Land und Volk in Afrika | Page 5

Gerhard Rohlfs
in Ikor��du auf, sondern durchritten schnell die Stadt und den l?rmenden Markt, wo neben einheimischen Producten, europ?ische Artikel en d��tail verkauft wurden, und haupts?chlich unser Altonaer K��mmel und schlechter amerikanischer Rum eine reichliche Abnahme fanden--und zum anderen Thore wieder herauskommend, begaben wir uns dann direct zum Landungsplatze, der ungef?hr eine Viertelstunde s��dwestlich von der Stadt entfernt liegt. Ich glaubte das Meer zu sehen, und doch war es nur erst die baumumkr?nzte Lagune, aber so entfernt und so weit sind die gegen��berliegenden Ufer jener oft durchbrochenen schmalen Landzunge, die dickbelaubt sich weithin vor's eigentliche Festland herzieht, dass man mit blossem Auge eben nichts als eine tiefblaue Wasserfl?che vor sich hat. Am Landungsplatze fanden wir eine Menge kleiner H��tten, theils leer und f��r etwaige Reisende zum Uebernachten aufgebaut, theils von Verk?ufern und Gark?chen besetzt, welche damit besch?ftigt waren, neben Kleinwaaren, Obst und anderen Sachen, welche sie ausboten, Yams-Scheiben und kleine Mehlk��gelchen in Palm?l zu r?sten, oder eine starkgepfefferte Krautsauce zubereiteten, welche als Zuspeise zu dem weitverbreiteten Madidi (es ist dies der Haussa Name; der an der K��ste in der Y��ruba-Sprache ��bliche ist mir nicht bekannt), eine Art in grosse Bl?tter eingekochter Kleister aus indianischem Korne, gegessen wird. Auch 20-30 gr?ssere Kanoes lagen am Strande, und alle Augenblick kamen mit der g��nstigen Seebrise neue und meist sehr schwer beladene angesegelt, welches einen reizenden Anblick gew?hrte, und viel Leben und Treiben am Ufer hervorrief.
Nachdem wir mein Pferd abgesattelt hatten und es dann frei umhergehen liessen, nahmen auch wir eine von den H��tten in Beschlag, denn schon am Morgen hatten wir auf unsere Kosten erfahren, dass hier an der K��ste die Regenzeit noch weniger ein Weilen im Freien gestattet, als weiter im Innern, wo doch nach einem heftigen Tornado meist wieder ein eint?giger Sonnenschein folgt. Dann dachten wir auch daran, uns etwas Lebensmittel zu kaufen, denn am ganzen Tage immer zu Pferde, hatten wir uns nur Zeit gelassen, um einige Madidi, die man das St��ck, eine Hand gross, f��r 10 Muscheln (an der K��ste gehen 6000 Muscheln, im Innern 4000 auf einen Thaler) ��berall am Wege zu kaufen findet, im Weiterreisen zu verspeisen. Es fand sich nun aber, dass, obgleich der Markt sehr verlockend mit allerhand Negergerichten ausgestattet war, und namentlich westafrikanische Fr��chte, als Bananen, Plantanen, Pisang, Ananas u.a.m. in H��lle und F��lle auslagen, wir keine Muscheln mehr hatten. Als wir Morgens in der Eile fr��h sattelten, hatte No?l vergessen, aus dem grossen Muschelsack hinreichend f��r uns welche herauszunehmen, unser ganzer Reichthum bestand noch in 20 Muscheln, was gerade genug war, um unseren regen Hunger erst recht anzureizen. Wir mussten also suchen etwas zu verkaufen, aber Alles, was wir allenfalls von ��brigen Kleidungsst��cken h?tten entbehren k?nnen, war auch bei den Packeseln zur��ckgeblieben, bis endlich No?l mich an ein paar neuseidene rothe Taschent��cher erinnerte, welche urspr��nglich als Geschenke f��r kleinere H?uptlinge h?tten dienen sollen, indess beim Ende der Reise keine Verwendung mehr gefunden hatten. Ich hatte dann sp?ter die Depeschen und Briefe der beiden Weissen in Lok��ja hineingewickelt, um sie auf diese Art besser gegen Regen und Schmutz zu sch��tzen. Die Briefe wurden also schnell bloss gelegt, auf die Gefahr hin, schmutzig zu werden, und der Lagos-Mann, der vielleicht Muscheln besass, aber that, als ob er keine h?tte, auf den Markt geschickt, um die T��cher zu verauctioniren. Da die Marktleute wahrscheinlich gleich durchschauten, dass wir keine Muscheln bei uns hatten, sich ��berdies wohl denken konnten, wir seien nach einem langen Ritte sehr ausgehungert, so boten sie uns nat��rlich f��r die T��cher so niedrige Preise, dass ich anfangs nicht darauf eingehen wollte. In der That verlangten sie die T��cher ungef?hr f��r ein Viertel des Preises, zu dem man sie in Europa in den Fabriken verkaufen w��rde. Aber was thun? Hunger ist einer der despotischsten Herren, und wenn ich selbst es zur Noth noch bis nach Lagos h?tte aushalten k?nnen, so dauerte mich mein treuer kleiner No?l, der sich zwar auch zum Hungern bereit erkl?rte, aber seine Blicke gar nicht von den verlockenden Oelk��gelchen wegwenden konnte. Auch die Frau Negerin, welche dem Lagos-Manne immer zu Fusse nachgetrabt war, gab mir durch Zeichen zu verstehen, dass die Yams-Scheiben ausgezeichnet w?ren, und so wurde unser Mann wieder beordert, die T��cher auf den Markt zu tragen. Aber o Schicksal! Hatten die Neger schon fr��her so geringe Preise geboten, so wollten sie dieselben jetzt um eine noch geringere Summe haben, aber um nur nicht gar mit meinen seidenen Sackt��chern sitzen bleiben und hungern zu m��ssen, gab ich sie nun �� tout prix fort. No?l wurde dann ausgesandt, um Ekor��oa, so heisst man die kleinen Mehlk��gelchen, welche in Palm?l gesotten sind, Yams und Fr��chte zu kaufen und dann nochmals wieder abgeschickt, denn unsere beiden Lagos-Gef?hrten, Mann und Frau, assen f��r viere; endlich indess waren Alle satt.
Mittlerweile kamen immer mehr Kanoes von Lagos herangesegelt, welches, bei dem bunten Vordergrunde, einen entz��ckenden Anblick gew?hrte; theils
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