im Innersten zerrüttet, in lauter
Einzelheiten getrennt, dem hohen Einheitssinn der edel Verbündeten
nicht widerstehen könne.
Auch hatte man schon von Kriegstaten zu erzählen. Gleich nach dem
Eintritt in Frankreich stießen beim Rekognozieren fünf Eskadronen
Husaren von Wolfrat auf tausend Chasseurs, die von Sedan der unser
Vorrücken beobachten sollten. Die Unsrigen, wohl geführt, griffen an,
und da die Gegenseitigen sich tapfer wehrten, auch keinen
Pardonannehmen wollten, gab es ein gräulich Gemetzel, worin wir
siegten, Gefangene machten, Pferde, Karabiner und Säbel erbeuteten,
durch welches Vorspiel der kriegerische Geist erhöht, Hoffnung und
Zutrauen fester gegründet wurden.
Am 29. August geschah der Aufbruch aus diesen halberstarrten Erd-
und Wasserwogen, langsam und nicht ohne Beschwerde: denn wie
sollte man Zelte und Gepäck, Monturen und sonstiges nur
einigermaßen reinlich halten, da sich keine Stelle fand, wo man
irgendetwas zurechtlegen und ausbreiten können!
Die Aufmerksamkeit jedoch, welche die höchsten Heerführer diesem
Abmarsch zuwendeten, gab uns frisches Vertrauen. Auf das strengste
war alles Fuhrwerk ohne Ausnahme hinter die Kolonne beordert, nur
jeder Regimentschef berechtigt, eine Chaise vor seinem Zug hergehen
zu lassen; da ich denn das Glück hatte, im leichten, offenen Wägelchen
die Hauptarmee für diesmal anzuführen. Beide Häupter, der König
sowohl als der Herzog von Braunschweig, mit ihrem Gefolge hatten
sich da postiert, wo alles an ihnen vorbei musste. Ich sah sie von weiten,
und als wir herankamen, ritten Ihro Majestät an mein Wäglein heran
und fragten in Ihro lakonischen Art, wem das Fuhrwerk gehöre? Ich
antwortete laut: "Herzog von Weimar!" und wir zogen vorwärts. Nicht
leicht ist jemand von einem vornehmern Visitator angehalten worden.
Weiterhin jedoch fanden wir den Weg hie und a etwas besser. In einer
wunderlichen Gegend, wo Hügel und Tal miteinander abwechselten,
gab es besonders für die zu Pferde noch trockene Räume genug, um
sich behaglich vorwärts bewegen zu können. Ich warf mich auf das
meine, und so ging es freier und lustiger fort; das Regiment hatte den
Vortritt bei der Armee, wir konnten also immer voraus sein und der
lästigen Bewegung des Ganzen völlig entgehen.
Der Marsch verließ die Hauptstraße, wir kamen über Arrancy, worauf
uns denn Chatillon l'Abbaye, als erste Kennzeichen der Revolution, ein
verkauftes Kirchengut, in halb abgebrochenen und zerstörten Mauern
zur Seite liegen blieb.
Nun aber sahen wir über Hügel und Tal des Königs Majestät sich eilig
zu Pferde bewegend, wie den Kern eines Kometen von einem langen,
schweifartigen Gefolge begleitet. Kaum war jedoch dieses Phänomen
mit Blitzesschnelle vor uns vorbei geschwunden, als ein zweites von
einer andern Seite den Hügel krönte oder das Tal erfüllte. Es war der
Herzog von Braunschweig, der Elemente gleicher Art an und nach sich
zog. Wir nun, obgleich mehr zum Beobachten als zum Beurteilen
geneigt, konnten doch der Betrachtung nicht ausweichen, welche von
beiden Gewalten denn eigentlich die obere sei? Welche wohl im
zweifelhaften Falle zu entscheiden habe? Unbeantwortete Fragen, die
uns nur Zweifel und Bedenklichkeiten zurückließen.
Was nun aber hierbei noch ernsteren Stoff zum Nachdenken gab, war,
dass man beide Heerführer so ganz frank und frei in ein Land
hineinreiten sah, wo nicht unwahrscheinlich in jedem Gebüsch ein
aufgeregter Todfeind lauern konnte. Doch mussten wir gestehen, dass
gerade das kühne persönliche Hingeben von jeher den Sieg errang und
die Herrschaft behauptete.
Bei wolkigem Himmel schien die Sonne sehr heiß; das Fuhrwerk in
grundlosem Boden fand ein schweres Fortkommen. Zerbrochene Räder
an Wagen und Kanonen machten gar manchen Aufenthalt, hie und da
ermattete Füseliere, die sich schon nicht mehr fortschleppen konnten.
Man hörte die Kanonade bei Thionville und wünschte jener Seite guten
Erfolg.
Abends erquickten wir uns im Lager bei Pillon. Eine liebliche
Waldwiesenahm uns auf, der Schatten erfrischte schon, zum Küchfeuer
war Gestrüpp genug bereit; ein Bach floss vorbei und bildete zwei klare
Bassins, die beide sogleich von Menschen und Tieren sollten getrübt
werden. Das eine gab ich frei, verteidigte das andere mit Heftigkeit und
ließ es sogleich mit Pfählen und Stricken umziehen. Ohne Lärm gegen
die Zudringlichkeiten ging es nicht ab. Da fragte einer von unsern
Reitern den andern, die eben ganz gelassen an ihrem Zeug putzten:
"Wer ist denn der, der sich so mausig macht?" -- "Ich weiß nicht,"
versetzte der andere, "aber er hat recht."
Also kamen nun Preußen und Österreicher und ein Teil von Frankreich,
auf französischem Boden ihr Kriegshandwerk zu treiben. In wessen
Macht und Gewalt taten sie das? Sie konnten es in eignem Namen tun,
der Krieg war ihnen zum Teil erklärt, ihr Bund war kein Geheimnis;
aber nun ward noch ein Vorwand erfunden. Sie traten auf im Namen
Ludwigs XVI., sie requirierten nicht, aber sie borgten gewaltsam. Man
hatte Bons drucken lassen, die der Kommandierende unterzeichnete,
derjenige aber, der sie in Händen hatte, nach Befund beliebig ausfüllte:
Ludwig XVI. sollte bezahlen. Vielleicht hat nach dem Manifest nichts
so sehr das Volk gegen das Königtum aufgehetzt als diese
Behandlungsart. Ich war selbst bei einer solchen Szene gegenwärtig,
deren
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