Japanische Märchen | Page 7

Karl Alberti
Er seufzte schwer und sprach:
?Was mag wohl mein Vater von meiner langen Abwesenheit denken, wie unruhig werden meine Frau und Kinder sein und meine Rückkehr erwarten! Vielleicht glauben sie sogar, da? ich gestorben bin, verschlungen von den Wogen des Meeres, auf dem Grunde des Ozeans ruhe!?
Ohne sich lange zu besinnen, eilte er zur K?nigin und bat, ihn zu den Seinen zurückführen zu lassen, da er jetzt schon sieben Tage von Hause abwesend sei und die Seinen sich sicherlich ?ngstigen würden.
Die K?nigin, die vergeblich sich bemühte, Urashima die Heimwehgedanken auszureden, nahm, als sie sah, da? ihre Worte nichts halfen, ihn mit sich in ihr Zimmer, und überreichte ihm ein kleines, fest verschnürtes Lackk?stchen, indem sie sagte: ?Ich habe keine Gewalt dich hier gegen deinen Willen zurückzuhalten, obgleich ich wei?, da? deine Rückkehr in die Heimat dir nur Elend bringen wird. Aber nimm hier zur Erinnerung an mich dieses K?stchen, es wird dir immer nützlich sein und dir, wenn du den Wunsch hast, zu mir zurückzukehren, diese Rückkehr erm?glichen. Diesen Wert beh?lt das K?stchen aber nur so lange, als es uner?ffnet bleibt. Also beachte wohl! La? dich nie durch str?fliche Neugierde und durch sonst irgend welche Umst?nde verleiten, jemals das Band, das das K?stchen verschlossen h?lt, zu l?sen und den Deckel zu lüften; es w?re dein Tod und nie f?ndest du den Weg zu mir. Willst du zu mir zurück, so gehe mit dem verschlossenen K?stchen an den Strand und rufe meinen Namen, so werde ich dir eine meiner Dienerinnen senden, die dich hergeleitet. Also beherzige meine Worte und la? das K?stchen geschlossen, dein Leben liegt darin. Und nun lebe wohl!?
Sie kü?te ihn auf die Stirne und geleitete ihn bis zum Tore. Hier stand die Schildkr?te bereit, die Urashima bestieg. In kurzer Zeit war sie mit ihm am Strande, wo sie ihn verlie?. Mit dem K?stchen unterm Arm wollte er schnell seinem D?rfchen zuwandern, blieb aber auf seinem Wege wiederholt stehen; denn es kam ihm alles, der Strand, der Weg, die B?ume und Felder etwas ver?ndert vor. Mehrmals glaubte er, da? die Schildkr?te ihn an einer verkehrten Stelle abgeladen h?tte, aber doch war ihm dieses oder jenes wiederum bekannt, so da? er schlie?lich sich mit dem Gedanken beruhigte, der siebent?gige Aufenthalt auf dem Grunde des Meeres habe seine Augen, seine Sehkraft beeinflu?t.
Als er aber endlich in seinem Dorfe ankam, da waren die H?user und Hütten alle ver?ndert, auf dem Markte standen B?ume, die er nie gesehen hatte; die Bewohner waren ihm unbekannt und so ?ngstlich er auch jedem ins Gesicht schaute, er konnte keinen Bekannten entdecken, auch die Kinder erschienen ihm fremdartig, die auch ihn verwundert anstarrten und ihm dann nachliefen. Er wurde ganz irre und wu?te nicht mehr, was er denken oder glauben sollte; doch hielt ihn die Hoffnung aufrecht von den Seinen Aufkl?rung über diese wunderbare Verwandlung seiner Heimat w?hrend seiner nur siebent?gigen Abwesenheit zu erhalten. Doch je n?her er zu seinem Hause kam, desto ?ngstlicher war ihm zu Mute und gro?e Bangigkeit erfüllte sein Gemüt. Was wird er h?ren müssen?
Aber! o Schmerz! -- Als er an die Stelle kam, da seine Hütte gestanden, da war sie nicht mehr vorhanden. Ein ?der, wüster, mit Unkraut überwucherter Schutthaufen war der Platz seiner Geburt. Keine Spur von seinem Vater, seiner Frau, seinen Kindern, nichts von allem, was ihm lieb und teuer war, war zu sehen. Schmerzerfüllt sank er weinend zu Boden, w?hrend in einiger Entfernung die Leute und Kinder ihn umringten. Da trat aus der Menge ein gebeugter Greis hervor und n?herte sich Urashima mit der Frage:
?Wer seid ihr Fremdling und wen suchet ihr hier? Was erfüllt eure Seele mit Kummer und Schmerz??
?Mein Alter?, antwortete Urashima mit schmerzbebender Stimme leise, ?vor sieben Tagen verlie? ich das Haus, das an dieser St?tte stand und kehrte nun zurück, finde aber nur einen Schutthaufen, ich sehe fremde Leute, fremde Gestalten und auch euch kenne ich nicht, sah euch noch nie in diesem Dorfe, sagt, was ist hier in den sieben Tagen geschehen? Wo sind mein Vater, mein Weib, meine Kinder, die ich hier zurücklie?? O?bitte, l?st mir dieses R?tsel, rei?t die Binde von meinen Augen, da? ich sehen kann!?
?Ich verstehe euch nicht, junger Mann!? entgegnete der Greis, ?diese St?tte ist ein Trümmerhaufen, solange ich denken kann. Ich kenne euch nicht; wer seid ihr? Wie ist euer Name??
?Ich bin Urashima Taro, der Fischer!? rief Urashima.
?Urashima Taro? -- --? rief der Greis voller Erstaunen und wich schreckerfüllt einige Schritte zurück. ?Seid ihr ein Gespenst? -- ein Schattenbild? -- Urashima Taro k?nnt ihr nicht sein! Es geht hier die Sage und ich erinnere mich aus meiner Jugendzeit, da von diesem noch oft an dunkeln Abenden erz?hlt wurde, dieser junge Fischer ging vor nun 700 Jahren eines Morgens aufs Meer und kehrte nicht mehr zurück. Die Gr?ber seiner Angeh?rigen k?nnt ihr auf dem Friedhofe noch heute sehen, allerdings zerfallen,
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