Japanische Märchen | Page 8

Karl Alberti
verwittert!??--
Urashima erbla?te, ?siebenhundert Jahre?? rief er verzweifelt aus und rang die H?nde. Jetzt wurde ihm alles klar. Jetzt verstand er alles! Sieben Tage im Palaste der K?nigin waren sieben Jahrhunderte. Tiefe Traurigkeit bem?chtigte sich seiner, er erz?hlte dem Alten mit stockender Stimme sein Lebensschicksal, dann erhob er sich und verlie? schwankenden Schrittes wie ein Tr?umender das Haus; er wandte sich wieder dem Meere zu und lie? sich dort am Strande nieder, seine Lage bedenkend.
[Abbildung]
Tiefsinnig betrachtete er die rollenden Wogen, die unerme?liche Fl?che und schaute verlangend nach der Schildkr?te aus, da? sie ihn wieder zurückführe in das ewig jugendliche Reich der Meeresk?nigin; er dachte aber in seiner Traurigkeit nicht daran, sie zu rufen und so sah er vergeblich nach dem Tiere aus.
Dann fiel sein Blick auf das K?stchen, das ihm die K?nigin beim Abschiede gegeben hatte und das er gedankenlos neben sich auf den Sand gelegt hatte.
?Was bedeutet dieses K?stchen?? fragte er sich. Die sch?ne K?nigin hat zwar gesagt, es sei mein Leben darin und ich werde es verlieren, wenn ich das K?stchen ?ffne. Ist dieses Gebot aber vielleicht nur eine Probe? Enth?lt das K?stchen nicht vielmehr mein Glück? Ist alles, was ich heute erlebte, nur eine T?uschung und schwindet diese, wenn ich das K?stchen ?ffne? Und selbst wenn ich sterben sollte, was schadet es? Bin ich jetzt nicht ein Fremdling in meiner Heimat und habe niemanden, niemanden, der mich liebt, der mich kennt? Ohne Vater, ohne Familie, ohne Bekannte, ohne Freunde bin ich schlimmer daran als ein Heimatloser; da ist mir der Tod nur ein Gewinn, er bietet mir etwas Besseres, als dieses unglückselige Leben! So sprechend, l?ste er langsam die Schnur, die um das K?stchen geschlungen war und ?ffnete ein wenig den Deckel.
Da stieg ein kleines wei?es W?lkchen aus dem K?stchen empor, breitete sich dann aus, erhob sich und schwebte langsam über das Meer der Richtung zu, wo sich der Palast der Meeresk?nigin befand.
Laut aufschreiend sprang Urashima empor und breitete sehnsüchtig die Arme aus, aber -- ein j?her heftiger Schmerz durchzuckte seinen K?rper und er lie? die Arme sinken, da blickte er auf seine Hand und ein eisiger Schauer befiel ihn, die Hand, soeben noch so frisch und rosig, war welk, runzlig und knochig wie die eines Greises; nun fühlte er auch wie sein Blut erstarrte, wie es tr?ger durch seine Adern flo?, die Haut zog sich in Falten, der Herzschlag stockte, noch einmal schaute er ins Wasser, da spiegelte sich ihm ein verrunzeltes graues Greisenantlitz mit sp?rlich wei?em Haar entgegen, sein eigenes Antlitz, vor Minuten noch in Jugendfrische, jetzt mumienhaft ver?ndert. Mit einem Wehelaut sank er zu Boden und ein H?uflein grauen Staubes bezeichnete die St?tte, da Urashima jugendfrisch zurückgekehrt in wenigen Minuten zu Staub wurde.[4]
[Anmerkung 1: Sprich: Uraschima; Urashima = Eigenname, taro = ?ltester Sohn, im übertragenen Sinne etwa: der Erstgeborene, der ?ltere.]
[Anmerkung 2: Derartige Tierqu?lereien kann man noch heute tagt?glich als eine Belustigung der japanischen Jugend beobachten.]
[Anmerkung 3: ?sama? auch ?san? = Herr, sama ist die h?flichere Form als san.]
[Anmerkung 4: Die Schicksale Urashima's sind urkundlich best?tigt. Die Zeit seiner Abwesenheit in der japanischen Chronik wird 477--825 n.Chr. angegeben, also 348 Jahre. In den M?rchen, die verschiedenartig lauten, schwankt die Zeit zwischen 300 bis 7000 Jahre. Ich habe die mittlere Zeit gew?hlt, die in den neuesten japanischen Ausgaben auf 700 Jahre angegeben wird. Im Dorfe Kanagawa bei Yokohama werden heute noch das Grab und die Fischerger?te Urashima's gezeigt. Urashima ist eine der beliebtesten M?rchenfiguren Japans.]

[Verzierung]
Wenn man mit Kobolden tanzt!
In alter Zeit lebte einmal ein Landmann, der hatte auf der rechten Wange eine gro?e Geschwulst, gro? wie eine Birne. Als dieser Landmann eines Tages in den Wald ging um Reisig zu sammeln, wurde er von einem Gewitter überrascht und flüchtete in einen hohlen Baum, wo er Schutz vor dem Regen fand. Als das Gewitter endlich aufh?rte, war es Nacht geworden und der Landmann konnte den Weg nach Hause nicht finden; deshalb blieb er in der H?hlung des Baumes sitzen und erwartete den Morgen.
Im Walde aber war es sehr einsam und schaurig und der Mann konnte vor Angst und Furcht nicht schlafen. Gegen Mitternacht h?rte er pl?tzlich Stimmen und lautes Lachen. Verwundert streckte er den Kopf hervor und sah eine Anzahl Kobolde mit den sonderbarsten Gesichtern und in verschiedener Gestalt. Diese hatten gerade in der N?he des Baumes, in dem der Landmann sa?, Platz genommen und erg?tzten sich am Trunk. Als sie genug getrunken hatten, begannen sie zu singen und zu tanzen. Der Landmann, der gern tanzte und ebenso gern einen guten Trunk Sake[1] zu sich genommen h?tte, konnte es in seinem Versteck nicht l?nger aushalten, denn die Lust der Kobolde wirkte auf ihn ansteckend.
Er kam also hervor und n?herte sich den Tanzenden, die, als sie einen Menschen erblickten, erschraken und forteilen wollten. Er rief ihnen aber zu: ?Bleibt nur da, ich will euch nur zeigen, wie man
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