König Ottokars Glück und Ende | Page 3

Franz Grillparzer
ist ganz berückt, und gebt nur acht, Er kommt zur Stund' und
freit um ihre Hand.
Berta (aufspringend). Zu ihr, zu ihr! zu ihren Füßen sterben! (Ab in der
Königin Gemach.)
Zawisch. Ha, ha, ha, ha!
Merenberg. Herr Zawisch!
Zawisch. Lustig! lustig! Wir wollen auf des Königs Hochzeit tanzen!
(Zu Seyfried.) Ihr habt ja auch vordem um sie gefreit? Weiß Gott! ich
glaub, einmal zu Nacht, bei Wein, Gefiel mir selbst ihr rot und weiß
Gesicht! Nu, gebt mir Eure Hand, Herr Bundesbruder! (Seyfried
wendet sich ab.)
Milota. Wozu das tolle Wesen? Grad und kurz: Mit wem vermählt der
König sich?
Zawisch. So kurz Als Eure Frage soll die Antwort sein! Mit Kunigunde
von Massovien, Des Ungarkönigs Nichte.
Benesch. Gift und Pest!
Zawisch. Ihr wolltet selbst des Königs Eh' getrennt, Habt jahrelang
euch weidlich drum bemüht; Sie ist getrennt--und er freit Belas Nichte.
Benesch (mit der Hand vor der Stirn). Verraten, hintergangen!
Schändlich, schändlich!
Zawisch. Pocht nicht so hart an der Gedanken Tor, Wenn's früher
schloß, macht jetzo doch nicht auf!
Benesch. Jetzt spottest du, und hast es selbst gebilligt!
Zawisch. Gebilligt, ich? den Unsinn, die Verrücktheit!
Benesch. Ja, du, und du!
Milota. Weil du Gewißheit vorgabst!--
Benesch. Bringt mir sie her, das Mädchen bringt mir her! Sie soll nicht
leben! Sie und ich! Oh!--Oh!
Seyfried (herüberrufend). Schmäht Ihr das Mädchen? Schmähet auf
Euch selbst! Wer hieß Euch glauben, daß für Eure Tochter Des Königs,
ihres eignen Königs Hand--
Zawisch. Das ließ' sich allenfalls noch glauben, Herr! Ein Merenberg

wär' toll, dächt' er an so was; Doch wir, die aus der Weltstadt Roma
stammen, Von den Patriziern, die den Erdkreis beugten, Und, als Ursini,
noch dem Throne stehn zunächst, Auf dem Sankt Peters Macht ob
Herrschern herrschet; Wir mögen wohl nach Fürstenkronen trachten,
Und eine Rosenberg mag kühn und frei Dem Besten sich vermählen
dieser Erde: Auch--ha, ha, ha, ha, ha!
Milota (der sich gesetzt hat). Verdammt sein Lachen!
Zawisch. Die Tochter rast, der Vater rauft sein Haar, Und wir beweisen
unsern alten Adel! Und wär' er älter als der Engel Fall, Der König
winkt, und knall! liegt er am Boden.
Benesch. Doch eh' ich falle, Rache! (Milota anfassend.) Rache, Bruder!
Milota (der aufsteht). Ich sann soeben und gedenk zu handeln!
Zawisch. Regst du dich auch, vierschröt'ger Milota? Ei ja, da muß der
König nun wohl zittern!
Benesch. Wenn du--wenn du dich unsrer Sach' entziehst, Bist du kein
Rosenberg; ein Schurk'! Nicht wahr?
Milota. So ist's!
Zawisch. Ei ja! Wie führen wir's denn aus? Beim nächsten Kirchgang
drück dich an den König Und tritt ihm auf den Fuß. Das schmerzt
verzweifelt, Und so bist du gerächt!
Benesch. Er spottet unser? Mein Kopf! Mein Kopf!--Er ist kein
Rosenberg!
Milota. Komm, Bruder, laß uns gehn! Wer lachen kann Bei seines
Hauses Schmach, verdient--
Zawisch. Halt, Freund! Wer seid ihr denn, ihr beide, daß ihr schmäht?
Die ihr auf offner Straße Rachepläne Zu tauben Wänden schreit
und--offnen Ohren! Verschwört euch auf dem Markt und treibt im
Zimmer Aufruhr! Herr Merenberg, nicht wahr, das nenn' ich Leute?
Der Rausch des Zorns ist wie ein andrer Rausch: Das beste Mittel ist
die frische Luft. Drum fort ins Freie, meine werten Herrn! Brennt unser
Haus und können wir nicht löschen, So laßt uns wenigstens die Hände
wärmen. Der König ist mein Herr, und damit holla!
Milota (ihm näher tretend). Fast glaub ich, Freund, du denkst mehr als
du sprichst. Sag, wofür hältst du uns?
Zawisch (laut). Für wackre Leute: Was man verschweigt, erratet ihr
auch nicht; Errietet ihr's, ihr könntet's nicht verschweigen! Es öffnet
sich die Tür der Königin, Sie kommt, mit ihr der Großalmosenier, Der

Graf von Habsburg. Laßt uns gehn, Wir wollen sie nicht in der Hora
stören. (Ziehn sich zurück.)
(Die Königin tritt aus ihrem Zimmer mit Rudolf von Habsburg. Hinter
ihr zwei Diener, die Bertan ohnmächtig in einem Lehnstuhl
heraustragen. Daneben Frau Elisabeth, die sie unterstützt.)
Margarethe (im Auftreten gegen die zurückweichenden Rosenberge).
Da gehn sie hin; wie dunkle Wetterwolken, Die, wenn sie sich entleert,
nach Aufgang ziehn. (Gegen Berta gewendet.) Bringt sie in ihr Gemach
und sorgt für sie, Nach wenig Augenblicken komm ich selbst.
Rudolf. Beinah zu viele Sorgfalt, gnäd'ge Frau! (Berta, von
Verwandten umgeben, wird fortgebracht; auch beide Merenberge
entfernen sich.)
Margarethe. Sie selbst ist kaum so schlimm, nur schwachen Geistes,
Und töricht eitel, das hat sie verführt. Doch ihre Vettern, ihre
Anverwandten, Der starre Milota, der Geifrer Benesch, Und Zawisch,
jener Schlimmste wohl von allen, Mit Reichtum, Macht und Hoffnung
auf den Thron-- Ja, so weit ging der Übermüt'gen Stolz-- Verlockten sie
das leichtbetörte Kind. Seit lange sah ich sie, die bösen Engel Des
Königs, meines Herrn, verstohlen reißen An den nur allzuschwachen
Banden, die Kaum Ottokarn noch fesselten an mich. Ich hörte, wie sie
seinen Wunsch nach Erben, Nach angebornen Folgern seines Throns,
Mit heuchlerischem Mitleid listig nährten.-- Ein
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