Land und Volk in Afrika | Page 7

Gerhard Rohlfs
und schleuderte uns dann wieder zur��ck gegen die Baumwand. Ich versuchte es mehrere Male mich den Negern verst?ndlich zu machen, aber der unerh?rte L?rm des Himmels und des Meeres machte jedes Sprechen unm?glich; in dieser lebensgef?hrlichen Stellung blieben wir fast bis Tagesanbruch, indem der Tornado merkw��rdiger Weise fast sieben Stunden seine Wuth an uns ausliess, w?hrend er sonst in der Regel nur von kurzer Dauer ist. Trotzdem gingen wir siegreich, wenn auch erb?rmlich zugerichtet, aus dem Kampfe hervor: unsere beiden Masten waren abgebrochen, die gegen die Baumst?mme gerichtet gewesene Seite des Schiffes war so zugerichtet, dass dasselbe eben nur noch dienen konnte, um uns nach Lagos zu bringen, wir selbst aber waren, das war nun freilich kein grosses Ungl��ck, der Art, als ob wir im Wasser gelegen h?tten, und namentlich meine Neger, die es weniger angemessen fanden, in einem nasskalten Hemde zu sitzen, als sich von der aufgehenden Sonne die schwarz lackirte Haut bescheinen zu lassen, wussten bald, was thun, sie reducirten sich bis auf Vater Adams Kleid und legten ihr Hemd in die Sonne.
Und diese schien denn auch heiter genug, denn sobald einmal ein solches Unwetter seine Wuth ausgelassen hat, wird man mit dem reinsten Himmel belohnt; nach zwei Stunden schon hatten mich die Neger nach Lagos gebracht, und wir landeten am n?rdlichen Ende der Insel zwischen einer grossen Menge von Canoes.
Ohne weitere Empfehlungen f��r Jemand in der Stadt, mit Ausnahme, dass ich Pass und Depeschen der beiden Weissen in Lok��ja von dorther f��r den Gouverneur von Lagos ��berbrachte, indem die dort angesiedelten Engl?nder seit sechs Monaten vergeblich versucht hatten, einen Courier nach der K��ste durchzuschicken, war es ganz nat��rlich, dass ich beim Gouverneur mein Absteigequartier nahm, und ohne weitere Umst?nde und Anmeldung begab ich mich nach dem stattlichen ganz aus Eisen gebauten Gouvernementsgeb?ude, das am anderen Ende der Inselstadt, auf dem europ?ischen Quai liegt. Freilich sah ich nicht sehr pr?sentabel aus, als ich vor Herrn Glover (so heisst der derzeitige Gouverneur von Lagos, der der geographischen Welt sehr wohl bekannt ist, durch seine sch?nen Nigerkarten, indem er vor Jahren auf Kosten der englischen Regierung mit einem Dampfer den Niger hinauf explorirte bis Rabba und die genauesten Karten vom Niger geliefert hat, die wir ��berhaupt besitzen) erschien. Meine hohen Stiefeln quatschten bei jedem Schritte vom Wasser, das in sie gelaufen, aus meiner langen weissen Tobe bezeichnete hinter mir ein unaufh?rlicher Tropfenfall den Weg, den ich gegangen war.
Aber in Afrika kennt man keine Ceremonien, und selbst der Holl?nder verliert dort seine Steifheit und grollt dem Fremden nicht, der es wagen w��rde mit unabgekratzten Schuhen sein Haus zu betreten. Herr Glover hiess mich daher herzlich willkommen, und als er sah und verstanden hatte, wer ich sei, wollte er keine weitere Erkl?rung: zuerst ein warmes Bad und dann musste ich von seinen eigenen Kleidern anziehen. Ich fand mich nat��rlich gleich ganz wie zu Hause, und seine Gesellschaft, drei Marineofficiere, von denen der eine sein Privatschreiber, die anderen seine zuf?lligen G?ste waren wie ich, trugen nicht wenig dazu bei, den Aufenthalt angenehm zu machen.
Indess sollte ich doch nicht lange unter dem gastlichen Dache von Herrn Glover bleiben; schon beim Fr��hst��ck, woran oben genannte Herren, sodann der deutsche Pfarrer Herr Mann, ein fr��herer Mission?r in Abeok��ta und jetzt in Lagos angestellt, theilnahmen, stellte sich der Chef der O'Swald'schen Factorei in Lagos ein, Herr Philippi. Wie ein Lauffeuer war n?mlich das Ger��cht durch die Stadt gegangen, es sei ein Weisser ��ber Land angekommen, und man vermuthe, der Weisse sei ein Deutscher. Wie war da denn nur Haltens bei diesem trefflichen Manne. "Wo ist der Deutsche? Wer ist es?" waren seine ungest��men Fragen, als er den Salon betrat, und als der Gouverneur mich ihm vorgestellt und er mir die Hand gedr��ckt hatte, erkl?rte er Herrn Glover ganz kurz, dass ich sein sei, dass er ein gr?sseres Recht auf mich habe, um Gastfreundschaft zu erweisen, als der englische Gouverneur.--Sowohl Herr Glover als auch ich waren in grosser Verlegenheit, der Gouverneur, weil er nicht wusste, wie er sich einer so kurz und b��ndig gestellten Forderung des Herrn Philippi, der ��berdies sein Freund war, gegen��ber benehmen sollte, ich andererseits noch mehr, indem ich einerseits durch ein so schnelles Weggehen Herrn Glover beleidigen konnte, andererseits aber auch eine so schmeichelhafte Einladung des Chefs vom ersten deutschen Handlungshause an der Westk��ste Afrikas nicht abschlagen wollte.
Genug, Herr Philippi wusste es so einzurichten, dass ich mit ihm gehen und noch am selben Tage in der O'Swald'schen Factorei meine Wohnung aufschlagen konnte. Ich hatte keineswegs bei dem Tausche verloren.
Am andern Tage kam, zum Erg?tzen der Lagos-Bewohner, auch meine Karawane, die beim Uebersetzen ��ber die Lagune mehr als ich beg��nstigt gewesen war; voran kam No?l mit meinem abgemagerten Schimmel, dann Hamed, seinen Esel, der nicht mehr stark genug war, um ihn zu tragen, vor sich hertreibend, endlich die beiden Lastesel, je Tom und Bu-Chari, den
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