von dem
Gegenstande, den ich durch einen Begriff A denke, welcher nur einen
Teil dieser Erfahrung ausmacht. Denn ob ich schon in dem Begriff
eines Körpers überhaupt das Prädikat der Schwere gar nicht einschließe,
so bezeichnet er doch die vollständige Erfahrung durch einen Teil
derselben, zu welchem also ich noch andere Teile eben derselben
Erfahrung, als zu dem ersteren gehörig, hinzufügen kann. Ich kann den
Begriff des Körpers vorher analytisch durch die Merkmale der
Ausdehnung, der Undurchdringlichkeit, der Gestalt usw., die alle in
diesem Begriff gedacht werden, erkennen. Nun erweitere ich aber
meine Erkenntnis, und, indem ich auf die Erfahrung zurücksehe, von
welcher ich diesen Begriff des Körpers abgezogen hatte, so finde ich
mit obigen Merkmalen auch die Schwere jederzeit verknüpft. Es ist
also die Erfahrung jenes X, was außer dem Begriffe A liegt, und
worauf sich die Möglichkeit der Synthesis des Prädikats der Schwere B
mit dem Begriffe A gründet.
Aber bei synthetischen Urteilen a priori fehlt dieses Hilfsmittel ganz
und gar. Wenn ich außer dem Begriffe A hinausgehen soll, um einen
andern B, als damit verbunden zu erkennen, was ist das, worauf ich
mich stütze, und wodurch die Synthesis möglich wird, da ich hier den
Vorteil nicht habe, mich im Felde der Erfahrung danach umzusehen?
Man nehme den Satz: Alles, was geschieht, hat seine Ursache. In dem
Begriff von etwas, das geschieht, denke ich zwar ein Dasein, vor
welchem eine Zeit vorhergeht usw. und daraus lassen sich analytische
Urteile ziehen. Aber der Begriff einer Ursache zeigt etwas von dem,
was geschieht, Verschiedenes an, und ist in dieser letzteren Vorstellung
gar nicht mit enthalten. Wie komme ich denn dazu, von dem, was
überhaupt geschieht, etwas davon ganz Verschiedenes zu sagen, und
den Begriff der Ursachen, obzwar in jenen nicht enthalten, dennoch, als
dazu gehörig, zu erkennen. Was ist hier das X, worauf sich der
Verstand stützt, wenn er außer dem Begriff von A ein demselben
fremdes Prädikat aufzufinden glaubt, das gleichwohl damit verknüpft
sei. Erfahrung kann es nicht sein, weil der angeführte Grundsatz nicht
allein mit größerer Allgemeinheit, als die Erfahrung verschaffen kann,
sondern auch mit dem Ausdruck der Notwendigkeit, mithin gänzlich a
priori und aus bloßen Begriffen diese zweite Vorstellungen zu der
ersteren hinzufügt. Nun beruht auf solchen synthetischen d.i.
Erweiterungs-Grundsätzen die ganze Endabsicht unserer spekulativen
Erkenntnis a priori; denn die analytischen sind zwar höchst wichtig und
nötig, aber nur um zu derjenigen Deutlichkeit der Begriffe zu gelangen,
die zu einer sicheren und ausgebreiteten Synthesis, als zu einem
wirklich neuen Anbau, erforderlich ist.
Es liegt also hier ein gewisses Geheimnis verborgen*, dessen
Aufschluß allein den Fortschritt in dem grenzenlosen Felde der reinen
Verstandeserkenntnis sicher und zuverlässig machen kann: nämlich mit
gehöriger Allgemeinheit den Grund der Möglichkeit synthetischer
Urteile a priori aufzudecken, die Bedingungen, die eine jede Art
derselben möglich machen, einzusehen, und diese ganze Erkenntnis
(die ihre eigene Gattung ausmacht) in einem System nach ihren
ursprünglichen Quellen, Abteilungen, Umfang und Grenzen, nicht
durch einen flüchtigen Umkreis zu bezeichnen, sondern vollständig und
zu jedem Gebrauch hinreichend zu bestimmen. Soviel vorläufig von
dem Eigentümlichen, was die synthetischen Urteile an sich haben.
* Wäre es einem von den Alten eingefallen, auch nur diese Frage
aufzuwerfen, so würde diese allein allen Systemen der reinen Vernunft
bis auf unsere Zeit mächtig widerstanden haben, und hätte so viele
eitele Versuche erspart, die, ohne zu wissen, womit man eigentlich zu
tun hat, blindlings unternommen worden.
Aus diesem allen ergibt sich nun die Idee einer besondern Wissenschaft,
die zur Kritik der reinen Vernunft dienen könne. Es heißt aber jede
Erkenntnis rein, die mit nichts Fremdartigen vermischt ist. Besonders
aber wird eine Erkenntnis schlechthin rein genannt, in die sich
überhaupt keine Erfahrung oder Empfindung einmischt, welche mithin
völlig a priori möglich ist. Nun ist Vernunft das Vermögen, welches die
Prinzipien der Erkenntnis a priori an die Hand gibt. Daher ist reine
Vernunft diejenige, welche die Prinzipien etwas schlechthin a priori zu
erkennen, enthält. Ein Organon der reinen Vernunft würde ein Inbegriff
derjenigen Prinzipien sein, nach denen alle reinen Erkenntnisse a priori
können erworben und wirklich zustande gebracht werden. Die
ausführliche Anwendung eines solchen Organon würde ein System der
reinen Vernunft verschaffen. Da dieses aber sehr viel verlangt ist, und
es noch dahin steht, ob auch überhaupt eine solche Erweiterung unserer
Erkenntnis, und in welchen Fällen sie möglich sei; so können wir eine
Wissenschaft der bloßen Beurteilung der reinen Vernunft, ihrer Quellen
und Grenzen, als die Propädeutik zum System der reinen Vernunft
ansehen. Eine solche würde nicht eine Doktrin, sondern nur Kritik der
reinen Vernunft heißen müssen, und ihr Nutzen würde wirklich nur
negativ sein, nicht zur Erweiterung, sondern nur zur Läuterung unserer
Vernunft dienen, und sie von Irrtümern frei halten, welches schon sehr
viel gewonnen ist. Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich
nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unsern Begriffen a priori
von Gegenständen überhaupt beschäftigt. Ein System
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