Aber gelt, das ist Euer Vater??
?Ja.?
?So, so, also dann seid Ihr eine Jungfer Flick, und wenn ich jetzt noch den Vornamen dazu wei?, dann kann ich Euch eine Karte schreiben, wenn ich wieder einmal durch Achthausen komme.?
?Wollet Ihr denn schon wieder fort??
?Nein, ich will nicht, aber ich will Euern Namen wissen, Jungfer Flick.?
?Ach was, ich wei? ja Euren auch nicht.?
?Das tut mir leid, aber es l??t sich ?ndern. Ich hei?e Karl Eberhard, und wenn wir uns einmal am Tag wieder begegnen, dann wisset Ihr, wie Ihr mich anrufen m��?t, und wie mu? ich dann zu Euch sagen??
?Barbara.?
?So ist's recht und danke sch?n. Er ist aber schwer zum Aussprechen, Euer Name, und ich m?chte fast eine Wette machen, da? man Euch daheim B?rbele gerufen hat.?
?Das hat man auch. Wenn Ihr doch alles schon wisset, warum fraget Ihr dann so viel? Aber jetzt m��ssen wir Feierabend machen. Gut Nacht, Gerber.?
?Gut Nacht, Jungfer B?rbele. Schlafet auch gut, und weil Ihr's seid, will ich jetzt noch eins pfeifen. Laufet nicht fort, es kostet nichts.?
Und alsbald setzte er ein und pfiff einen kunstvollen jodlerartigen Satz, mit Doppelt?nen und Trillern, da? es funkelte wie eine Tanzmusik. Sie h?rte mit Erstaunen dieser Kunstfertigkeit zu, und als es stille ward, zog sie leise den Fensterladen herein und machte ihn fest, w?hrend Knulp ohne Licht in seine Kammer fand.
* * * * *
Am Morgen stand Knulp diesmal zu guter Stunde auf und nahm des Gerbers Rasiermesser in Gebrauch. Der Gerber trug aber schon seit Jahren einen Vollbart, und das Messer war so verwahrlost, da? Knulp es wohl eine halbe Stunde lang ��ber seinem Hosentr?ger abziehen mu?te, ehe das Barbieren gelang. Als er fertig war, zog er den Rock an, nahm die Stiefel in die Hand und stieg in die K��che hinab, wo es warm war und schon nach Kaffee roch.
Er bat die Meistersfrau um B��rste und Wichse zum Stiefelputzen
?Ach was!? rief sie, ?das ist kein M?nnergesch?ft. Lassen Sie mich das machen.?
Allein das gab er nicht zu, und als sie endlich mit ungeschicktem Lachen ihr Wichszeug vor ihn hinstellte, tat er die Arbeit gr��ndlich, reinlich und dabei spielend, als ein Mann, der nur gelegentlich und nach Laune, dann aber mit Sorgfalt und Freude eine Handarbeit verrichtet.
?Das lass' ich mir gefallen,? r��hmte die Frau und sah ihn an. ?Alles blank, wie wenn Sie grad zum Schatz gehen wollten.?
?O, das t?t' ich auch am liebsten.?
?Ich glaub's. Sie haben gewi? einen sch?nen.? Sie lachte wieder zudringlich. ?Vielleicht sogar mehr als einen??
?Ei, das w?re nicht sch?n,? tadelte Knulp munter. ?Ich kann Ihnen auch ein Bild von ihr zeigen.?
Begierig trat sie heran, w?hrend er sein Wachstuchm?pplein aus der Brusttasche zog und das Bildnis der Duse hervorsuchte. Interessiert betrachtete sie das Blatt.
?Die ist sehr fein,? begann sie vorsichtig zu loben, ?das ist ja fast eine rechte Dame. Nur freilich, mager sieht sie aus. Ist sie denn auch gesund??
?Soviel ich wei?, jawohl. So, und jetzt wollen wir nach dem Alten sehen, man h?rt ihn in der Stube.?
Er ging hin��ber und begr��?te den Gerber. Die Wohnstube war gefegt und sah mit dem hellen Get?fel, mit der Uhr, dem Spiegel und den Photographien an der Wand freundlich und heimelig aus. So eine saubere Stube, dachte Knulp, ist im Winter nicht ��bel, aber darum zu heiraten, verlohnt doch nicht recht. Er hatte an dem Wohlgefallen, das die Meisterin ihm zeigte, keine Freude.
Nachdem der Milchkaffee getrunken war, begleitete er den Meister Rothfu? nach dem Hof und Schuppen und lie? sich die ganze Gerberei zeigen. Er kannte fast alle Handwerke und stellte so sachverst?ndige Fragen, da? sein Freund ganz erstaunt war.
?Woher wei?t du denn das alles?? fragte er lebhaft. ?Man k?nnte meinen, du seiest wirklich ein Gerbergesell oder einmal einer gewesen.?
?Man lernt allerlei, wenn man reist,? sagte Knulp gemessen. ?��brigens, was die Wei?gerberei angeht, da bist du selber mein Lehrmeister gewesen, wei?t du's nimmer? Vor sechs oder sieben Jahren, wie wir zusammen gewandert sind, hast du mir das alles erz?hlen m��ssen.?
?Und das wei?t du alles noch??
?Ein St��ck davon, Rothfu?. Aber jetzt will ich dich nimmer st?ren. Schade, ich h?tte dir gern ein bi?chen geholfen, aber es ist da unten so feucht und stickig, und ich mu? noch so viel husten. Also Servus, Alter, ich geh ein wenig in die Stadt, solang es gerade nicht regnet.?
Als er das Haus verlie? und langsam die Gerbergasse stadteinw?rts bummelte, den braunen Filzhut etwas nach hinten ger��ckt, trat Rothfu? in die T��r und sah ihm nach, wie er leicht und genie?erisch dahinging, ��berall sauber geb��rstet und den Regenpf��tzen sorglich ausweichend.
?Gut hat er's eigentlich,? dachte der Meister mit einem kleinen Neidgef��hl. Und w?hrend er zu seinen Gruben ging, dachte er dem Freund und Sonderling nach, der nichts vom Leben begehrte als das Zuschauen, und er wu?te nicht, sollte er das anspruchsvoll oder bescheiden hei?en. Einer, der arbeitete und sich vorw?rts schaffte, hatte es ja in vielem besser, aber
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