er den Meister.
?Zu was denn auch??
?Ich will die Weste ein wenig b��geln, wei?t du, und dem Hut wird es auch gut tun, nach all dem Regen.?
?Immer nobel!? rief Schlotterbeck etwas ?rgerlich. ?Was brauchst du so fein zu sein wie ein Graf, wenn du doch nur ein Hungerleider bist??
Knulp l?chelte ruhig. ?Es sieht besser aus, und es macht mir eine Freude, und wenn du's nicht aus Fr?mmigkeit tun willst, so tust du's einfach aus Nettigkeit und einem alten Freund zuliebe, gelt??
Der Schneider ging durch die T��r hinaus und kam bald mit dem hei?en Eisen wieder.
?So ist's recht,? lobte Knulp, ?danke sch?n!?
Er begann vorsichtig den Rand seines Filzhutes zu gl?tten, und da er hierin nicht so geschickt war wie im N?hen, nahm ihm der Freund das Eisen aus der Hand und tat die Arbeit selber.
?Das la? ich mir gefallen,? sagte Knulp dankbar. ?Jetzt ist es wieder ein Sonntagshut. Aber schau, Schneider, von der Bibel verlangst du zu viel. Das, was wahr ist, und wie das Leben eigentlich eingerichtet ist, das mu? ein jeder sich selber ausdenken und kann es aus keinem Buch lernen, das ist meine Meinung. Die Bibel ist alt, und fr��her hat man mancherlei noch nicht gewu?t, was man heute kennt und wei?; aber darum steht doch viel Sch?nes und Braves drin, und auch ganz viel Wahres. Stellenweise ist sie mir gerade wie ein sch?nes Bilderbuch vorgekommen, wei?t du. Wie das M?dchen da, die Ruth, ��bers Feld geht und die ��brigen ?hren sammelt, das ist fein, und man sp��rt den sch?nsten warmen Sommer drin, oder wie der Heiland sich zu den kleinen Kindern setzt und denkt: ihr seid mir doch viel lieber als die Alten mit ihrem Hochmut alle zusammen! Ich finde, da hat er recht, und da k?nnte man schon von ihm lernen.?
?Ja, das wohl,? gab Schlotterbeck zu und wollte ihn doch nicht Recht haben lassen. ?Aber einfacher ist es schon, wenn man das mit andrer Leute Kindern tut, als wenn man selber f��nfe hat und wei? nicht, wie sie durchf��ttern.?
Er war wieder ganz verdrossen und bitter, und Knulp konnte das nicht ansehen. Er w��nschte ihm, ehe er gehe, noch etwas Gutes zu sagen. Er besann sich ein wenig. Dann beugte er sich zu dem Schneider, sah ihm mit seinen hellen Augen nah und ernsthaft ins Gesicht und sagte leise: ?Ja, hast du sie denn nicht lieb, deine Kinder??
Ganz erschrocken ri? der Schneider die Augen auf. ?Aber freilich, was denkst du auch! Nat��rlich hab ich sie lieb, den Gr??ten am meisten.?
Knulp nickte mit gro?em Ernst.
?Ich will jetzt gehen, Schlotterbeck, und ich sage dir sch?nen Dank. Die Weste ist jetzt gerade das Doppelte wert. -- Und dann, mit deinen Kindern mu?t du lieb und lustig sein, das ist schon halb gegessen und getrunken. Pa? auf, ich sage dir etwas, was niemand wei? und was du nicht weiter zu erz?hlen brauchst.?
Der Meister sah ihm aufmerksam und ��berwunden in die klaren Augen, die sehr ernst geworden waren. Knulp sprach jetzt so leise, da? der Schneider M��he hatte, ihn zu verstehen.
?Sieh mich an! Du beneidest mich und denkst: der hat es leicht, keine Familie und keine Sorgen! Aber es ist nichts damit. Ich habe ein Kind, denk dir, einen kleinen Buben von zwei Jahren, und der ist von fremden Leuten angenommen worden, weil man doch den Vater nicht kennt und weil die Mutter im Kindbett gestorben ist. Du brauchst die Stadt nicht zu wissen, wo er ist; aber ich wei? sie, und wenn ich dorthin komme, dann schleiche ich mich um das Haus herum und steh am Zaun und warte, und wenn ich Gl��ck habe und sehe den kleinen Kerl, dann darf ich ihm keine Hand und keinen Ku? geben und ihm h?chstens im Vorbeigehen was vorpfeifen. -- Ja, so ist das, und jetzt adieu, und sei froh, da? du Kinder hast!?
* * * * *
Knulp setzte seinen Gang durch die Stadt fort, er stand eine Weile plaudernd am Werkstattfenster eines Drechslers und sah dem geschwinden Spiel der lockigen Holzsp?ne zu, er begr��?te unterwegs auch den Polizeidiener, der ihm gewogen war und ihn aus seiner Birkendose schnupfen lie?. ��berall erfuhr er Gro?es und Kleines aus dem Leben der Familien und Gewerbe, er h?rte vom fr��hen Tod der Stadtrechnersfrau und vom ungeratenen Sohn des B��rgermeisters, er erz?hlte daf��r neues von anderen Orten und freute sich des schwachen, launigen Bandes, das ihn als Bekannten und Freund und Mitwisser da und dort mit dem Leben der Se?haften und Ehrbaren verband. Es war Samstag, und er fragte in der Toreinfahrt einer Brauerei die K��fergesellen, wo es heut abend und morgen eine Tanzgelegenheit gebe.
Es gab mehrere, aber die sch?nste war die im Leuen von Gertelfingen, nur eine halbe Stunde weit. Dahin beschlo? er das junge B?rbele aus dem Nachbarhause mitzunehmen.
Es war bald Mittagszeit, und als Knulp die Treppe im Rothfu?schen Hause erstieg, schlug ihm von der K��che her
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