Libussa | Page 3

Franz Grillparzer
?ffnet sich und Tetka und Kascha treten heraus. Erstere eine offene Rolle in der Hand, die zweite das Haupt nachdenklich gesenkt. Alle weichen ehrerbietig zurück.)
Kascha. Ich sage dir: es war um Mitternacht Da ging er heim und segnete das Leben; H?tt' ich der Zeichen Widerstreit bedacht, Vielleicht war's Zeit ihm Fristung noch zu geben.
Tetka. Libussa war bei ihm.
Kascha. Fast glaub ich: Nein. Ihr Platz ist dunkel in den sonn'gen Kreisen.
Tetka. Wo blieb sie sonst?
Kascha. Bald wird mir's klarer sein. Die n?chste Stunde mu? ihr Handeln weisen. Gab sie ihm jenen Trank, den du wohl kennst, Gepre?t von Kr?utern, die die W?lder bieten, Vielleicht starb er noch nicht.
Tetka. Da? es nicht m?glich ist, Die Krankheit aufzuhalten, ja den Tod Durch Vorsatz und Entschlu?! Kann einer sterben Weil er nicht leben will; warum nicht leben Weil er dem Tod sich weigert? K?nnte Schw?che So viel, und St?rke nichts? Stand ich am Bette Des Vaters, und erinnerte ihn dran Wie vielen fromme, da? er l?nger lebe, Er sah dem Tod ins Aug' und starb noch nicht.
Kascha. Wie gerne bot sich heilend meine Kunst.
Tetka. Ich ehre deine Kunst, weil du sie denkest, Doch hilft sie dem nur der wie du gedacht. Wenn du den Kranken mit dem Besten tr?nkest, Er stirbt, h?lt er für Gift was du gebracht. Als Krücke mag es sein da? sie noch leiste Für schwache Seelen, die am Willen krank, In Wahrheit hilft doch nur der Geist dem Geiste, Er ist der Arzt, das Bette und der Trank. Wenn ich mich über unsern Vater neigte Und ihm die Sprüche alter Weisheit las, Der Seinen Not, der Feinde Scheelsucht zeigte, Er fa?te neuen Mut und er genas.
Kascha. Nun aber ist er tot, wir sind verwaist.
Tetka. Bist du verwaist? ich nicht. Ich seh ihn noch, Nicht wie zuletzt in seiner Schwachheit Banden. Ehrwürd'ger Greis, war Greis er immer doch, Mir ist er als ein Jüngling auferstanden.
Lapak (n?her tretend). Erhabne Fürstinnen!
Kascha. Was ist?
Tetka. Was sucht, was wollt ihr?
Domaslav. Die Nachricht euch zu bringen sind wir da--
Kascha. Wir haben es gewu?t, bevor es noch geschah.
Tetka. Als ihr noch hofftet, zagtet, dies und das gemeint, Da war es uns bekannt, da haben wir's beweint.
Lapak. Wenn nun der Tod den besten Fürsten schlug--
Kascha. Zu gut für euch, für uns nicht gut genug. Denn sorgt' er nicht um euch, und dacht' er an die Seinen, Ihr lebtet wüst wie vor, wir brauchten nicht zu weinen.
Tetka. Weil euer Trutz verg?llt ihm jeden Tag, Gab er dem Kummer sich und welkte hin, erlag.
Domaslav. Wenn's nun auch so, und wenn die Sorg' um uns Beschwert sein Leben, gar es ihm geraubt, La?t das uns nicht entgelten, hohe Frauen, Belohnt, mit dem wir nahn, das kindliche Vertrauen, Vollendet was begann des Vaters hohes Haupt.
Lapak. Die Krone die er trug, dies Land, sein Reich Verschm?ht sie nicht und nehmt, w?hlt eine unter euch.
Domaslav. Ihr stammet, wissen wir, von h?hern M?chten, Wir sind ein dunkles Volk, unkundig in den Rechten; Der Stab, der in Fürst Krokus H?nden lag, Wer, als sein eignes Blut, zu halten ihn vermag?
Alle (auf die Knie sinkend). Nehmt unsre Krone! W?hlet! Kascha, du!
Kascha. Unter Sternen schweif ich, In der Tiefe walt ich; Was Natur vermag und kann Ist mir willig untertan. Das Leblose lebt, Des Lebend'gen Dasein ist Tod. Ich mag nicht herrschen über Leichen, Geht zu andern mit euern Reichen, Was ist mir gemein mit euch?
Lapak. So nimm denn Tetka du dich unser an!
Tetka. Was sein soll ist nur Eins, Was sein kann ist ein Vieles, Ich aber will sein einig und Eins. Nutzen und Vorteil z?hlen, Aus Wahrheit und Lüge w?hlen, Recht erdenken das kein Recht, Dafür sucht einen Sündenknecht. Mein sonnig Reich strahlt hellres Licht, Von mir! Ich mag eure Krone nicht!
Lapak. So la?t ihr uns denn hilflos und verwaist! Wo ist Libussa eure jüngste Schwester?
Tetka. Sie ist nicht heim. Allein, wenn auch zu Hause, Sie folgt euch nicht.
Domaslav. La?t uns es doch versuchen.
Tetka. Ich sag euch, sie verweigert's.
Lapak. Gut. Doch h?ren, Anh?ren soll sie uns. Erlaubt zu harren.
Kascha. Seht ihr so gern noch einmal euch verschm?ht, So wartet bis sie naht. Geht dort hinein! Ihr aber gebt was sie am meisten lockt,' Gebt ihnen Speis' und Trank, und damit gut.
Domaslav. Wir nehmen unsern Urlaub, hohe Frauen.
Kascha. Gehabt euch wohl! Und, wenn nicht eure Fürstin, Bin ich euch Freundin doch.
(Die Abgeordneten werden durch eine Pforte links abgeführt.)
Nun aber ihr! Stellt euch ringsum, senkt eure düstern Schleier, Und feiert still und trauernd das Ged?chtnis Des edlen Manns, der unsern Kreis verlie?. Nacht um uns und Dunkel, Damit in uns es Licht!
(Alle verhüllen sich, die Szene verwandelt sich.)

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Kurze Waldgegend. Es ist noch dunkel.
Primislaus tritt auf, ein wei?es Ro? am Zügel führend, auf dem Libussa sitzt.
Primislaus. Hier ist der Ort, den du mir hast bezeichnet. Der Weg nach Budesch dies, dies die drei Eichen, Gel?st hab ich mein Wort.
Libussa.
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