LArrabbiata | Page 8

Paul Heyse
das ruhige Meer, und in der Einsamkeit war ihm wohl. Er stand auch lange vor dem kleinen Bilde der Mutter Gottes, und sah die aus Silberpapier daraufgeklebte Sternenglorie and?chtig an. Doch zu beten fiel ihm nicht ein. Um was h?tte er bitten sollen, da er nichts mehr hoffte.
Und der Tag schien heute stillzustehn. Er sehnte sich nach der Dunkelheit, denn er war müde, und der Blutverlust hatte ihn auch mehr angegriffen, als er sich gestand. Er fühlte heftige Schmerzen an der Hand, setzte sich auf einem Schemel und l?ste den Verband. Das zurückgedr?ngte Blut scho? wieder hervor, und die Hand war stark um die Wunde angeschwollen. Er wusch sie sorgf?ltig und kühlte sie lange. Als er sie wieder vorzog, unterschied er deutlich die Spur von Laurellas Z?hnen. Sie hatte recht, sagte er. Eine Bestie war ich und verdien es nicht besser. Ich will ihr morgen ihr Tuch durch den Giuseppe zurückschicken, denn mich soll sie nicht wiedersehn. --Und nun wusch er das Tuch sorgf?ltig und breitete es in der Sonne aus, nachdem er sich die Hand wieder verbunden hatte, so gut er's mit der Linken und den Z?hnen konnte. Dann warf er sich auf sein Bett und schlo? die Augen.
Der helle Mond weckte ihn aus einem halben Schlaf, zugleich der Schmerz in der Hand. Er sprang eben wieder auf, um die pochenden Schl?ge des Bluts in Wasser zu beruhigen, als er ein Ger?usch an seiner Tür h?rte. Wer ist da? rief er und ?ffnete. Laurella stand vor ihm.
Ohne viel zu fragen trat sie ein. Sie warf das Tuch ab, das sie über den Kopf geschlungen hatte und stellte ein K?rbchen auf den Tisch. Dann sch?pfte sie tief Atem.
Du kommst, dein Tuch zu holen, sagte er, du h?ttest dir die Mühe ersparen k?nnen, denn morgen in der Früh h?tte ich Giuseppe gebeten, es dir zu bringen.
Es ist nicht um das Tuch, erwiderte sie rasch. Ich bin auf dem Berg gewesen, um dir Kr?uter zu holen, die gegen das Bluten sind. Da! Und sie hob den Deckel vom K?rbchen.
Zu viel Mühe, sagte er, und ohne alle Herbigkeit, zu viel Mühe. Es geht schon besser, viel besser, und wenn es schlimmer ginge, ging es auch nach Verdienst. Was willst du hier um die Zeit? Wenn dich einer hier tr?fe, du wei?t, wie sie schwatzen, obwohl sie nicht wissen, was sie sagen.
Ich kümmere mich um keinen, sprach sie heftig. Aber die Hand will ich sehen und die Kr?uter darauf tun, denn mit der Linken bringst du es nicht zustande.
Ich sage dir, da? es unn?tig ist.
So la? es mich sehen, damit ich's glaube.
Sie ergriff ohne weiteres die Hand, die sich nicht wehren konnte, und band die Lappen ab. Als sie die starke Geschwulst sah, fuhr sie zusammen und schrie auf: Jesus Maria!
Es ist ein bi?chen aufgelaufen, sagte er. Das geht weg in einem Tag und einer Nacht.
Sie schüttelte den Kopf: So kommst du in einer Woche lang nicht aufs Meer.
Ich denke, schon übermorgen. Was tut's auch.
Indessen hatte sie ein Becken geholt und die Wunde von neuem gewaschen, was er litt wie ein Kind. Dann legte sie die heilsamen Bl?tter des Krauts darauf, die ihm das Brennen sogleich linderten und verband die Hand mit Streifen Leinwand, die sie auch mitgebracht hatte.
Als es getan war, sagte er: Ich danke dir. Und h?re, wenn du mir noch einen Gefallen tun willst, vergib mir, da? mir heut so eine Tollheit über den Kopf wuchs und vergi? das alles, was ich gesagt und getan habe. Ich wei? selbst nicht, wie es kam. Du hast mir nie Veranlassung dazu gegeben, du wahrhaftig nicht. Und du sollst schon nichts wieder von mir h?ren, was dich kr?nken k?nnte.
Ich habe dir abzubitten, fiel sie ein. Ich h?tte dir alles anders und besser vorstellen sollen und dich nicht aufbringen durch meine stumme Art. Und nun gar die Wunde-Es war Notwehr und die h?chste Zeit, da? ich meiner Sinne wieder m?chtig wurde. Und wie gesagt, es hat nichts zu bedeuten. Sprich nicht von Vergeben. Du hast mir wohlgetan, und das dank ich dir. Und nun geh schlafen und da--da ist auch dein Tuch, da? du's gleich mitnehmen kannst.
Er reichte es ihr, aber sie stand noch immer und schien mit sich selbst zu k?mpfen. Endlich sagte sie: du hast auch deine Jacke eingebü?t um meinetwegen; und ich wei?, da? das Geld für die Orangen darin steckte. Es fiel mir alles erst unterwegs ein. Ich kann dir's nicht so wieder ersetzen, denn wir haben es nicht, und wenn wir's h?tten, geh?rt' es der Mutter. Aber da hab ich das silberne Kreuz, das mir der Maler auf den Tisch legte, als er das letzte Mal bei uns war. Ich hab es seitdem nicht angesehn und mag es nicht l?nger im Kasten haben. Wenn du es verkaufst, es ist wohl ein paar Piaster wert, sagte damals die Mutter, so w?re
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 12
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.