zu bücken!
[Illustration]
20. KARLS HASE
"Papa, darf ich ein wenig deinen Stock nehmen?"
"Ja, Karl, aber was willst du damit machen?"
"Einen Hasen will ich schießen, Papa."
"Dann mußt du ja auf das Feld gehen."
"O nein, dein Stock ist meine Flinte und unsere alte Katze ist der
Hase."
Der Vater gab seinem Sohne den Stock. Karl legte ihn an die rechte
Wange, zielte und rief: "Piff, paff! piff, paff!" Ei, wie die Katze von
dem Stuhle unter den Tisch sprang!
Karl aber lachte und rief: "Hast du nun meinen Hasen laufen sehen,
Papa?"
21. DAS LIED VOM MONDE.
Wer hat die schönsten Schäfchen? Die hat der gold'ne Mond, Der hinter
unsern Bäumen Am Himmel drüben wohnt.
Er kommt am späten Abend, Wenn alles schlafen will, Hervor aus
seinem Hause Zum Himmel leis' und still.
Dann weidet er die Schäfchen Auf seiner blauen Flur; Denn all' die
weißen Sterne Sind feine Schäfchen nur.
Sie tun sich nichts zuleide, Hat eins das andre gern, Und Schwestern
sind und Brüder Da droben Stern an Stern.
Und soll ich dir eins bringen, So darfst du niemals schrei'n, Mußt
freundlich wie die Schäfchen Und wie ihr Schäfer sein!
22. DAS MÜCKCHEN UND DAS MÄDCHEN.
[Illustration]
Ein Mückchen flog um ein Licht, das am Abend auf dem Tische
brannte. Da sagte ein Mädchen, welches nebenbei saß und strickte:
"Mückchen, bleib' von dem Lichte, sonst verbrennst du dich!" Das
Mückchen aber folgte nicht und flog so lange auf und nieder und um
das Licht, bis es daran seine Flügelchen sengte und in die Flamme fiel.
"Habe ich es dir nicht gesagt?" sprach das Mädchen. "Hättest du auf
mich gehört, müßtest du jetzt nicht sterben!"
23. NASCH-ERNST.
Ernst konnte das Naschen nicht lassen. Er ging oft an den Schrank, um
Zucker zu naschen. Die Mutter schalt, aber es half nicht.
Eines Tages ging Ernst in die Scheune. An der Wand hing etwas Rotes.
Ernst sagte: "Oh, hier hat die Mutter Zuckerzeug versteckt. Ich sollte es
nicht finden!" Schnell kletterte er auf einen Stuhl, um es zu holen. Er
biß gierig hinein. Aber, o weh, es verbrannte seinen Mund. Er ließ das
Zuckerzeug fallen und schrie laut. Nun kam die Mutter und gab ihm
einen Trunk Wasser. Was Ernst naschte, war nicht Zucker gewesen. Es
war roter Pfeffer.
Ernst naschte nie wieder.
24. DER BLINDE GEIGER.
Ein armer, blinder Geiger ging auf der Straße. Er suchte den Weg mit
seinem Stocke. Seine Geige trug er unter dem Arme. Bald kam er an
einen Steg. Als er das merkte, getraute er sich nicht hinüberzugehen.
Hans und Eugen kamen daher, und der arme Mann bat, sie möchten ihn
doch über den Steg führen. Aber die mutwilligen Buben lachten den
Geiger aus und liefen weg.
Da kam die kleine Lina aus der Schule. Die wartete nicht, bis sie
gebeten wurde. Sie faßte den Blinden bei der Hand, brachte ihn über
den Steg und schenkte ihm einen Cent, den sie von ihrer Mutter
bekommen hatte.
[Illustration]
25. DAS BROT IM WEG.
Im Weg das Krümchen Brot Tritt nicht mit deinem Fuß, Weil's in des
Hungers Not Ein Tierlein finden muß. Leg's auf den Stein vor'm Haus,
Und kannst du, brösel's klein: Still dankt es dir die Maus Und still das
Vögelein.
26. DIE SCHÖNEN DREI.
Vöglein im hohen Baum, Klein ist's, ihr seht es kaum, Singt doch so
schön, Daß wohl von nah und fern Alle die Leute gern Horchen und
stehn.
Blümlein im Wiesengrund Blühen so lieb und bunt, Tausend zugleich;
Wenn ihr vorübergeht, Wenn ihr die Farben seht, Freuet ihr euch.
Wässerlein fließt so fort Immer von Ort zu Ort Nieder ins Tal; Dürstet
nun Mensch und Vieh, Kommen zum Bächlein sie, Trinken zumal.
Habt ihr es auch bedacht, Wer hat so schön gemacht Alle die drei? Gott,
der Herr, machte sie, Daß sich nun spät und früh Jedes dran freu'.
27. DAS VOGELNEST.
In einem Garten lebte ein Vögelein, das sehr schön singen konnte. Es
baute sich in einem Busch ein hübsches Nestchen. In dieses legte es
Eier hinein und brütete Junge aus. Einmal suchte das alte Vögelein
Futter für seine Kinder. Da sahen zwei Buben das Nest und nahmen es
samt den Jungen weg. Darüber wurde die Mutter der jungen Vögelein
sehr traurig.
Sie flog hin und her und schrie, so laut sie konnte. Die Knaben machten
sich aber nichts daraus. Endlich hörte die Schwester der bösen Knaben
das Vögelein schreien. Gleich ging sie hin und nahm ihren Brüdern das
Nestchen Weg und trug es wieder in die Hecke. Seit dieser Zeit hatten
die Vögelein das Mädchen recht lieb, und wenn es im Garten war,
sangen sie noch einmal so schön wie sonst.
28. DER DRACHE.
Mein Bruder Karl hatte einen großen Drachen gemacht. Er war aus
holz und Papier. Um
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