König Ottokars Glück und Ende | Page 7

Franz Grillparzer
seine Papiere auf demselben Tische ausgebreitet hat, an dem vorher der K?nig sa?, tritt nun, mit einer Urkunde in der Hand, in die Mitte des Saales). Nun Ruh' in Ehrfurcht ist des K?nigs Wille!
(Margarethe, in einen nachschleppenden Mantel gekleidet, die Krone auf dem Haupte, tritt, von Habsburg und Merenberg begleitet, von Frauen gefolgt, ganz im Vorgrunde links auf.)
Kanzler. Erlauchte Frau und K?nigin Margrethe, Von ?streich Herzogin und Steiermark, Des weiland r?m'schen K?nigs Heinrich Witwe, Derzeit verm?hlt mit B?hmens hohem Herrn. Wer führt das Wort in Eurer Gnaden Sache?
Margarethe. Ich selbst! (Ablehnend zu Merenberg, der vorgetreten ist.) La?t nur, Herr Merenberg!--Ich selbst! Allein will ich des Zornes Makel tragen Und reden, so wie leiden, ich allein!
Kanzler. Ist Euch bekannt--?
Margarethe. Ich wei?!
Kanzler. Nun denn, mit Gott! Es hat ein heil'ger Send, zu Wien versammelt, Im Vorsitz Guido, Kardinal-Legats, Des Titels von Sankt Laurenz in Lucina, Zu Recht gesprochen ob dem Eheband, Das Euch verbunden unserm gn?d'gen Herrn; Und in Betracht, da? Ihr im vierten Grad, Durch Bela, Ungarns K?nig, und durch Geysa, Als leiblich naher Brüder Kindeskinder, Gedachten unserm gn?d'gen Herrn verwandt; In weiterm Anbetracht, wie vorgekommen, Da? Ihr nach Eures ersten Herren Tod, Des hochbelobten r?m'schen K?nigs Heinrich, Euch nicht mehr zu verm?hlen ein Gelübd' Zu Trier getan, im Katharinenstift--
Margarethe. Es war kein feierlich Gelübd'!
Ottokar. Hier steht's! Fahrt fort!
Kanzler. Als hat--
(Trompeten von au?en.)
Ottokar. Was ist?
Ein Diener. Die St?nde, Herr, Von ?sterreich sind in die Burg gezogen, Den Fürstenhut des Landes bringen sie.
Ottokar. Hierher! Sie kommen als gelegne Zeugen!
(Die St?nde von ?streich, den Herzogshut auf einem Kissen vor sich hertragend, treten ein.)
Heinrich von Lichtenstein (als Wortführer). Es hat dein tapfres Schwert, erhabner Fürst, Entschieden in dem Streit mit Ungarns K?nig, Wer Herr soll sein in unserm sch?nen Land. Geendet ist der blutig schwere Zwist, Und leichten Herzens wiederholen wir Die Huld'gung, die erst jetzt in voller Kraft. (Zu Margarethen gewendet.) Vor allem aber dir, erlauchte Frau, Dem edlen Spro? des alten Heldenstammes, Der ruhmvoll lang ob ?sterreich gebot--
Ottokar. La?t das nur sein und stellt euch ruhig hin! Statt neuer Huld'gung denkt auf alte Treu' Und haltet's einmal, statt es zweimal zu versprechen! (Zum Kanzler.) Fahrt fort!
Kanzler. Als haben sie zu Recht erkannt, Da? solches Bündnis l?nger nicht bestehe, Erkl?ren es für null und aufgehoben. Die Schenkung, die Ihr früher habt gemacht An Euern Herrn mit Eures Stammes Erbe, Sie bleibt in Kraft, und Ihr seid aufgefodert, Sie noch einmal, der Form nach, zu best?t'gen. Euch angewiesen wird, als Leibgeding, Die Stadt von Krems, das Polan rings um Horn Und Grevenberg von unsers Herren Gnade.
Margarethe. Habt Ihr geendet?
Kanzler. Ja, erlauchte Frau!
Margarethe. Ich k?nnte manches noch entgegensetzen!
Ottokar. Wozu? Es bleibt der Spruch in Kraft.
Margarethe. Doch unterwerf ich mich!
Ottokar (vom Throne steigend). Nun gut, was mehr?
Margarethe. Und geh von hinnen, wie man es begehrt--
Ottokar (auf sie zugehend). Mich freut, da? ich Euch klug und billig finde; So hab ich Margarethen stets gekannt Und stets geachtet Euch als eine solche. Es ist ja nicht der Jugend wilder Kitzel, Der g?rend feur'ge Drang nach Neuerung, Was mich Euch meiden hei?t; es ist mein Land, Das in mir Ehen schlie?t und Ehen scheidet. So hoch ein Mensch mag seine Gr??e setzen, So hoch hat Ottokar gesetzt die seine. In B?hmen herrsch ich, bin in M?hren m?chtig; Zu ?streich hab ich Steier mir erk?mpft, Mein Oheim siecht, der K?rnten nach mir l??t. (Vertraulich und leiser.) Im nahen Ungarn hab ich meine Hand, Die Gro?en sehn auf mich, die Mi?vergnügten; Es will mir Schlesien wohl, und Polen schwankt, Wie sturmgepeitscht ein Schiff, in meinen Hafen. (Wieder lauter.) Vom Belt bis fern zum Adriat'schen Golf, Vom Inn bis zu der Weichsel kaltem Strand Ist niemand, der nicht Ottokarn gehorcht; Es hat die Welt seit Karol Magnus' Zeiten Kein Reich noch wie das meinige gesehn. Ja, Karol Magnus' Krone selbst, Sie dünkt mich nicht für dieses Haupt zu hoch. Nur eines fehlte noch; nur eins und--alles: Der Erbe, der's empf?ngt aus meiner Hand. Den Giebel setz ich auf an meinem Bau; Margrethe, wei? ich, wird mir's nicht mi?g?nnen.
Margarethe. Ich g?nn Euch alles, g?nn Euch mehr als mir! Auch ist's mein Vorteil nicht, es ist der Eure, Was mich noch einmal warnend sprechen hei?t. Geliebt es Euch, so folgt mir nebenan--
Ottokar. Sprecht immer hier; nur unter K?nigen Ist Ottokar der K?nig, nicht allein. Die hier gehorchen--
Margarethe (schnell). Doch wie lange, Herr? Das ist's, woran ich warnend mahnen wollte! (N?her zu ihm tretend.) Die L?nder all, das Erbe meines Hauses, Sie wurden Euch durch Margarethens Hand. Wei? Gott, ich scheide gern! Doch wie ich scheide, Schwingt wieder Aufruhr zischend seine Fackel, Und gegen Euch--
Ottokar. Seid Ihr 'ne B?ckersfrau, Die ihren Altknecht freit auf ihr Gewerb', Und fürchtet Ihr, sie kommen, von der Stadt, Und nehmen mir's, sobald die Herrin fort? (Halb gegen die St?nde gewendet.) Ich halte sie, seht Ihr? mit dieser Hand-- Sie
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