Pferd von
prächtiger Gestalt; er zerriß die Zügel, womit er angebunden war,
hackte mit den Vorderfüßen nach dem, der ihn aufhalten wollte, schlug
hinten aus und machte ein solches Geschrei mit Wiehern, daß alles aus
Furcht beiseitetrat. Nun sprang er übern Graben und galoppierte über
das Feld, beständig schnaubend und wiehernd. Schweif und Mähnen
flatterten hoch in die Luft auf, und seine Gestalt in freier Bewegung
war so schön, daß alles ausrief: "O che bellezze! che bellezze!" Dann
lief er nah an einem andern Graben hin und wider und suchte eine
schmale Stelle, um überzuspringen und zu den Fohlen und Stuten zu
kommen, deren viele hundert jenseits weideten. Endlich gelang es ihm,
hinüberzuspringen, und nun setzte er unter die Stuten, die ruhig
graseten. Die erschraken vor seiner Wildheit und seinem Geschrei,
liefen in langer Reihe und flohen über das flache Feld vor ihm hin; er
aber immer hintendrein, indem er aufzuspringen versuchte.
Endlich trieb er eine Stute abseits; die eilte nun auf ein ander Feld zu
einer andern zahlreichen Versammlung von Stuten. Auch diese, von
Schrecken ergriffen, schlugen hinüber zu dem ersten Haufen. Nun war
das Feld schwarz von Pferden, wo der weiße Hengst immer drunter
herumsprang, alles in Schrecken und Wildheit. Die Herde lief in langen
Reihen auf dem Felde hin und her, es sauste die Luft und donnerte die
Erde, wo die Kraft der schweren Pferde überhinflog. Wir sahen lange
mit Vergnügen zu, wie der Trupp von so vielen Hunderten auf dem
Feld herumgaloppierte, bald in einem Klump, bald geteilt, jetzt
zerstreut einzeln umherlaufend, bald in langen Reihen über den Boden
hinrennend.
Endlich beraubte uns die Dunkelheit der einbrechenden Nacht dieses
einzigen Schauspiels, und als der klarste Mond hinter den Bergen
aufstieg, verlosch das Licht unsrer angezündeten Laternen. Doch da ich
mich lange an seinem sanften Schein vergnügt hatte, konnte ich mich
des Schlafs nicht mehr erwehren, und mit aller Furcht vor der
ungesunden Luft schlief ich länger als eine Stunde und erwachte nicht
eher, bis wir zu Terracina ankamen, wo wir die Pferde wechselten.
Hier waren die Postillons sehr artig, wegen der Furcht, welche ihnen
der Marchese Lucchesini eingejagt hatte; sie gaben uns die besten
Pferde und Führer, weil der Weg zwischen den großen Klippen und
dem Meer gefährlich ist. Hier sind schon manche Unglücke geschehen,
besonders nachts, wo die Pferde leicht scheu werden. Während des
Anspannens und indessen man den Paß an die letzte römische Wache
vorzeigte, ging ich zwischen den hohen Felsen und dem Meer spazieren
und erblickte den größten Effekt: der dunkle Fels vom Mond glänzend
erleuchtet, der eine lebhaft flimmernde Säule in das blaue Meer warf
und bis auf die am Ufer schwankenden Wellen heranflimmerte.
Da oben auf der Zinne des Berges im dämmernden Blau lagen die
Trümmer von Genserichs zerfallener Burg; sie machte mich an
vergangene Zeiten denken, ich fühlte des unglücklichen Konradins
Sehnsucht, sich zu retten, wie des Cicero und des Marius, die sich alle
in dieser Gegend geängstigt hatten.
Schön war es nun fernerhin an dem Berg, zwischen den großen
herabgerollten Felsenklumpen am Saume des Meers im Mondenlicht
herzufahren. Deutlich beleuchtet waren die Gruppen der Olivenbäume,
Palmen und Pinien bei Fondi; aber die Vorzüge der Zitronenwälder
vermißte man, sie stehen nur in ihrer ganzen Pracht, wenn die Sonne
auf die goldglänzenden Früchte scheint. Nun ging es über den Berg, wo
die vielen Oliven--und Johannisbrotbäume stehen, und es war schon
Tag geworden, als wir bei den Ruinen der antiken Stadt, wo die vielen
überbleibsel von Grabmälern sind, ankamen. Das größte darunter soll
dem Cicero errichtet worden sein, eben an dem Ort, wo er ermordet
worden. Es war schon einige Stunden Tag, als wir an den erfreulichen
Meerbusen zu Mola di Gaeta ankamen. Die Fischer mit ihrer Beute
kehrten schon wieder zurück, das machte den Strand sehr lebhaft.
Einige trugen die Fische und Meerfrüchte in Körben weg, die andern
bereiteten die Garne schon wieder auf einen künftigen Fang. Von da
fuhren wir nach Garigliano, wo Cavaliere Venuti graben läßt. Hier
verließ uns Hackert, denn er eilte nach Caserta, und wir gingen abwärts
von der Straße herunter an das Meer, wo ein Frühstück für uns bereitet
war, welches wohl für ein Mittagessen gelten konnte. Hier waren die
ausgegrabenen Antiken aufgehoben, die aber jämmerlich zerschlagen
sind. Unter andern schönen Sachen findet sich ein Bein von einer
Statue, die dem Apoll von Belvedere nicht viel nachgeben mag. Es wär'
ein Glück, wenn man das übrige dazu fände.
Wir hatten uns aus Müdigkeit etwas schlafen gelegt, und da wir wieder
erwachten, fanden wir uns in Gesellschaft einer angenehmen Familie,
die in dieser Gegend wohnt und hierher gekommen war, um uns ein
Mittagsmahl zu geben; welche Aufmerksamkeit wir freilich Herrn
Hackert schuldig sein mochten, der sich aber schon entfernt hatte. Es
stand also wieder aufs neue ein Tisch bereitet; ich aber konnte nicht
essen noch sitzenbleiben, so gut auch
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