seinen Segen gibt für alle Sinne.
Später, ohne Datum.
Hier haben Sie eine Zeichnung von den Türken, die hier gefangen
liegen. Der "Herkules", wie es erst hieß, hat sie nicht genommen,
sondern ein Schiff, welches die Korallenfischer begleitete. Die Türken
sahen dieses christliche Fahrzeug und machten sich dran, um es
wegzunehmen, aber sie fanden sich betrogen; denn die Christen waren
stärker, und so wurden sie überwältigt und gefangen hierher geführt. Es
waren dreißig Mann auf dem christlichen Schiffe, vierundzwanzig auf
dem türkischen; sechs Türken blieben im Gefechte, einer ist verwundet.
Von den Christen ist kein einziger geblieben, die Madonna hat sie
beschützt.
Der Schiffer hat eine große Beute gemacht; er fand sehr viel Geld und
Waren, Seidenzeug und Kaffee, auch einen reichen Schmuck, welcher
einer jungen Mohrin gehörte.
Es war merkwürdig, die vielen tausend Menschen zu sehen, welche
Kahn an Kahn dahinfuhren, um die Gefangenen zu beschauen,
besonders die Mohrin. Es fanden sich verschiedene Liebhaber, die sie
kaufen wollten und viel Geld boten, aber der Kapitän will sie nicht
weggeben.
Ich fuhr alle Tage hin und fand einmal den Ritter Hamilton und Miß
Hart, die sehr gerührt war und weinte. Da das die Mohrin sah, fing sie
auch an zu weinen; die Miß wollte sie kaufen, der Kapitän aber
hartnäckig sie nicht hergeben. Jetzo sind sie nicht mehr hier; die
Zeichnung besagt das Weitere.
Nachtrag
Päpstliche Teppiche
Die große Aufopferung, zu der ich mich entschloß, eine von dem
Gipfel des Bergs bis beinahe ans Meer herabströmende Lava hinter mir
zu lassen, ward mir durch den erreichten Zweck reichlich vergolten,
durch den Anblick der Teppiche, welche, am Fronleichnamstag
aufgehängt, uns an Raffael, seine Schüler, seine Zeit auf das
glänzendste erinnerten.
In den Niederlanden hatte das Teppichwirken mit stehendem Zettel,
Hautelisse genannt, sich schon auf den höchsten Grad erhoben. Es ist
mir nicht bekannt geworden, wie sich nach und nach die Fertigung der
Teppiche entwickelt und gesteigert hat. In dem zwölften Jahrhundert
mag man noch die einzelnen Figuren durch Stickerei oder auf sonst
eine Weise fertig gemacht und sodann durch besonders gearbeitete
Zwischenstücke zusammengesetzt haben. Dergleichen finden wir noch
über den Chorstühlen alter Domkirchen, und hat die Arbeit etwas
ähnliches mit den bunten Fensterscheiben, welche auch zuerst aus ganz
kleinen farbigen Glasstückchen ihre Bilder zusammengesetzt haben.
Bei den Teppichen vertrat Nadel und Faden das Lot und die
Zinnstäbchen. Alle frühen Anfänge der Kunst und Technik sind von
dieser Art; wir haben kostbare chinesische Teppiche, auf gleiche Weise
gefertigt, vor Augen gehabt.
Wahrscheinlich durch orientalische Muster veranlaßt, hatte man in den
handels--und prachtreichen Niederlanden zu Anfang des sechzehnten
Jahrhunderts diese kunstreiche Technik schon aufs Höchste getrieben;
dergleichen Arbeiten gingen schon wieder nach dem Orient zurück und
waren gewiß auch in Rom bekannt, wahrscheinlich nach
unvollkommenen, in byzantinischem Sinne gemodelten Mustern und
Zeichnungen. Der große und in manchem, besonders auch ästhetischem
Sinn freie Geist Leo X. mochte nun auch, was er auf Wänden
abgebildet sah, gleichmäßig frei und groß in seiner Umgebung auf
Teppichen erblicken, und auf seine Veranlassung fertigte Raffael die
Kartone: glücklicherweise solche Gegenstände, welche Christi Bezug
zu seinen Aposteln, sodann aber die Wirkungen solcher begabten
Männer nach dem Heimgange des Meisters vorstellten.
Am Fronleichnamstage nun lernte man erst die wahre Bestimmung der
Teppiche kennen, hier machten sie Kolonnaden und offene Räume zu
prächtigen Sälen und Wandelgängen, und zwar indem sie das
Vermögen des begabtesten Mannes uns entschieden vor Augen stellen
und uns das glücklichste Beispiel geben, wo Kunst und Handwerk in
beiderseitiger Vollendung sich auf ihrem höchsten Punkte lebendig
begegnen.
Die Raffaelischen Kartone, wie sie bis jetzt in England verwahrt sind,
bleiben noch immer die Bewunderung der Welt; einige rühren gewiß
von dem Meister allein her, andere mögen nach seinen Zeichnungen,
seiner Angabe, andere sogar erst nachdem er abgeschieden war,
gefertigt sein. Alles bezeugte große übereintreffende Kunstbestimmung,
und die Künstler aller Nationen strömten hier zusammen, um ihren
Geist zu erheben und ihre Fähigkeiten zu steigern.
Dies gibt uns Veranlassung, über die Tendenz der deutschen Künstler
zu denken, welche Hochschätzung und Neigung gegen seine ersten
Werke hinzog und wovon schon damals leise Spuren sich bemerken
ließen.
Mit einem talentreichen zarten Jüngling, der im Sanften, Anmutigen,
Natürlichen verweilt, fühlt man sich in jeder Kunst näher verwandt,
man wagt es zwar nicht, sich mit ihm zu vergleichen, doch im stillen
mit ihm zu wetteifern, von sich zu hoffen, was er geleistet hat.
Nicht mit gleichem Behagen wenden wir uns an den vollendeten Mann;
denn wir ahnen die furchtbaren Bedingungen, unter welchen allein sich
selbst das entschiedenste Naturell zum Letztmöglichen des Gelingens
erheben kann, und wollen wir nicht verzweifeln, so müssen wir uns
zurückwenden und uns mit dem Strebenden, dem Werdenden
vergleichen.
Dies ist die Ursache, warum die deutschen Künstler Neigung,
Verehrung, Zutrauen zu dem älteren, Unvollkommenen wendeten, weil
sie sich daneben auch für etwas halten konnten und sich mit der
Hoffnung schmeicheln durften, das in ihrer
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