als unser Freund vermuthen mochte, war uns Robert
Burns bekannt; das allerliebste Gedicht John Barley-Corn war anonym
zu uns gekommen, und verdienter Weise geschätzt, veranlasste solches
manche Versuche unsrer Sprache es anzueignen. Hans Gerstenkorn,
ein wackerer Mann, hat viele Feinde, die ihn unablässig verfolgen und
beschädigen, ja zuletzt gar zu vernichten drohen. Aus allen diesen
Unbilden geht er aber doch am Ende triumphirend hervor, besonders zu
Heil und Fröhlichkeit der leidenschaftlichen Biertrinker. Gerade in
diesem heitern genialischen Anthropomorphismus zeigt sich Burns als
wahrhaften Dichter.
Auf weitere Nachforschung fanden wir dieses Gedicht in der Ausgabe
seiner poetischen Werke von 1822, welcher eine Skizze seines Lebens
voransteht, die uns wenigstens von den Aeusserlichkeiten seiner
Zustände bis auf einen gewissen Grad belehrte. Was wir von seinen
Gedichten uns zueignen konnten, überzeugte uns von seinem
ausserordentlichen Talent, und wir bedauerten, dass uns die Schottische
Sprache gerade da hinderlich war, wo er des reinsten natürlichsten
Ausdrucks sich gewiss bemächtigt hatte. Im Ganzen jedoch haben wir
unsre Studien so weit geführt, dass wir die nachstehende rühmliche
Darstellung auch als unsrer Ueberzeugung gemäss unterschreiben
können.
Inwiefern übrigens unser Burns auch in Deutschland bekannt sey, mehr
als das Conversations-Lexicon von ihm überliefert, wüsste ich, als der
neuen literarischen Bewegungen in Deutschland unkundig, nicht zu
sagen; auf alle Fälle jedoch gedenke ich die Freunde auswärtiger
Literatur auf die kürzesten Wege zu weisen: _The Life of Robert Burns.
By J. G. Lockhart. Edinburgh 1828. rezensirt von unserm Freunde im
Edinburgh Review_, December 1828.
Nachfolgende Stellen daraus übersetzt, werden den Wunsch, das Ganze
und den genannten Mann auf jede Weise zu kennen, hoffentlich lebhaft
erregen.
* * *
"Burns war in einem höchst prosaischen Zeitalter, dergleichen
Brittanien nur je erlebt hatte, geboren, in den aller ungünstigsten
Verhältnissen, wo sein Geist nach hoher Bildung strebend ihr unter
dem Druck täglich harter körperlicher Arbeit nach zu ringen hatte, ja
unter Mangel und trostlosesten Aussichten auf die Zukunft; ohne
Förderniss als die Begriffe, wie sie in eines armen Mannes Hütte
wohnen, und allenfalls die Reime von Ferguson und Ramsay, als das
Muster der Schönheit aufgesteckt. Aber unter diesen Lasten versinkt er
nicht; durch Nebel und Finsterniss einer so düstern Region entdeckt
sein Adlerauge die richtigen Verhältnisse der Welt und des
Menschenlebens, er wächst an geistiger Kraft und drängt sich mit
Gewalt zu verständiger Erfahrung. Angetrieben durch die
unwiderstehliche Regsamkeit seines inneren Geistes strauchelt er
vorwärts und zu allgemeinen Ansichten, und mit stolzer Bescheidenheit
reicht er uns die Frucht seiner Bemühungen, eine Gabe dar, welche
nunmehr durch die Zeit als unvergänglich anerkannt worden."
"Ein wahrer Dichter, ein Mann in dessen Herzen die Anlage eines
reinen Wissens keimt, die Töne himmlischer Melodien vorklingen, ist
die köstlichste Gabe, die einem Zeitalter mag verliehen werden. Wir
sehen in ihm eine freyere, reinere Entwicklung alles dessen was in uns
das Edelste zu nennen ist; sein Leben ist uns ein reicher Unterricht und
wir betrauern seinen Tod als eines Wohlthäters, der uns liebte so wie
belehrte."
"Solch eine Gabe hat die Natur in ihrer Güte uns an Robert Burns
gegönnt; aber mit allzuvornehmer Gleichgültigkeit warf sie ihn aus der
Hand als ein Wesen ohne Bedeutung. Es war entstellt und zerstört ehe
wir es anerkannten, ein ungünstiger Stern hatte dem Jüngling die
Gewalt gegeben, das menschliche Daseyn ehrwürdiger zu machen, aber
ihm war eine weisliche Führung seines eigenen nicht geworden. Das
Geschick--denn so müssen wir in unserer Beschränktheit reden--seine
Fehler, die Fehler der Andern lasteten zu schwer auf ihm, und dieser
Geist, der sich erhoben hatte, wäre es ihm nur zu wandern geglückt,
sank in den Staub; seine herrlichen Fähigkeiten wurden in der Blüthe
mit Füssen getreten. Er starb, wir dürfen wohl sagen, ohne jemals
gelebt zu haben. Und so eine freundlich warme Seele, so voll von
eingebornen Reichthümern, solcher Liebe zu allen lebendigen und
leblosen Dingen! Das späte Tausendschönchen fällt nicht unbemerkt
unter seine Pflugschar, so wenig als das wohlversorgte Nest der
furchtsamen Feldmaus, das er hervorwühlt. Der wilde Anblick des
Winters ergötzt ihn; mit einer trüben, oft wiederkehrenden Zärtlichkeit,
verweilt er in diesen ernsten Scenen der Verwüstung; aber die Stimme
des Windes wird ein Psalm in seinem Ohr; wie gern mag er in den
sausenden Wäldern dahin wandern: denn er fühlt seine Gedanken
erhoben zu dem, der auf den Schwingen des Windes einherschreitet.
Eine wahre Poetenseele! sie darf nur berührt werden und ihr Klang ist
Musik."
"Welch ein warmes allumfassendes Gleichheitsgefühl! welche
vertrauenvolle, gränzenlose Liebe! welch edelmüthiges Ueberschätzen
des geliebten Gegenstandes! Der Bauer, sein Freund, sein nussbraunes
Mädchen sind nicht länger gering und dörfisch, Held vielmehr und
Königin, er rühmt sie als gleich würdig des Höchsten auf der Erde. Die
rauhen Scenen schottischen Lebens sieht er nicht im arkadischen Lichte,
aber in dem Rauche, in dem unebenen Tennenboden einer solchen
rohen Wirthlichkeit findet er noch immer Liebenswürdiges genug.
Armuth fürwahr ist sein Gefährte, aber auch Liebe und Muth zugleich;
die einfachen Gefühle,

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