Komik und Humor | Page 4

Theodor Lipps
ich auch an einem Klange, diesem einfachen Inhalte meines Bewusstseins, verschiedene Seiten, n?mlich die H?he, die Lautheit und die Klangfarbe unterscheide. Aber diese verschiedenen Seiten sind eben doch nur verschiedene Seiten eines und desselben an sich Einfachen.
Ich f��hle mich etwa in einem Momente lustgestimmt. In der Lust aber liegt zugleich ein gewisser Ernst. Andererseits ist damit ein Streben oder Sehnen "verbunden". Dann habe ich doch nicht drei Gef��hle, so wenig ich drei T?ne h?re, wenn mein Ohr eine Tonh?he und mit ihr "verbunden" eine bestimmte Lautheit und eine bestimmte Klangfarbe vernimmt. Sondern ich f��hle Lust, aber die Lust ist nicht Lust ��berhaupt, sondern Lust von eigent��mlich ernster Art. Und wiederum ist diese ernste Lust nicht ernste Lust ��berhaupt, sondern zugleich Lust mit einem Charakter des Sehnens. Oder umgekehrt gesagt, das Sehnen oder Streben ist ein lustgestimmtes und ernstes.
Dem entspricht auch der eigentliche psychologische Sinn der Lust. In dem einen Gef��hl giebt sich mir jedesmal der Gesamtzustand meines psychischen Lebens, der immer nur einer sein kann, in gewisser Art unmittelbar kund. Oder genauer gesagt: Es giebt sich mir darin eben die--freie oder gehemmte--Weise kund, wie sich die mannigfachen Vorg?nge und Regungen in mir zu einem psychischen Gesamtzustande vereinigen. Nichts ist unrichtiger als die Vorstellung, dass jemals ein Gef��hl, so wie Gef��hle in uns thats?chlich vorzukommen pflegen, an einer einzelnen Empfindung oder Vorstellung oder auch an einem einzelnen Komplex von solchen, hafte. Nichts ist unzutreffender als die Lehre vom "Gef��hlston" einer Empfindung oder Vorstellung, wenn damit eine solche Meinung sich verbindet.
Dies schliesst nicht aus, dass dennoch ein Gef��hl an bestimmten einzelnen Empfindungsinhalten oder Komplexen von solchen in gewissem Sinne "haften" k?nne und als an ihnen haftend sich uns darstelle. Wir m��ssen nur wissen, was wir damit meinen und einzig meinen k?nnen. In dem gesamten psychischen Leben eines Momentes sind nicht alle Elemente psychisch gleichwertig. Sondern die einen treten beherrschend hervor, die anderen treten zur��ck. Und es treten in aufeinanderfolgenden Momenten bald diese bald jene Elemente hervor oder zur��ck. Damit ?ndert sich auch das Gef��hl. Es gewinnt jetzt diesen, jetzt jenen Charakter. Es wandelt sich etwa, indem ein bestimmter psychischer Inhalt, eine bestimmte Empfindung oder Vorstellung, hervortritt, ein Gef��hl, das Lustcharakter besass, in ein unlustgef?rbtes, und diese F?rbung wird immer deutlicher, jemehr jener bestimmte Inhalt hervortritt. Dann kann ich sagen, es hafte diese Unlustf?rbung meines Gef��hles, oder auch: es hafte ein Gef��hl der Unlust an diesem Inhalte. Das einheitliche oder einfache Gesamtgef��hl bleibt dann doch durch den psychischen Gesamtzustand bedingt. Nur ist zugleich eben dieser psychische Gesamtzustand vorzugsweise durch jenen bestimmten, in ihm hervorstrebenden Inhalt bedingt.
Darnach giebt es auch keinen Wettstreit der Gef��hle. Man muss in Wahrheit etwas anderes meinen, wenn man diesen Ausdruck gebraucht. Und was man einzig meinen kann, das ist der Wettstreit der Vorstellungen, an denen verschiedene Gef��hle im oben bezeichneten Sinne des Wortes "_haften_". Ein solcher Vorstellungswettstreit besteht ja thats?chlich. Es geschieht nicht nur, wie oben gesagt, dass Vorstellungen hervortreten, andere zur��cktreten, sondern das Hervortreten einer Vorstellung bedingt das Zur��cktreten anderer. Und damit vollzieht sich zugleich, wie gleichfalls bereits bemerkt, ein Wechsel der Gef��hle, genauer ein Wechsel in der "F?rbung" des Gef��hls.
Nehmen wir aber jetzt versuchsweise an, auch Hecker wolle eigentlich von einem Wettstreit der Vorstellungen reden. Dann erscheint doch der Irrtum, in dem Hecker sich befindet, nicht geringer. Nach Hecker m��ssten Vorstellungen, die "von einem Punkte aus", also gleichzeitig erzeugt werden, in Wettstreit geraten, also sich wechselseitig verdr?ngen, wenn oder weil sie eine entgegengesetzte F?rbung des Gef��hles bedingen. Aber dies trifft nicht zu. Der Vorstellungswettstreit hat an sich mit dem Gegensatz der Gef��hle gar nichts zu thun.
Vorstellungen geraten in Wettstreit einmal, weil sie einander fremd sind, d. h. in keinem Zusammenhang miteinander stehen; zum anderen, zugleich in anderer Weise, weil sie miteinander unvertr?glich sind, also sich wechselseitig ausschliessen. Vorstellungen nun, die von einem Punkte aus erzeugt sind, k?nnen, eben weil sie von einem Punkte aus erzeugt sind, einander niemals v?llig fremd sein. Sie sind es um so weniger, je mehr sie von einem Punkte aus erzeugt sind. Und ob Vorstellungen sich ausschliessen oder nicht, dies h?ngt keineswegs von den an ihnen haftenden Gef��hlen ab. Die Vorstellungen, dass ein Objekt jetzt hier, und dass dasselbe Objekt jetzt dort sich befinde, schliessen sich aus. Dies heisst doch nicht, dass die eine Vorstellung von Lust, die andere von Unlust begleitet sei. Und umgekehrt: Die Vorstellung, dass ein Objekt eine sch?ne Form und zugleich eine h?ssliche Farbe habe, vertragen sich vortrefflich miteinander, obgleich die sch?ne Form Gegenstand der Lust, die h?ssliche Farbe Gegenstand der Unlust ist.
Geraten aber Vorstellungen, die von einem Punkte aus erzeugt und einerseits von Lust, andererseits von Unlust begleitet sind, nicht miteinander in Wettstreit, so ist auch kein Grund zum Wechsel des Gef��hles. Sondern es entsteht ein einziges in sich gleichartiges Gef��hl, in dem beide zu ihrem Rechte kommen.
GEF��HL DER TRAGIK UND DER KOMIK.
Hierf��r giebt es allerlei Beispiele, auf
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