untern Ende befand sich ein langer Schwanz und
am obern eine lange, dünne Schnur.
Nachmittags gingen wir hinaus auf das Feld hinter unserm Hause. Es
war ein schöner Tag; die Sonne schien prächtig, und es wehte ein guter
Wind. Wir ließen den Drachen steigen. Er stieg so hoch, wie die Schnur
reichte. Wir konnten ihn kaum noch sehen.
So standen wir lange im Schatten neben dem Zaune. Auch unser Hund
Karo kam unter dem Karren hervor. Wir waren sehr vergnügt, bis der
Abend dem Spiele ein Ende machte.
[Illustration]
29. DIE VÖGLEIN.
Warum wohl die Vöglein fliegen können? Ei, das magst du ihnen schon
gönnen. Auf der Erde sind Tiere viel Und haben hier und dort ihr Spiel.
Da war kein Platz für die Vögel mehr; Das dauerte den lieben Gott so
sehr, Darum hat er ihnen Flügel gegeben, Daß sie dort oben in Lüften
schweben; Da können sie spielen den ganzen Tag Und haben Platz, wie
viel jedes mag.
30. VOM HÄNSCHEN.
Hänschen und Gretchen spielten im Garten. Da kam ein schöner
Schmetterling geflogen. Gleich wollte Hans ihn fangen. Gretchen rief:
"Ach, laß doch das hübsche Tierlein gehen!" Aber Hans hörte nicht
darauf. Mit dem Hute in der Hand lief er dem Schmetterlinge nach. Er
schaute immer nur in die Höhe. Patsch,--fiel er in einen tiefen Graben
voller Wasser. Der Schmetterling flog munter davon. Hänschen ging
weinend heim und wurde noch ausgelacht.
31. SPRÜCHE.
Ein gutes Kind gehorcht geschwind Und folgt sofort aufs erste Wort.
Was du nicht willst, das man dir tu', Das füg' auch keinem andern zu.
Vorgetan und nachbedacht Hat manchem großes Leid gebracht.
Quäle nie ein Tier zum Scherz, Denn es fühlt, wie du, den Schmerz.
32. DIE SCHNECKE:
Die Schnecke ist gar übel dran. Wie muß sie sich doch plagen! Sie muß
ihr Haus Tagein, tagaus Auf ihrem Rücken tragen.
Die Schnecke ist nicht übel dran. Sie weiß sich wohl zu schützen:
Nimmt sie Gefahr Vom Feinde wahr,-- Bleibt sie im Häuschen sitzen.
[Illustration]
33. DIE HENNE UND DIE ENTLEIN.
Die kleine Anna hatte eine Henne zum Geschenk bekommen. Diese
legte jeden Morgen ein Ei. Als nun Annas Mutter eines Tages das Nest
mit zwölf Eiern sah, nahm sie dieselben voller Freude in die Küche.
Aber siehe da! Die Henne jammerte und suchte ihr Nest. Nun fand sie
in der Nähe ein Entennest, in dem auch Eier waren. Sie setzte sich
darauf, bis die Jungen herauskamen. Das waren aber Entchen statt
Küchlein. Doch die Henne hatte sie so lieb, als ob es Küchlein wären.
Sie suchte Futter mit ihnen und nahm sie unter ihre Flügel, damit ihnen
kein Leid geschehe. Doch eines schönen Tages liefen die Kleinen
davon. Wohin? In großer Angst eilte die Henne hinterher. Die Entchen
waren zum Teiche gelaufen. Umsonst warnte die Henne: "Das ist
Wasser! Ihr müßt ertrinken!" Lustig schwammen die kleinen Enten
schon umher, und alles Glucken der alten Henne brachte sie nicht ans
Ufer zurück.
[Illustration]
34. DIE TAGESZEITEN.
Hoch am Himmel steht die Sonne. Sie leuchtet so hell, daß man sie
nicht lange ansehen kann. Wenn die Sonne morgens aufgeht, wird es
auf der Erde hell. Dann sagen die Leute zu einander: "Guten Morgen!"
Die Sonne steigt nun immer höher und höher, bis sie zuletzt fast über
unserem Kopfe steht. Es ist jetzt Mittag. Wenn sich Bekannte treffen,
wünschen sie einander: "Guten Tag!" Bald darauf neigt sich die Sonne
wieder abwärts. Sie sinkt bis an den Rand des Himmels. Alsdann sieht
sie wie eine große, feurige Kugel aus und färbt die Wolken schön rot.
Auf einmal ist sie verschwunden. Es wird dunkler und die Nacht bricht
an. Man bietet sich "Guten Abend!" und wünscht allen vor dem
Schlafengehen eine "Gute Nacht!" Nun kommt die Zeit der Ruhe.
35. KIND UND SONNE.
_Kind_: Sag einmal, liebe Sonne, wohin gehst du, wenn es Abend wird?
Es heißt dich doch niemand fortgehen. Ich meine, du könntest immer
bei uns bleiben. Das wäre so schön!
_Sonne_: Nein, mein Kind, das kann nicht sein! Wenn es Nacht wird,
schlafen die Leute, und du schläfst auch. Beim Schlafen braucht man
mich aber nicht. Ich reise dann weit, weit fort in ein fernes Land. Dort
wohnen auch Menschen: Väter, Mütter und viele brave Kinder. Wenn
ich zu diesen komme, haben sie ausgeschlafen. Vater und Mutter
stehen dann auf und arbeiten, und die größeren Kinder gehen in die
Schule, um zu lernen.
_Kind_: Ei, ei! Und wenn du bei diesen Menschen gewesen bist, wohin
gehst du hernach?
_Sonne_: Wenn ich dort gewesen bin, komme ich wieder zu dir, wie an
jedem Morgen. So reise ich zu allen Menschen auf der ganzen Erde.
36. SONNE UND REGEN.
Die Sonne sprach: "Ich will scheinen So fort und immerfort!" Der
Regen sprach: "Ich will fallen Ohn' Ende an jedem Ort!" Die Sonne:
"Du machst
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