König Ottokars Glück und Ende | Page 8

Franz Grillparzer
sollen sich nur regen, wenn sie's wagen!
Margarethe. Umringt seid Ihr mit Argen und Verr?tern!
Ottokar. Lehrt Ihr den Ottokar die Seinen kennen? Ich gehe meinen Gang, was hindert, f?llt.
Margarethe. Ihr steht am Abgrund, glaubt mir, Ottokar!
(Wiederholte Trompetenst??e.)
Diener (kommt). Die Landesherrn von Steiermark sind unten Und bitten, da? du gn?diglich sie h?rst.
Ottokar. La?t sie herein!--Ihr seht wohl, Margarethe, Die Unglücksprophezeiung trifft nicht ein!
(Die St?nde von Steiermark treten ein, den Herzogshut vor sich her auf einem Kissen.)
Der Wortführer (indem er vor Margarethen das Knie beugt). Erlauchte Frau!
Margarethe (ablehnend). Nicht mir!
Ottokar. Zu mir, mit Gunst! Der K?nig ist, der K?niginnen macht! Schweigt immerhin, ich wei? schon, was ihr wollt. Ich hab eu'r Land den Ungarn abgestritten Und werd es wahren gegen jedermann; Auch gegen euch, wenn's irgend etwa not. Stellt euch nur hin und wartet ruhig ab. Im übrigen betrachtet mich genau, Damit ein andermal ihr gleich beim Eingang wi?t, Vor wem ihr habt zu knien.
(Die Steirer stellen sich in eine Linie mit den ?streichern, dem Throne gegenüber, die Tr?ger der Kronen voran.)
Ottokar. Nun noch zum letzten! Habt Ihr die Handfest hier, Herr Kanzellar, Die Schenkungsurkund' von der Fürstin Landen?
Kanzler. Ich nicht; die gn?d'ge Frau.
Ottokar. Habt Ihr sie, Margarethe?
Margarethe. Im Schrein verschlossen meiner Hauskapelle Liegt sie verwahrt.
Ottokar. Nun gut, ich sende drum!
Margarethe. Noch hat kein menschlich Aug' des Schreines Inhalt, Den Schatz gesehn, den mir sein Schlo? bewahrt. Bei meines Heinrich teurem Abbild liegt sie, Bei meiner beiden Kinder Totenhemd, Beim Schreckenspfeil, den an der Leitha Strand Man blutig zog aus meines Bruders Herzen. Erlaubt Ihr, geh ich selbst!
Ottokar. Wie's Euch gef?llt.
(Trompeten und Jubelgeschrei von au?en.)'
Diener (kommt). Ach, gn?d'ger Herr!
Ottokar. Was ist?
(Die Landesherrn von K?rnten, Ritter und Bauern bunt gemengt, treten auf, den Herzogshut vor sich auf dem Kissen.)
Ottokar. Wer sind die?
Margarethe. Soll ich?
Ottokar. Ich bitt Euch drum!--Ihr seht, ich bin besch?ftigt! Noch mehr der Kronen?
(Margarethe geht ab.)
Diener. Gn?d'ger Herr, der K?nig Von Ungarn reitet ein--
Ottokar (auf den Kronentr?ger zugebend). Wer seid ihr, Leute?
Wortführer der K?rntner. Der Herzog K?rntens, Euer Gnaden Oheim--
Ottokar. Ist er gestorben?
K?rntner. Ja, erlaubter Herr, Und kraft des Erbvertrags mit Euer Gnaden F?llt Euch das Land, die Herzogskrone zu.
Ottokar. Betrauern mag ihn, wer sein Land nicht erbt! Seid mir willkommen, meine wackern K?rntner! Fügt eure Krone dort zu jenen beiden Und la?t mich freun des k?niglichen Anblicks.
(Die K?rntner stellen sich in die Reihe der andern St?nde).
Ottokar. Man l?rmt ja noch! Was ist?
Diener. Ich sagt' es ja! Der K?nig Ungarns, Herr, ist eingeritten. Mit ihm Gesandte von dem Reichsvereine, Den Doppeladler tragend vor sich her, Und alles ruft--
Von au?en. Heil Ottokar, dem deutschen Kaiser!
Die im Saale. Heil Ottokar, dem deutschen Kaiser, Heil!
Ottokar (im Vorgrunde). Nun Erde, steh mir fest! Du hast noch keinen Gr??eren getragen! (Er eilt in den Hintergrund, dem Ungark?nig entgegen.)
(Indes tritt der alte Merenberg zum Schenk von Emerberg, der ganz im Vorgrunde links, der ?u?erste unter den ?streichischen St?nden, steht.)
Merenberg (leise). In dieses Tuch gewickelt ist ein Brief, Gib ihn an meinen Sohn, er wei? darum. Ich geh nach Merenberg. Und hei? ihn eilen! (Er l??t das Tuch mit dem Briefe fallen und entfernt sich. Emerberg hebt es auf.)
(Der K?nig von Ungarn tritt auf mit Gefolge.)
Ottokar (ihm entgegen). Erlauchter Herr, und Vater, will es Gott!
Bela (zurücktretend). Bevor ich rede, la?t erst diese sprechen!
(Die Gesandtschaft des Reichstages tritt vor.)
Erster Abgesandter. Des Heil'gen R?m'schen Reichs gemeine Fürsten, Zu Frankfurt auf der Kaiserwahl versammelt, Sie senden uns an dich, o Fürst von B?hmen. Die Augen haben sie nach dir gewendet, Die einen Kaiser suchen für das Reich. Doch ziemt uns nicht, als Herren den zu w?hlen, Der unsre Wahl wohl gar zurückeweist: Drum sollen wir dich fragen, hoher Herr, Ob, wenn der Wahltag dir die Krone beut, Dem Reiche du dich unterziehen werdest? Verweigr' es nicht! es geht ein alter Spruch: Des Reiches Adler werde Ruh' erst finden Im Nest des L?wen; wohl, gro?müt'ger L?we, (er ergreift ein Schild mit dem Sinnbilde des L?wen, das an den Stufen des Thrones lehnt, und hebt es in die H?he) Nimm auf den Adler, der verloren fleugt, Und schirm ihn stark gen alle seine Feinde!
Ottokar. Ha, was ist das? Wer hat mir das getan? Das ist der wei?e L?we nicht von B?hmen! Der L?w' ist rot!
Rudolf von Habsburg (der zur Seite des Thrones rechts im Vorgrunde gestanden hat, vortretend). 's ist Habsburgs L?we, Herr! Der Schild ist mein! Ich legt' ihn, kommend, ab.
Ein zweiter der Abgesandten. Ihr seid der Graf von Habsburg?
Rudolf. Ja, der bin ich!
Zweiter Abgesandter. In B?hmen hier?
Rudolf. Vom Kreuzzug kehr ich heim.
Ottokar. Genug!--Ihr harret, mein Herr Abgesandter, Bis man Euch wieder ruft! (Zum K?nig Bela gewandt.) Mein edler Fürst! Nun ruft die Pflicht mich doppelt her zu Euch!
Bela. Zuerst stell ich Euch meine Kinder vor. Hier Ladislaus, der Erbe meines Throns, Und hier ein anderer.
Ottokar. Hat K?nig Bela Der Enkels?hne mehr?
Bela. Ihr argwohnt nicht? Man weiset dich zurück!
Kunigunde. Und doch war ich's,
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