LArrabbiata | Page 7

Paul Heyse
Wei?t du, da? du hier in meiner Macht bist und tun mu?t, was ich will?
Sie fuhr leicht zusammen und blitzte ihn mit den Augen an.
Bringe mich um, wenn du's wagst, sagte sie langsam.
Man mu? nichts halb tun, sagte er, und seine Stimme klang leiser. 's ist Platz für uns beide im Meer. Ich kann dir nicht helfen, Kind, --und er sprach fast mitleidig, wie aus dem Traum--aber wir müssen hinunter, alle beide, und auf einmal, und jetzt! schrie er überlaut, und fa?te sie pl?tzlich mit beiden Armen an. Aber im Augenblick zog er die rechte Hand zurück, das Blut quoll hervor, sie hatte ihn heftig hineingebissen.
Mu? ich tun, was du willst? rief sie und stie? ihn mit einer raschen Wendung von sich. La? sehn, ob ich in deiner Macht bin!--Damit sprang sie über den Bord des Kahns und verschwand einen Augenblick in der Tiefe.
Sie kam gleich wieder herauf, ihr R?ckchen umschlo? sie fest, ihre Haare waren von den Wellen aufgel?st und hingen schwer über den Hals nieder, mit den Armen ruderte sie emsig und schwamm, ohne einen Laut von sich zu geben, kr?ftig von der Barke weg nach der Küste zu. Der j?he Schreck schien ihm die Sinne gel?hmt zu haben. Er stand im Kahn, vorgebeugt, die Blicke starr nach ihr hingerichtet, als begebe sich ein Wunder vor seinen Augen. Dann schüttelte er sich, stürzte nach den Rudern, und fuhr ihr mit aller Kraft, die er aufzubieten hatte, nach, w?hrend der Boden seines Kahns von dem immer zustr?menden Blute rot wurde.
Im Nu war er an ihrer Seite, so hastig sie schwamm. Bei Maria Santissima! rief er, komm in den Kahn. Ich bin ein Toller gewesen; Gott wei?, was mir die Vernunft benebelte. Wie ein Blitz vom Himmel fuhr mir's ins Hirn, da? ich ganz aufbrannte und wu?te nicht, was ich tat und redete. Du sollst mir nicht vergeben, Laurella, nur dein Leben retten und wieder einsteigen.
Sie schwamm fort, als habe sie nichts geh?rt.
Du kannst nicht bis ans Land kommen, es sind noch zwei Miglien. Denk an deine Mutter. Wenn dir ein Unglück begegnete, sie stürbe vor Entsetzen.
Sie ma? mit einem Blick die Entfernung von der Küste. Dann, ohne zu antworten, schwamm sie an die Barke heran, und fa?te den Bord mit den H?nden. Er stand auf, ihr zu helfen; seine Jacke, die auf der Bank gelegen, glitt ins Meer, als der Nachen von der Last des M?dchens nach der einen Seite hinübergezogen wurde. Gewandt schwang sie sich empor und erklomm ihren früheren Sitz. Als er sie geborgen sah, griff er wieder zu den Rudern. Sie aber wand ihr triefendes R?ckchen aus, und rang das Wasser aus den Flechten. Dabei sah sie auf den Boden der Barke, und bemerkte jetzt das Blut. Sie warf einen raschen Blick nach der Hand, die, als sei sie unverwundet, das Ruder führte. Da, sagte sie, und reichte ihm ihr Tuch. Er schüttelte den Kopf und ruderte vorw?rts. Sie stand endlich auf, trat zu ihm und band ihm das Tuch fest um die tiefe Wunde. Darauf nahm sie ihm, soviel er auch abwehrte, das eine Ruder aus der Hand und setzte sich ihm gegenüber, doch ohne ihn anzusehn, fest auf das Ruder blickend, das vom Blut ger?tet war, und mit kr?ftigen St??en die Barke forttreibend. Sie waren beide bla? und still. Als sie n?her ans Land kamen, begegneten ihnen Fischer, die ihre Netze auf die Nacht auswerfen wollten. Sie riefen Antonino an und neckten Laurella. Keins sah auf oder erwiderte ein Wort.
Die Sonne stand noch ziemlich hoch über Procida (5), als sie die Marine erreichten. Laurella schüttelte ihr R?ckchen, das fast v?llig überm Meer getrocknet war und sprang ans Land. Die alte spinnende Frau, die sie schon am Morgen hatte abfahren sehn, stand wieder auf dem Dach. Was hast du an der Hand, Tonino? rief sie hinunter. Jesus Christus, die Barke schwimmt ja in Blut.
{ed. (5) Kleine Insel bei Neapel }
's ist nichts, Commare (2), erwiderte der Bursch. Ich ri? mich an einem Nagel, der zu weit vorsah. Morgen ist's vorbei. Das verwünschte Blut ist nur gleich bei der Hand, da? es gef?hrlicher aussieht, als es ist.
{ed. (6) Gevatterin }
Ich will kommen und dir Kr?uter auflegen, Comparello (7). Wart, ich komme schon!
{ed. (7) Gevatterchen }
Bemüht Euch nicht, Commare. Ist schon alles geschehn und morgen wird's vorbei sein und vergessen. Ich habe eine gesunde Haut, die gleich wieder über jede Wunde zuw?chst.
Addio, sagte Laurella, und wandte sich nach dem Pfad, der hinaufführt.
Gute Nacht! rief ihr der Bursch nach, ohne sie anzusehn. Dann trug er das Ger?t aus dem Schiff und die K?rbe dazu, und stieg die kleine Steintreppe zu seiner Hütte hinauf.
Es war keiner au?er ihm in den zwei Kammern, durch die er nun hin und her ging. Zu den offnen Fensterchen, die nur mit h?lzernen L?den verschlossen werden, strich die Luft etwas erfrischender herein, als über
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