darin sein möchte. Und es
gelüstete sie so sehr, es zu wissen, und da riß eines den Beutel von dem
Nagel, und Barbara öffnete die Schnur, womit er zugebunden war, und
es fielen Äpfel und Nüsse heraus. Und als die Kinder die Äpfel und
Nüsse auf dem Boden hinrollen sahen, vergaßen sie alles, und daß es
Festtag war, und was die Mutter ihnen befohlen und aufgegeben hatte;
sie setzten sich hin und schmausten Äpfel und knackten Nüsse und
aßen alles rein auf. Als nun Vater und Mutter um den Mittag aus der
Kirche zu Hause kamen, sah die Mutter die Nußschalen auf dem Boden
liegen, und sie schaute nach dem Beutel und fand ihn nicht. Da erzürnte
sie sich und ward böse zum ersten Male in ihrem Leben und schalt die
Kinder sehr und rief: "Der Blitz! Ich wollte, daß ihr Mausemärten alle
zu Mäusen würdet!" Der Schwur war aber eine große Sünde, besonders
weil es ein so heiliger und hoher Festtag war; sonst hätte Gott es der
Bäuerin wohl vergeben, weil sie doch so fromm und gottesfürchtig war.
Kaum hatte die Frau das schlimme Wort aus ihrem Munde gehen
lassen, so waren alle die sieben niedlichen Kinderchen weg, als hätte
sie ein Wind weggeblasen, und sieben bunte Mäuse liefen in der Stube
herum mit roten Köpfchen, wie die Röcke und Mützen der Kinder
gewesen waren. Und Vater und Mutter erschraken so sehr, daß sie
hätten zu Stein werden mögen. Da kam der Knecht herein und öffnete
die Türe, und die sieben bunten Mäuse liefen alle zugleich hinaus und
über die Flur auf den Hof hin; sie liefen aber sehr geschwind. Und als
die Frau das sah, konnte sie sich nicht halten, denn es war ihr im
Herzen, als wären die Mäuse ihre Kinder gewesen; und sie stürzte sich
aus der Türe hinaus und mußte den Mäusen nachlaufen.
Die sieben bunten Mäuse aber liefen den Weg entlang aus dem Dorfe
heraus, immer sporenstreichs; und so liefen sie über das Puddeminer
Feld und das Günzer Feld und das Schoritzer Feld und durch die Krewe
und die Dumsevitzer Koppel. Und die Mutter lief ihnen außer Atem
nach und konnte weder schreien noch weinen und wußte nicht mehr,
was sie tat. So liefen die Mäuse über das Dumsevitzer Feld hin und in
einen kleinen Busch hinein, wo einige hohe Eichen standen und in der
Mitte ein spiegelhellen Teich war. Und der Busch steht noch da mit
seinen Eichen und heißt der Mäusewinkel. Und als sie in den Busch
kamen und an den Teich im Busche, da standen sie alle sieben still und
guckten sich um, und die Bauerfrau stand dicht bei ihnen. Es war aber,
als wenn sie ihr Adje sagen wollten. Denn als sie die Frau so ein
Weilchen angeguckt hatten, plump! Und alle sieben sprangen zugleich
ins Wasser und schwammen nicht, sondern gingen gleich unter in der
Tiefe. Es war aber der helle Mittag, als dies geschah. Und die Mutter
blieb stehen, wo sie stand, und rührte keine Hand und keinen Fuß mehr,
sie war auch kein Mensch mehr. Sie ward stracks zu einem Stein, und
der Stein liegt noch da, wo sie stand und die Mäuslein verschwinden
sah; und das ist dieser große runde Stein, an welchem wir sitzen. Und
nun höre mal, was nach diesem geschehen ist und noch alle Nacht
geschieht! Glocke zwölf, wann alles schläft und still ist und die Geister
rundwandeln, da kommen die sieben bunten Mäuse aus dem Wasser
heraus und tanzen eine ganze ausgeschlagene Stunde, bis es eins
schlägt, um den Stein herum. Und sie sagen, dann klingt der Stein, als
wenn er sprechen könnte. Und das ist die einzige Zeit, wo die Kinder
und die Mutter sich verstehen können und voneinander wissen; die
übrige Zeit sind sie wie tot. Dann singen die Mäuse einen Gesang, den
ich dir sagen will, und der bedeutet ihre Veränderung, oder daß sie
wieder in Menschen verwandelt werden können. Und dies ist der
Gesang:
Herut! herut! Du junge Brut! Din Brüdegam schall kamen; Se hebben
di Doch gar to früh Din junges Leben namen.
Sitt de recht up'n Steen, Wat he Flesch un Been, Und wi gan mit dem
Kranze: Säven Junggesell'n Uns führen schäl'n Juchhe! to'm
Hochtidsdanze.
Und nun will ich dir sagen von dem Gesange, was er bedeutet. Die
Mäuse tanzen nun wohl schon tausend Jahre und länger um den Stein,
wann es die Mitternacht ist, und der Stein liegt ebensolange. Es geht
aber die Sage, daß sie einmal wieder verwandelt werden sollen, und das
kann durch Gottes Gnade nur auf folgende Weise geschehen:
Es muß eine Frau sein gerade so alt, als die Bäuerin war, da sie aus der
Kirche kam, und diese muß sieben Söhne haben gerade so alt, als die
sieben kleinen Mädchen waren. Sind sie eine Minute älter oder jünger,
so geht es nicht
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