entwickelt: Individuen nehmen "lockere" Beziehungen zum herrschenden Adel auf. Im n?chsten Schritt werden individuelle ��berlebensgemeinschaften gebildet. Es folgt die ��bertragung individueller Eigenschaften (Selbstbestimmung, Entscheidungsfreiheit) auf die Gemeinschaft, und schlie?lich kommt es zur Aufgabenteilung, zur Dezentralisation. Jeder Schritt ist durch das Ausma? der optimalen Leistung des Individuums definiert: von sehr hoher individueller Leistungsf?higkeit als Voraussetzung f��r das ��berleben zu geteilten Verantwortungsbereichen bis hin zur ��bertragung der individuellen Verantwortung auf die Gesellschaft. Die liberale Demokratie zelebriert das Paradoxon eines sozialisierten Individualismus. In dieser Hinsicht beendet dies die Zeit politischer K?mpfe (und auch der Geschichte, wie man uns weismachen will), und l?utet die Zeit des Wohlstands ein. Die kommerzielle Demokratie ist weder das Ergebnis politischen Handelns, noch ist sie Ausdruck einer Ideologie. Innerhalb ihres Bereiches sind die Grenzen zwischen Individuum und einer aus dem Gleichgewicht gebrachten Gemeinschaft ein st?ndiger Konfliktherd. Moralischer Individualismus siegt oder verliert in einer Welt feindlicher menschlicher Beziehungen. Da moralischer Individualismus den Liberalismus sozusagen untermauert--"Sei dir selbst der N?chste"--ist die vom Liberalismus angestrebte Freiheit eine Freiheit des Wettbewerbs um den Zugang zum Wohlstand. Sozialisierter Individualismus akzeptiert den Staat nur als Lieferanten von Rechten und M?glichkeiten (sofern der Hegelsche Gedanke von der Priorit?t des Staates vor dem Individuum de facto akzeptiert wird), nicht aber als moralische Instanz.
Definitorisch f��r diese Prozesse ist der ��bergang zu einer Lebenspraxis, in der angesichts zahlreicher Koordinierungsmechanismen individuelle Leistung marginal wird. Die relative Bedeutung von Funktionsst?rungen--Zusammenbr��che des Rechts- und Sozialsystems etwa--als Momente der Selbsterkenntnis und des Neuanfangs, die durch die Notwendigkeit einer ��berholung veralteter Praktiken ausgel?st werden, ist in jedem der erw?hnten Stadien eine andere.
Gleiches gilt f��r die Chance des Wandels und der Erneuerung. Kreativit?t ist in der heutigen Praxis weniger eine Angelegenheit des einzelnen als das Ergebnis orchestrierter Bem��hungen innerhalb eines gro?en Interaktionsnetzes. Die zugrundeliegende Struktur einer Kultur jenseits der Schriftkultur unterst��tzt eine Praxis, die durch Heterogenit?t, verteilte Aufgaben und Vernetzung gekennzeichnet ist. Die Selbstkonstituierung des Menschen erzeugt nicht mehr Uniformit?t, sondern Mannigfaltigkeit. Dauerhaftigkeit, stabile Hierarchien und Zentralismus sind irrelevant geworden. Wir stehen vor neuen Problemen. Ihre schriftkulturelle Formulierung w?re irref��hrend; die Herausforderung, die sie im neuen Kontext der Schriftlosigkeit darstellen, ist von bislang unbekannter Gr??e. Deshalb m��ssen wir uns damit befassen.
Das Sein in der Sprache
Die zwei Aspekte der menschlichen Selbstkonstituierung durch Sprache--Individuum und Gemeinschaft (Gesellschaft)--ergeben sich aus der Grundfrage nach den sozialen Beziehungen. Die Sprache des Einzelnen existiert nicht unabh?ngig von der Sprache der Gesellschaft, obwohl sich innerhalb einer Gesellschaft Menschen durch offensichtliche Besonderheiten in Sprache, Schrift, Lekt��re und Gespr?chsverhalten identifizieren. Die biologische Struktur des Menschen beinhaltet Elemente, die sprachrelevant sind. Sprache entwickelt sich jedoch nicht von innen heraus wie die Sinne, sondern wird schrittweise erworben. Ungeachtet des jeweiligen Stadiums des Spracherwerbs dominiert die Sprache die Sinne. Das menschliche Wesen projiziert sich durch Sprache in die Kultur, die es selbst kontinuierlich ver?ndert und innerhalb welcher sie sich gegenseitig identifizieren. Natur und Sprache bilden eine immer wechselnde Einheit.
W?hrend die Natur ein relativ stabiles Bezugssystem ist, ver?ndert sich die Kultur mit den Menschen. In einer Sprache zu sein, wie es alle Menschen sind, und in einer Gemeinschaft zu sein, bedeutet, am Proze? individueller Integration und sozialer Koordination teilzuhaben. Individueller Sprachgebrauch und Sprachgebrauch der Gesellschaft sind nicht identisch. Individuen konstituieren sich anders als Gemeinschaften. Da? jede Gemeinschaft Merkmale aufweist, die den diese Gemeinschaft konstituierenden Individuen gemeinsam sind, besagt lediglich, da? die Summe individueller Sprachhandlungen sich von der f��r die soziale Erfahrung charakteristischen Sprache unterscheidet. Der Unterschied zwischen der Sprache des Individuums und der Sprache der Gemeinschaft zeigt soziale Beziehungen an. Eine allgemeinere These soll hier angef��hrt werden: Die Natur und die Vielfalt menschlicher Interaktionen bei der Selbstkonstituierung durch Sprache beschreiben die Komplexit?t des pragmatischen Rahmens. Diese Interaktionen sind Teil des st?ndigen Identifikationsprozesses des Einzelnen oder der Gruppe im Verlauf der Identit?tsfindung als besondere Gattung.
Anerkannte Beziehungsformen im Rahmen von Arbeitsplatz, Familie, Leben, Magie, Ritual, Mythos, Religion, Kunst, Wissenschaft oder Bildung werden durch ihre jeweiligen Muster dargelegt. Solche Muster, umschrieben durch die Selbstkonstituierung im nat��rlichen und kulturellen Kontext, sind erst r��ckwirkend von Bedeutung. Sie bezeugen das soziale Wesen des Menschen und zeigen, wo der kulturelle Teil und der nat��rliche Teil dieses Wesens liegen. Aktive Teilhabe von Individuen in der Praxis der Sprache bezeugt deren Bed��rfnis, ihre Identit?t in den erw?hnten Beziehungsmustern zu suchen. Menschen treten nicht deshalb zueinander in Beziehung, weil das jeweilige Gegen��ber ein netter Mensch ist. Der Bezug zum anderen ist Teil einer st?ndigen Definition des Individuums in einem Kontext, der von Konflikt und Kooperation und von der Anerkennung von Unterschieden und ?hnlichkeiten gepr?gt ist. Jegliche Dynamik, ob in der Biologie oder in der Kultur, ergibt sich aus Unterschieden.
Man sieht Sprache als naturgegeben an und stellt ihre Konventionen nie in Frage. Als eine nat��rliche, (nach Chomsky) vererbte Eigenschaft wird Sprache nicht jedes Mal neu erfunden, wenn sich Selbstkonstituierungen durch Sprache vollziehen. Auch steht ihre N��tzlichkeit niemals in Frage, wenn wir ihre Grenzen zu sp��ren bekommen. Das Versagen eines
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.