Komik und Humor | Page 7

Theodor Lipps
Gef��hl der Unlust, das er selbst, und das Gef��hl der Befriedigung, das seine Bestrafung erweckt. Nun mag ein solcher Verbrecher zwar, wie wir schon oben meinten, sich selbst in gewisser Weise Gegenstand der Komik werden, uns wird er nie so erscheinen. Dementsprechend kann die Schadenfreude auch die Komik der roten Nase nicht begr��nden.
Andrerseits h?tte Hecker neben den F?llen der Schadenfreude mannigfache andere F?lle ber��cksichtigen m��ssen, die ganz den gleichen Bedingungen gen��gen. Ich h?re etwa, jemand habe eine entehrende Handlung begangen aus Freundschaft, um einen andern, vielleicht mich selbst, aus t?dlicher Verlegenheit zu retten. Oder ich lese in der Geschichte, L. Junius Brutus habe seine eigenen S?hne hinrichten lassen, um seiner Pflicht zu gen��gen. In beiden F?llen missf?llt die That an sich; sie gef?llt zugleich, wenn wir sie im Zusammenhang mit dem zu Grunde liegenden Motiv betrachten. Sie befriedigt insofern nicht unser Gerechtigkeitsgef��hl, aber andere sittliche "Normen". Darum ist doch von Komik keine Rede.
Neben der Schadenfreude spielt bei Heckers Erkl?rung der (objektiven) Komik das gesteigerte "Selbstgef��hl" die Hauptrolle. Freilich, Schadenfreude ist am Ende eine Weise des gesteigerten Selbstgef��hles, oder kann es zum mindesten sein. Dann w?re mit dem gesteigerten Selbstgef��hl kein neues Moment eingef��hrt. Aber Hecker sagt nicht, ob und wie er die Schadenfreude auf das gesteigerte Selbstgef��hl zur��ckzuf��hren gedenkt.
Dies gesteigerte Selbstgef��hl spielt in der Psychologie der Komik auch sonst eine Rolle. Schon Hobbes hat es zur Erkl?rung der Komik herangezogen. Es ist aber fast der schlechteste Erkl?rungsgrund, den man finden kann. Jede Unwissenheit, die ich nicht teile, jeder Irrtum, den ich durchschaue, jede mangelhafte Leistung, der gegen��ber ich das Bewusstsein des Besserk?nnens habe, m��sste mich zum Lachen reizen, wenn das Gef��hl der ��berlegenheit dem unangenehmen Gef��hl, das Unwissenheit, Irrtum, mangelhafte Leistung an sich erwecken, ungef?hr die Wage h?lt. Der Pharis?er m��sste lachen ��ber den Z?llner, dessen Verschuldungen seiner Vortrefflichkeit zur Folie dienen, der Reiche ��ber den Armen, der vergeblich sich ein gleich behagliches Dasein zu verschaffen sucht, die sch?ne Frau ��ber die h?ssliche, deren H?sslichkeit sie an ihre Sch?nheit erinnert, auch wenn der Charakter des Z?llners, die Not des Armen, die H?sslichkeit der h?sslichen Frau an sich nicht im mindesten komisch erschiene. Aber eben das ist es, was Hecker und was jeder, der den Eindruck der Komik aus der Erh?hung des Selbstgef��hles abzuleiten versucht, im Grunde jedesmal voraussetzt. Man meint nicht den Irrtum, sondern den l?cherlichen Irrtum, nicht die H?sslichkeit, sondern die l?cherliche H?sslichkeit u. s. w. und diese allerdings sind komisch, nicht wegen des hinzutretenden Selbstgef��hles, wohl aber gelegentlich trotz demselben.
Denn es ist offenbar, dass das Selbstgef��hl geradezu die Komik _zerst?ren_ kann. Ich sehe jemanden vergebens bem��ht, eine Last zu heben, zu der, wie ich mich sofort ��berzeuge, seine Kr?fte nicht ausreichen. Der Anblick ist mir peinlich, zugleich aber habe ich das befriedigende Bewusstsein, dass ich die Last heben und dem Armen helfen kann. Hier ist von Komik keine Rede, auch wenn das Bedauern und das Befriedigende des Bewusstseins, zu k?nnen, was der Arme nicht kann, sich die Wage halten. Ich lache nicht, eben weil ich die Kraft des Menschen mit der eigenen vergleiche und die letztere als so viel gr?sser erkenne. Unterlasse ich dagegen den Vergleich und fasse nur einfach die Situation ins Auge, so kann mir diese recht wohl komisch erscheinen. Und ich habe allen Grund, mir selbst so zu erscheinen, wenn ich den Versuch mache, die Last selbst zu heben, und dabei es erlebe, dass mein Selbstgef��hl nicht gesteigert, sondern schm?hlich zu Schanden wird.
Der Begriff der ��berlegenheit ist nach dem oben Gesagten, ebenso wie der engere Begriff der Schadenfreude, nicht ein entscheidender Begriff der _Hecker_'schen Theorie. Er soll nur besondere F?lle der Komik charakterisieren. Sehen wir darum von diesem Begriffe hier ab, und beachten den oben dargelegten allgemeinen Grundgedanken Heckers. Dann scheint doch ein doppeltes Moment der Kritik standzuhalten. Einmal wird es dabei bleiben, dass lust- und unlusterzeugende Elemente in die Komik eingehen. Das Gef��hl der Komik wird in gewissem Sinne beide Gef��hle in sich enthalten. Das andere Moment ist der Gegensatz oder Kontrast zwischen Vorstellungen oder Gedankenelementen. Mag Hecker diesen Kontrast noch so unzutreffend bezeichnen, der Gedanke, dass ein solcher Kontrast beim Komischen stattfinden m��sse, wird seinen Wert behaupten.

II. KAPITEL. DIE KOMIK UND DAS GEF��HL DER ��BERLEGENHEIT.
HOBBES' UND GROOS' THEORIE.
Dagegen ist das gesteigerte Selbstgef��hl von anderen in den Mittelpunkt der Theorie der Komik gestellt worden. Wie schon gesagt, hat bereits Hobbes dasselbe zur Erkl?rung der Komik verwendet. Hobbes meint, der Affekt des Lachens sei nichts, als das pl?tzlich auftauchende Selbstgef��hl, das sich ergebe aus der Vorstellung einer ��berlegenheit unserer selbst im Vergleich mit der Inferiorit?t anderer, oder der Inferiorit?t, die wir selbst vorher bekundeten. Hierin liegt zugleich, so viel ich weiss, der zeitlich erste Versuch einer Begr��ndung des _Gef��hls_ der Komik. Aristoteles bezeichnet als komisch das unsch?dliche H?ssliche. Hier fehlt die Antwort auf die Frage, wiefern denn das H?ssliche, das an sich Gegenstand der Unlust
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