einzige metaphysische Aufgabe sein müsse, die hier nicht aufgel?st, oder zu deren Aufl?sung nicht wenigstens der Schlüssel dargereicht worden. In der Tat ist auch reine Vernunft eine so vollkommene Einheit: da?, wenn das Prinzip derselben auch nur zu einer einzigen aller der Fragen, die ihr durch ihre eigene Natur aufgegeben sind, unzureichend w?re, man dieses immerhin nur wegwerfen k?nnte, weil es alsdann auch keiner der übrigen mit v?lliger Zuverl?ssigkeit gewachsen sein würde.
Ich glaube, indem ich dieses sage, in dem Gesichte des Lesers einen mit Verachtung gemischten Unwillen über, dem Anscheine nach, so ruhmredige und unbescheidene Ansprüche wahrzunehmen, und gleichwohl sind sie ohne Vergleichung gem??igter, als die, eines jeden Verfassers des gemeinsten Programms, der darin etwa die einfache Natur der Seele, oder die Notwendigkeit eines ersten Weltanfanges zu beweisen vorgibt. Denn dieser macht sich anheischig, die menschliche Erkenntnis über alle Grenzen m?glicher Erfahrung hinaus zu erweitern, wovon ich demütig gestehe: da? dieses mein Verm?gen g?nzlich übersteige, an dessen Statt ich es lediglich mit der Vernunft selbst und ihrem reinen Denken zu tun habe, nach deren ausführlicher Kenntnis ich nicht weit um mich suchen darf, weil ich sie in mir selbst antreffe und wovon mir auch schon die gemeine Logik ein Beispiel gibt, da? sich alle ihre einfachen Handlungen v?llig und systematisch aufz?hlen lassen; nur da? hier die Frage aufgeworfen wird, wieviel ich mit derselben, wenn mir aller Stoff und Beistand der Erfahrung genommen wird, etwa auszurichten hoffen dürfe.
So viel von der Vollst?ndigkeit in Erreichung eines jeden, und der Ausführlichkeit in Erreichung aller Zwecke zusammen, die nicht ein beliebiger Vorsatz, sondern die Natur der Erkenntnis selbst uns aufgibt, als der Materie unserer kritischen Untersuchung.
Noch sind Gewi?heit und Deutlichkeit zwei Stücke, die die Form derselben betreffen, als wesentliche Forderungen anzusehen, die man an den Verfasser, der sich an eine so schlüpfrige Unternehmung wagt, mit Recht tun kann.
Was nun die Gewi?heit betrifft, so habe ich mir selbst das Urteil gesprochen: da? es in dieser Art von Betrachtungen auf keine Weise erlaubt sei, zu meinen und da? alles, was darin einer Hypothese nur ?hnlich sieht, verbotene Ware sei, die auch nicht für den geringsten Preis feil stehen darf, sondern sobald sie entdeckt wird, beschlagen werden mu?. Denn das kündigt eine jede Erkenntnis, die a priori feststehen soll, selbst an, da? sie für schlechthin notwendig gehalten werden will, und eine Bestimmung aller reinen Erkenntnisse a priori noch vielmehr, die das Richtma?, mithin selbst das Beispiel aller apodiktischen (philosophischen) Gewi?heit sein soll. Ob ich nun das, wozu ich mich anheischig mache in diesem Stücke geleistet habe, das bleibt g?nzlich dem Urteile des Lesers anheimgestellt, weil es dem Verfasser nur geziemt, Gründe vorzulegen, nicht aber über die Wirkung derselben bei seinen Richtern zu urteilen. Damit aber nicht etwas unschuldigerweise an der Schw?chung derselben Ursache sei, so mag es ihm wohl erlaubt sein, diejenigen Stellen, die zu einigem Mi?trauen Anla? geben k?nnten, ob sie gleich nur den Nebenzweck angehen, selbst anzumerken, um den Einflu?, den auch nur die mindeste Bedenklichkeit des Lesers in diesem Punkte auf sein Urteil, in Ansehung des Hauptzwecks, haben m?chte, beizeiten abzuhalten.
Ich kenne keine Untersuchungen, die zur Ergründung des Verm?gens, welches wir Verstand nennen, und zugleich zur Bestimmung der Regeln und Grenzen seines Gebrauchs, wichtiger w?ren, als die, welche ich in dem zweiten Hauptstücke der transszendentalen Analytik, unter dem Titel der Deduktion der reinen Verstandesbegriffe, angestellt habe; auch haben sie mir die meiste, aber, wie ich hoffe, nicht unvergoltene Mühe, gekostet. Diese Betrachtung, die etwas tief angelegt ist, hat aber zwei Seiten. Die eine bezieht sich auf die Gegenst?nde des reinen Verstandes, und soll die objektive Gültigkeit seiner Begriffe a priori dartun und begreiflich machen; eben darum ist sie auch wesentlich zu meinen Zwecken geh?rig. Die andere geht darauf aus, den reinen Verstand selbst, nach seiner M?glichkeit und den Erkenntniskr?ften, auf denen er selbst beruht, mithin ihn in subjektiver Beziehung zu betrachten und, obgleich diese Er?rterung in Ansehung meiner Hauptzwecks von gro?er Wichtigkeit ist, so geh?rt sie doch nicht wesentlich zu demselben; weil die Hauptfrage immer bleibt, was und wie viel kann Verstand und Vernunft, frei von aller Erfahrung, erkennen und nicht, wie ist das Verm?gen zu denken selbst m?glich? Da das letztere gleichsam eine Aufsuchung der Ursache zu einer gegebenen Wirkung ist, und insofern etwas einer Hypothese ?hnliches an sich hat, (ob es gleich, wie ich bei anderer Gelegenheit zeigen werde, sich in der Tat nicht so verh?lt), so scheint es, als sei hier der Fall, da ich mir die Erlaubnis nehme, zu meinen, und dem Leser also auch freistehen müsse, anders zu meinen. In Betracht dessen mu? ich dem Leser mit der Erinnerung zuvorkommen; da?, im Fall meine subjektive Deduktion nicht die ganze überzeugung, die ich erwarte, bei ihm gewirkt h?tte, doch die objektive, um die es mir hier vornehmlich zu tun ist, ihre ganze St?rke bekomme, wozu allenfalls dasjenige, was Seite 92
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