffel und ging hin. Ich suchte und er starb. Solang ich lebe Will bü?en ich die unfreiwill'ge Schuld, Und dies mein Aug', es sei vom heut'gen Tag Geweiht den Tr?nen um den Edlen, Guten.
Tetka (sie umarmend). Ja wohl Libussa, Trauer sei und Klage Gesch?ft uns und Erholung allen Drei'n.
Kascha. Sag Zwei'n.
Libussa (gereizt). Warum? Wen schlie?est du nur aus?
Kascha. Die, welcher obliegt mehr als ihn beklagen: Zu folgen ihm in seiner harten Pflicht. Des Czechenvolkes Erste sind im Schlo?; Sie fordern von Fürst Krokus T?chtern eine Als Herzogin für das verwaiste Land.
Libussa. Nehmt ihr's, ich nicht!
Kascha. So sprachen wir schon beide. Doch s?he gern der Vater unvollendet Was er für dieses dunkle Volk getan? Und hei?t es sein Ged?chtnis hoch nicht ehren, Fortsetzen, wenn auch schwach, was er begann?
Libussa. Doch welche nimmt's?
Kascha. La?t denn das Los entscheiden.
Libussa. Wie nur?
Kascha. So h?rt was ich
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 30
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.