in das kleine Fensterchen oben an der Bodentreppe, um noch einen Augenblick nach Wetter und Nachbarschaft auszuschauen. Es war beinahe windstill, und zwischen den D?chern stand ein schwarzes St��ck Himmel, in welchem klare, feucht schimmernde Sterne brannten.
Eben wollte er den Kopf hereinziehen und das Fenster schlie?en, da wurde ein kleines Fenster ihm gegen��ber im Nachbarhause pl?tzlich hell. Er sah eine kleine niedere Kammer, der seinen ganz ?hnlich, durch deren T��re eine junge Dienstmagd hereintrat, eine Kerze im messingnen Leuchter in der Hand und in der Linken einen gro?en Wasserkrug, den sie am Boden abstellte. Dann leuchtete sie mit der Kerze ��ber ihr schmales M?gdebett hin, das bescheiden und s?uberlich mit einer groben roten Wollendecke zum Schlafen einlud. Sie stellte den Leuchter weg, man sah nicht wohin, und setzte sich auf eine niedere gr��ngemalte Kofferkiste, wie alle Dienstm?gde eine haben.
Knulp hatte sofort, als die unerwartete Szene dr��ben zu spielen begann, sein eigenes Licht ausgeblasen, um nicht gesehen zu werden, und stand nun still und lauernd aus seiner Luke gebeugt.
Die junge Magd dr��ben war von der Art, die ihm gefiel. Sie war vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahre, nicht eben gro? gewachsen, und hatte ein br?unliches gutes Gesicht mit einem kleinen Mund, mit braunen Augen und dunklem dichten Haar. Dies stille angenehme Gesicht sah gar nicht fr?hlich aus, und die ganze Person sa? auf ihrer harten gr��nen Kiste ziemlich bek��mmert und traurig da, so da? Knulp, der die Welt und auch die M?dchen kannte, sich wohl denken konnte, das junge Ding sei noch nicht lange mit seiner Kiste in der Fremde und habe Heimweh. Sie lie? die mageren braunen H?nde im Scho?e ruhen und suchte einen fl��chtigen Trost darin, vor dem Schlafengehen noch eine Weile auf ihrem kleinen Eigentum zu sitzen und an die heimatliche Wohnstube zu denken.
Ebenso regungslos wie sie in ihrer Kammer verharrte Knulp in seinem Fensterloch und blickte mit wunderlicher Spannung in das kleine fremde Menschenleben hin��ber, das so harmlos seinen h��bschen Kummer im Kerzenlicht h��tete und an keinen Zuschauer dachte. Er sah die braunen, gutm��tigen Augen bald unverborgen her��ber dunkeln, bald wieder von langen Wimpern bedeckt und auf den braunen, kindlichen Wangen das rote Licht leise spielen, er sah den mageren jungen H?nden zu, wie sie m��de waren und die kleine letzte Arbeit des Entkleidens noch ein wenig hinausschoben, w?hrend sie auf dem dunkelblauen baumwollenen Kleide ruhten.
Endlich richtete das J��ngferlein mit einem Seufzer den Kopf mit den schweren, in ein Nest aufgesteckten Z?pfen empor, blickte gedankenvoll, doch nicht minder bek��mmert ins Leere und b��ckte sich dann tief, um ihre Schuhnestel aufzul?sen.
Knulp w?re ungern schon jetzt weggegangen, doch schien es ihm unrecht und fast grausam, dem armen Kinde beim Auskleiden zuzuschauen. Gern h?tte er sie angerufen, ein wenig mit ihr geschwatzt und sie mit einem Scherzwort ein wenig fr?hlicher zu Bett gehen lassen. Aber er f��rchtete, sie w��rde erschrecken und alsbald ihr Licht ausblasen, wenn er hin��ber riefe.
Statt dessen begann er nun eine seiner vielen kleinen K��nste zu ��ben. Er hob an, unendlich fein und zart zu pfeifen, wie aus der Ferne her, und er pfiff das Lied ?In einem k��hlen Grunde, da geht ein M��hlenrad?, und es gelang ihm, es so fein und zart zu machen, da? das M?dchen eine ganze Weile zuh?rte, ohne recht zu wissen, was es sei, und erst beim dritten Vers sich langsam aufrichtete, aufstand und horchend an ihr Fenster trat.
Sie streckte den Kopf heraus und lauschte, indes Knulp leise weiterpfiff. Sie wiegte den Kopf ein paar Takte lang der Melodie nach, schaute dann pl?tzlich auf und erkannte, woher die Musik komme.
?Ist jemand da dr��ben?? fragte sie halblaut.
?Nur ein Gerbergesell,? gab es ebenso leise Antwort. ?Ich will die Jungfer nicht im Schlafen st?ren. Ich habe nur ein bi?chen das Heimweh gehabt und mir noch ein Lied gepfiffen. Ich kann aber auch lustige. -- Bist du etwa auch fremd hier, M?dele??
?Ich bin vom Schwarzwald.?
?Ja, vom Schwarzwald! Und ich auch, und da sind wir Landsleute. Wie gef?llt's dir in L?chstetten? Mir gar nicht.?
?O, ich kann nichts sagen, ich bin erst acht Tage hier. Aber es gef?llt mir auch nicht recht. Seid Ihr schon l?nger da??
?Nein, drei Tage. Aber Landsleute sagen du zu einander, gelt??
?Nein, ich kann nicht, wir kennen einander ja gar nicht.?
?Was nicht ist, kann werden. Berg und Tal kommen nicht zueinander, aber die Leute. Wo ist denn Euer Ort, Fr?ulein??
?Das kennt Ihr doch nicht.?
?Wer wei?? Oder ist's ein Geheimnis??
?Achthausen. Es ist blo? ein Weiler.?
?Aber ein sch?ner, gelt? Vorn am Eck steht eine Kapelle, und es ist auch eine M��hle da, oder eine S?gerei, und dort haben sie einen gro?en gelben Bernhardinerhund. Stimmt's oder stimmt's nicht??
?Der Bello, herrje!?
Da sie sah, er kenne ihre Heimat und sei wirklich dort gewesen, fiel ein gro?es Teil Mi?trauen und Bedr��cktheit von ihr ab, und sie wurde ganz eifrig.
?Kennet Ihr auch den Andres Flick?? fragte sie rasch.
?Nein, ich kenne niemand dort.
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