Vater--pfui des
Kupplers!
Merenberg. Denk was du willst, nur eines halt für wahr: Die Königin
muß fort, und sie und ihre Diener, Das Ärgste haben sie, das Äußerste
zu scheun.
Ich geh noch heute heim nach Merenberg, Auf meiner Väter Schloß,
auch du mußt fort!
Seyfried. Wie, Vater?
Merenberg. Du! dies törichte Vertrauen Soll dich nicht selber an das
Messer liefern. Du folgst mir nach, zum Schein; allein in Bruck Harrt
dein ein treuer Knecht mit frischen Pferden, Und während man dich bei
dem Vater glaubt, Eilst du nach Deutschland auf verborgnen Pfaden.
Die Königin will sich ans Reich nicht wenden Mit ihrer Not; ich aber
will's, hilft Gott! Ich will nicht sehn die Tochter meines Herrn Von
Haus und Land vertrieben, ohne Schutz. Du gehst nach Frankfurt, und
dies Schreiben gibst du (Er öffnet das Koller, in dem der Brief steckt)
Dem Erzbischof von Mainz. Allein man kömmt, Wir sind bewacht,
(indem er sich von ihm entfernt) Verschwiegenheit und Eile! Ein Tag
zuviel ist dreißig Jahr zuwenig!
(Benesch von Diedicz und Milota kommen.)
Benesch. War nicht Herr Zawisch hier?
Seyfried (indem er sich abwendet). Ich sah ihn nicht!
Benesch. Er ritt doch nur ins Schloß!
Milota. Sei ruhig, Bruder!
Benesch. Was ruhig? Sieh, ich bin's! Der König wagt's nicht! Heiß ich
nicht Rosenberg? Ist unser Haus Im ganzen Lande nicht das mächtigste?
Und er sollt's wagen? Solchen Schimpf? Ha, Possen! Doch soll's heraus,
wer das Gerücht ersann; Ich will ihn treffen, so--und so--und so! Bis in
das vierte Glied!
(Berta von Diedicz kommt.)
Benesch. Ha, Närrin, du? Was willst du hier? Geh fort, auf dein
Gemach!
Berta. Ich kann nicht bleiben, rastlos treibt's mich um. Sie eilen durch
das Schloß und flüstern sich Entsetzliches mit scheuen Blicken zu. Sagt,
Vater, ist es wahr?
Benesch. Das fragst du mich? Geh fort! von hier!
Berta. O Gott! wo find ich Menschen? (Indem sie auf Seyfried losgeht,
zurückfahrend.) Ihr, Merenberg? Euch sollt' ich eher meiden, Vor allen
Euch; und doch, Ihr seid ein Mensch! Ich hab Euch schwer beleidigt,
Merenberg, Doch rächt Euch jetzt nicht, jetzt nicht! Seht mich knien.
(Sie kniet.) Sagt, ist es wahr?
Seyfried. Was, Berta?
Berta. Ist es wahr? Des Königs Eh' getrennt!
Seyfried. Der Vater sagt's.
Berta. Die andern sagen's auch!--und er vermählt-- Zu späte Scham, ist
jetzo Zeit zu schämen? Vermählt von neuem sich mit--
Seyfried (mitleidig). Nicht mit Berta Von Rosenberg!
(Sie drückt mit einem Ausruf ihr Gesicht an den Boden.)
Benesch (zu Seyfried). Wer sagt's Euch?--Her zu mir!
Milota (auf sie zugehend). Kommt, Nichte, kommt! Hier ist kein Platz
für Euch!
Berta. O Seyfried, schütze mich!
Seyfried. Mit Gunst, Herr Milota! Wenn Ihr es wagt, die Hand an sie zu
legen, So stoß ich Euch die Partisan in Leib. (Die Hallbarte gesenkt.)
Benesch. Und wenn ich selbst--!
Seyfried. Mir gleich!
Benesch. Verweigerst du dem Vater Sein Kind?
Seyfried. O hättet Ihr sie doch verweigert, Sie läge jetzt nicht stöhnend
vor uns da, Daß mir das Herz im Innern um sich wendet!
Benesch. Wir hätten sie wohl dir vermählen sollen?
Seyfried. 's war besser, Herr, als jetzo solche Schmach!
Benesch. Mein Kind!
Seyfried. Zurück! Mir hat sie sich vertraut, Und ich weiß Anvertrautes
zu bewahren!
Benesch. So soll mein Schwert!
Seyfried. Laßt sein! Du aber fürcht dich nicht!
(Zawisch tritt ein und bleibt beim Eingange laut lachend stehen.)
Zawisch. Ha, ha, ha, ha!
Benesch (der sich rasch umgewendet hat, da er Zawisch erblickt). Bist
du's? Dich sendet Gott!
Zawisch. Was kämpft ihr denn, ihr hochgesinnten Jäger, So
wutentzündet um des Bären Fell? Herr Petz trabt wohlgemut durch
Berg und Tal Und weist euch seinerzeit wohl noch die Pranken. Schön
Mühmchen, grüß Euch Gott! (Zu Seyfried.) Und Ihr, Herr Weidmann!
Hebt Eure Feder und seht nicht so kraus; Ich bin kein Wild für Euch!
Benesch. Nun sag, erzähle!
Milota. Ja, Neffe, sprich!
Zawisch. Erzähle! Sprich! Ei, was denn?
Benesch. Der König--
Zawisch. Hat die Ungarn derb geschlagen, Bei Kroissenbrunn; (gegen
Milota) Ihr, Ohm, wart ja dabei!
Benesch. Wer fragt um das?
Zawisch. Der Friede ist gemacht: Auf Österreich--
Benesch. Nicht doch!
Zawisch. Auf Steiermark--
Benesch. Willst du mein spotten?
Zawisch. Nu, was wollt ihr denn?
Benesch. Des Königs Ehe--
Zawisch. Ei, die ist getrennt!
Benesch. Die Handfest ausgefertigt?
Zawisch. Und besiegelt. Die Königin geht heute noch nach Wien. Von
da--
Benesch. Und spricht man nicht?--Verdammt!--Mit wem-- (Gegen
Berta hin.) Regst du dich noch?--Mit wem der König?--
Zawisch. Ah! Mit wem er sich zum zweitenmal vermählt? Ei, mit wem
anders denn, als dort mit jener, Mit Eurer Tochter? Ihr habt's schlau
gekartet! Erst führtet Ihr das Mädchen still ihm vor, Geschmückt! man
konnte kaum was Schöners sehn! Dann halft der Armen Mangel Ihr an
Witz Mit Euerm eignen nach. Was sie da Reden führte! Die Königin
von Saba kann nicht besser! Zuletzt--nu, was weiß ich, was alles noch!
Kurz, er
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.