das Leben geradezu.
Alle mit uns Lebenden, sofern sie unter dem gleichen Lebensgesetz stehen, sind hiervon in gleicher Weise umschlossen. Wo das Unding nicht die Herzen und Hirne gemordet, das sich selbst bestimmende Gesch?pf einerseits zur Maschine oder gar zum Teil einer Maschine erniedrigt hat, andererseits die, die sich ihm ergaben, indem es sich ihnen ergab, in feige, stumme, stumm-bebende, gespenstisch-vegetierende, nur menschen?hnliche Hüter und Zuchtmeister verwandelte, überall dort ist Spiel freier Kr?fte, Spannung und Ausgleich, Begehren und Befriedigung, Verlust, Wechsel und neues Ergreifen, von unteren Stufen auf obere, von oberen auf untere, Aufstieg und Fall, edle Sucht und gemeine, eigennütziger Trieb und weltfreundlicher, Sturz im Wettlauf, Hoffnung in der Niederlage, und immer ist Besitz und Art des Besitzes die Deutung und der Inbegriff der vitalen Bewegung.
Sogar jene Unglücklichen, die Hingewürgten und ihre Würger, kennen sie auch nicht den Besitz als sch?pferisch treibendes Element, so kennen sie ihn doch als Fetisch und Stimulans; dies eben ist das Verh?ngnis des Zeitalters: bei den entseelt Besitzenden der Fetischismus, bei den entseelt Besitzlosen die Rauschillusion und Aufpeitschung durch das Stimulans.
Die opfervolle Bemühung, das engverstrickte Maschenwerk von Interessen und Leidenschaften, das erschütternde Theater des Empor und Hinab der Existenzen nennt man sozialen Kampf. Es ist, n?her besehen, der Kampf des einzelnen um sich, um das, was er liebt, um den Boden, um die Luft, um das, was er braucht, damit er sein kann, was er ist.
Geprüft wird die Leistung; Leistung wird anerkannt durch die Pr?mie. Je spezifischer, pers?nlicher, einmaliger, einzigartiger die Leistung, desto h?her die Pr?mie, sei sie nun von materieller, moralischer oder geistiger Beschaffenheit. Manchmal bleibt sie lange vorenthalten, auf lange Sicht gebucht, und wird, in ihrer letzten Entmaterialisation als Ruhm, als Kult bezahlt; v?llig unterschlagen kann sie nur in seltenen, tragischen F?llen werden.
Darum l?st die Pr?mie, wenn sie im harmonischen oder wenigstens ann?hernd harmonischen Verh?ltnis zur Leistung steht, das Gefühl vollzogener Gerechtigkeit aus. Da jeder in seinem Sinn und nach seiner Bet?tigung Anspruch auf sie erhebt, da der Blutkreislauf des ganzen Gesellschaftsorganismus in ihr seinen Herzpunkt hat, ist auch jeder irgendwie für sie in Haftung. Im besonderen mag anarchischer Eifer das System befehden, m?gen List, Betrug, Verbrechen die Pr?mie verdr?ngen, verkleinern, abwendig machen, den natürlichen Gang beeinflu?t es nicht.
Der F?hige fordert und wird bezahlt. Im Unf?higen schlummert neben der Traurigkeit des Unbelohnten auch ein heimliches Bewu?tsein von Schuld.
III
Das Buch, das ich erworben habe, ist mein Eigentum. Derjenige Teil meiner Arbeit, der den Kaufpreis repr?sentiert, ist die Leistung.
Somit w?re der Proze? ein- für allemal erledigt: ich kaufe ein Buch, stelle es ins Regal und bin Besitzer. Ob ich es gelesen oder nicht gelesen, benützt oder nicht benützt, verwertet oder nicht verwertet habe, das ?ndert an meinem Besitzrecht nichts.
In der Tat ist dies der Vorgang bei allem bürgerlichen Besitz: die Leistung ist erledigt und bewiesen durch den Kauf, wobei ich nach dem bisher Gesagten uner?rtert lassen kann, ob sie legitim oder illegitim ist. Es kommt das weiter nicht in Betracht.
Nun leuchtet es ein, da? es keineswegs dasselbe ist, ob ich einen Sack Mehl kaufe, um ihn zum Kochen und Backen zu verwenden, oder ob ich Bücher kaufe, um sie ins Regal zu stellen. In dem einen Fall ist meine Leistung zweckhaft, im andern anscheinend zwecklos.
Man nehme jedoch an, ich sei Sammler von Büchern, es sei meine Passion und mein Entzücken, seltene Ausgaben, kostbare Exemplare oder eine m?glichst vollst?ndige Reihe der über eine Wissenschaft erschienenen Werke zu besitzen, so tritt bereits eine Zweckhaftigkeit hervor, auch dann, wenn ich mich niemals mit einem von ihnen besch?ftige, ihren Inhalt nicht kenne, nicht verstehe, nicht sch?tze.
Oder man nehme an, ich h?tte eine umfangreiche Bibliothek ererbt und obwohl ich lieber faulenze oder Forellen fische oder Blumen züchte, sei ich durch Pflicht der Piet?t, stille Abmachung von Geschlechtern her verbunden, sie unangetastet, unverwertet in meinem Hause zu verwahren, selbst auf die Gefahr hin, da? sie mir zur Last falle.
Und schlie?lich nehme man an, die Bücher seien mir unentbehrlich, weil ich mir eine bestimmte Einsicht, eine Erkenntnis verschaffen will, weil sie Hilfsmittel zu meiner Arbeit sind, weil ich zu jedem einzelnen in einer besonderen Beziehung stehe, die best?ndig wechselt, best?ndig fluktuiert und infolgedessen sich best?ndig erneut, meine Pers?nlichkeitsgrenze erweitert und die F?higkeit zur Leistung erh?ht, so liegt der Zweck offensichtlich am Tage.
Demgem?? sind vier Kategorien des Besitzes zu unterscheiden: Verbrauchsbesitz, Schmuckbesitz, Erb- und Anh?ufungsbesitz und Produktionsbesitz.
Das Merkmal des Verbrauchsbesitzes ist der Abbruch der Leistung mit dem Nutzgenu?; des Schmuckbesitzes: die Leistung zum Phantasiegenu?; des Erb- und Anh?ufungsbesitzes: die brachliegende Leistung; des Produktionsbesitzes: die Verwandlung der Leistung in h?herer Sph?re zu h?herer Gestalt.
IV
In Bernard Shaws ?Candida? sagt der Pastor Morell: Wir haben so wenig das Recht, Glück zu verbrauchen, ohne es zu erzeugen, wie Reichtum zu verbrauchen, ohne ihn zu erwerben.
Dies trifft das Wesentliche. Ich lege den st?rksten Nachdruck auf die Begriffe: Glück erzeugen und Glück verbrauchen. Einen um so st?rkeren Nachdruck, als
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