trahor exul, inops - Ovid. Metam.
Anf?nglich war ihre Herrschaft unter der Verwaltung der Dogmatiker, despotisch. Allein, weil die Gesetzgebung noch die Spur der alten Barbarei an sich hatte, so artete sie durch innere Kriege nach und nach in v?llige Anarchie aus und die Skeptiker, eine Art Nomaden, die allen best?ndigen Anbau des Bodens verabscheuen, zertrennten von Zeit zu Zeit die bürgerliche Vereinigung. Da ihrer aber zum Glück nur wenige waren, so konnten sie nicht hindern, da? jene sie nicht immer aufs neue, obgleich nach keinem unter sich einstimmigen Plane, wieder anzubauen versuchten. In neueren Zeiten schien es zwar einmal, als sollte allen diesen Streitigkeiten durch eine gewisse Physiologie des menschlichen Verstandes (von dem berühmten Locke) ein Ende gemacht und die Rechtm??igkeit jener Ansprüche v?llig entschieden werden; es fand sich aber, da?, obgleich die Geburt jener vorgegebenen K?nigin aus dem P?bel der gemeinen Erfahrung abgeleitet wurde und dadurch ihre Anma?ung mit Recht h?tte verd?chtig werden müssen, dennoch, weil diese Genealogie ihr in der Tat f?lschlich angedichtet war, sie ihre Ansprüche noch immer behauptete, wodurch alles wiederum in den veralteten wurmstichigen Dogmatismus und daraus in die Geringsch?tzung verfiel, daraus man die Wissenschaft hatte ziehen wollen. Jetzt, nachdem alle Wege (wie man sich überredet) vergeblich versucht sind, herrscht überdru? und g?nzlicher Indifferentismus, die Mutter des Chaos und der Nacht, in Wissenschaften, aber doch zugleich der Ursprung, wenigstens das Vorspiel einer nahen Umschaffung und Aufkl?rung derselben, wenn sie durch übel angebrachten Flei? dunkel, verwirrt und unbrauchbar geworden.
Es ist n?mlich umsonst, Gleichgültigkeit in Ansehung solcher Nachforschungen erkünsteln zu wollen, deren Gegenstand der menschlichen Natur nicht gleichgültig sein kann. Auch fallen jene vorgeblichen Indifferentisten, so sehr sie sich auch durch die Ver?nderung der Schulsprache in einem popul?ren Tone unkenntlich zu machen gedenken, wofern sie nur überall etwas denken, in metaphysische Behauptungen unvermeidlich zurück, gegen die sie doch so viel Verachtung vorgaben. Indessen ist diese Gleichgültigkeit, die sich mitten in dem Flor aller Wissenschaften ereignet und gerade diejenigen trifft, auf deren Kenntnisse, wenn dergleichen zu haben w?ren, man unter allen am wenigsten Verzicht tun würde, doch ein Ph?nomen, das Aufmerksamkeit und Nachsinnen verdient. Sie ist offenbar die Wirkung nicht des Leichtsinns, sondern der gereiften Urteilskraft* des Zeitalters, welches sich nicht l?nger durch Scheinwissen hinhalten l??t und eine Aufforderung an die Vernunft, das beschwerlichste aller ihrer Gesch?fte, n?mlich das der Selbsterkenntnis aufs neue zu übernehmen und einen Gerichtshof einzusetzen, der sie bei ihren gerechten Ansprüchen sichere, dagegen aber alle grundlosen Anma?ungen, nicht durch Machtsprüche, sondern nach ihren ewigen und unwandelbaren Gesetzen, abfertigen k?nne, und dieser ist kein anderer als die Kritik der reinen Vernunft selbst.
* Man h?rt hin und wieder Klagen über Seichtigkeit der Denkungsart unserer Zeit und den Verfall gründlicher Wissenschaft. Allein ich sehe nicht, da? die, deren Grund gut gelegt ist, als Mathematik, Naturlehre usw. diesen Vorwurf im mindesten verdienen, sondern vielmehr den alten Ruhm der Gründlichkeit behaupten, in der letzteren aber sogar übertreffen. Eben derselbe Geist würde sich nun auch in anderen Arten von Erkenntnis wirksam beweisen, w?re nur allererst für die Berichtigung ihrer Prinzipien gesorgt worden. In Ermanglung derselben sind Gleichgültigkeit und Zweifel und endlich, strenge Kritik, vielmehr Beweise einer gründlichen Denkungsart. Unser Zeitalter ist das eigentliche Zeitalter der Kritik, der sich alles unterwerfen mu?. Religion, durch ihre Heiligkeit, und Gesetzgebung durch ihre Majest?t, wollen sich gemeiniglich derselben entziehen. Aber alsdann erregen sie gerechten Verdacht wider sich und k?nnen auf unverstellte Achtung nicht Anspruch machen, die die Vernunft nur demjenigen bewilligt, was ihre freie und ?ffentliche Prüfung hat aushalten k?nnen.
Ich verstehe aber hierunter nicht eine Kritik der Bücher und Systeme, sondern die des Vernunftverm?gens überhaupt, in Ansehung aller Erkenntnisse, zu denen sie, unabh?ngig von aller Erfahrung, streben mag, mithin die Entscheidung der M?glichkeit oder Unm?glichkeit einer Metaphysik überhaupt und die Bestimmung sowohl der Quellen, als des Umfanges und der Grenzen derselben, alles aber aus Prinzipien.
Diesen Weg, den einzigen, der übrig gelassen war, bin ich nun eingeschlagen und schmeichle mir, auf demselben die Abstellung aller Irrungen angetroffen zu haben, die bisher die Vernunft im erfahrungsfreien Gebrauche mit sich selbst entzweit hatten. Ich bin ihren Fragen nicht dadurch etwa ausgewichen, da? ich mich mit dem Unverm?gen der menschlichen Vernunft entschuldigte; sondern ich habe sie nach Prinzipien vollst?ndig spezifiziert und, nachdem ich den Punkt des Mi?verstandes der Vernunft mit ihr selbst entdeckt hatte, sie zu ihrer v?lligen Befriedigung aufgel?st. Zwar ist die Beantwortung jener Fragen gar nicht so ausgefallen, als dogmatisch schw?rmende Wi?begierde erwarten mochte; denn die k?nnte nicht anders als durch Zauberkr?fte, darauf ich mich nicht verstehe, befriedigt werden. Allein, das war auch wohl nicht die Absicht der Naturbestimmung unserer Vernunft; und die Pflicht der Philosophie war: das Blendwerk, das aus Mi?deutung entsprang, aufzuheben, sollte auch noch soviel gepriesener und beliebter Wahn dabei zu nichte gehen. In dieser Besch?ftigung habe ich Ausführlichkeit mein gro?es Augenmerk sein lassen und ich erkühne mich zu sagen, da? nicht eine
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