Herodes Und Mariamne | Page 6

Friedrich Hebbel
eh' wir ziehn!
(Joab ab.)

Zweite Szene
Herodes (allein). Nun gilt's! Noch einmal! h?tt' ich bald gesagt, Allein ich seh kein Ende ab. Ich gleiche Dem Mann der Fabel, den der L?we vorn, Der Tiger hinten packte, dem die Geier Mit Schn?beln und mit Klau'n von oben drohten, Und der auf einem Schlangenklumpen stand. Gleichviel! Ich wehre mich, so gut ich kann, Und gegen jeden Feind mit seiner Waffe, Das sei von jetzt mir Regel und Gesetz. Wie lang es dauern wird, mich soll's nicht k��mmern, Wenn ich nur bis ans Ende mich behaupte Und nichts verliere, was ich mein genannt, Dies Ende komme nun, sobald es will!

Dritte Szene
Ein Diener (tritt ein). Die K?nigin!
(Mariamne folgt ihm auf dem Fu?.)
Herodes (geht ihr entgegen) Du kommst mir nur zuvor! Ich wollte--
Mariamne. Doch nicht in Person den Dank F��r deine wunderbaren Perlen holen? Ich wies dich zweimal ab, es noch einmal Versuchen, ob ich meinen Sinn gewendet, Das w?r' f��r einen Mann zuviel gewesen Und ganz gewi? zuviel f��r einen K?nig. O nein, ich kenne meine Pflicht, und da du Seit meines muntren Bruders j?hem Tod Mich jeden Tag so reich beschenkst, als w��rbest Du neu um mich, so komme ich auch endlich Und zeige dir, da? ich erkenntlich bin!
Herodes. Ich sehe es!
Mariamne. Zwar wei? ich nicht, wie du Es mit mir meinst. Du schickst f��r mich den Taucher Hinunter in das dunkle Meer, und wenn Sich keiner findet, der um blanken Lohn Des Leviathans Ruhe st?ren will, So tust du deine Kerker auf und gibst Dem R?uber den verwirkten Kopf zur��ck, Damit er dir die Perlen fischt f��r mich.
Herodes. Und scheint dir das verkehrt? Ich lie? wohl auch Den M?rder schon vom Kreuz herunternehmen, Als es ein Kind aus einer Feuersbrunst Zu retten galt, und sagte ihm: Wenn du's Der Mutter wiederbringst, so gilt mir das, Als h?ttest du dem Tod die Schuld bezahlt. Er st��rzte auch hinein--
Mariamne. Und kam er wieder Heraus?
Herodes. Es war zu sp?t! Sonst h?tt' ich ihm Mein Wort gehalten und ihn als Soldat Nach Rom geschickt, wo Tiger n?tig sind. Man soll mit allem wuchern, denke ich, Warum nicht mit verfallnem Menschenleben? Es kommen F?lle, wo man's brauchen kann!
Mariamne (f��r sich). Oh, da? er nicht die blut'gen H?nde h?tte! Ich sag ihm nichts! Denn, was er auch getan, Spricht er davon, so scheint es wohl getan, Und schrecklich w?r' es doch, wenn er mich zw?nge, Den Brudermord zu finden, wie das andre, Notwendig, unvermeidlich, wohl getan!
Herodes. Du schweigst?
Mariamne. So soll ich reden? Wohl von Perlen! Wir sprachen ja bis jetzt von Perlen nur, Von Perlen, die so rein sind und so wei?, Da? sie sogar in blut'gen H?nden nicht Den klaren Glanz verlieren! Nun, du h?ufst Sie sehr bei mir!
Herodes. Verdrie?t es dich?
Mariamne. Mich nicht! Du kannst mir dadurch nimmer eine Schuld Bezahlen wollen, und mir d?ucht, ich habe Als Weib und K?nigin ein volles Recht Auf Perlen und Kleinodien. Ich darf Vom Edelstein, wie Cleopatra, sagen: Er ist mein Diener, dem ich es verzeihe, Da? er den Stern so schlecht bei mir vertritt, Weil er daf��r die Blume ��bertrifft! Doch hast du eine Schwester, Salome--
Herodes. Und diese--
Mariamne. Nun, wenn sie mich morden soll, So fahr nur fort, das Meer f��r mich zu pl��ndern, Sonst--gib dem Taucher endlich Ruh! Ich stehe Schon hoch genug in ihrer Schuld! Du siehst Mich zweifelnd an? Doch! Doch! Als ich vor'm Jahr Im Sterben lag, da hat sie mich gek��?t. Es war das erste und das einz'ge Mal, Ich dachte gleich: Das ist dein Lohn daf��r, Da? du von hinnen gehst! So war es auch, Ich aber t?uschte sie, denn ich genas. Nun hab ich ihren Ku? umsonst, und das Verga? sie nicht. Ich f��rchte sehr, sie k?nnte Sich dran erinnern, wenn ich sie besuchte, Die Wunderperlen um den Hals, durch die Du mir zuletzt gezeigt, wie du mich liebst!
Herodes. (f��r sich). Es fehlt nur noch, da? meine linke Hand Sich gegen meine rechte kehrt!
Mariamne. Ich w��rde Zum wenigsten den Willkommstrunk verschm?hn! Und b?te sie mir statt gew��rzten Weins Auch im Kristall unschuld'ges Wasser dar, Ich lie?e selbst dies Wasser unber��hrt! Zwar w��rde das nichts hei?en! Nein! Es w?re Auch so nat��rlich; denn das Wasser ist Mir jetzt nicht mehr, was es mir sonst gewesen ist: Ein mildes Element, das Blumen tr?nkt Und mich und alle Welt erquickt, es fl??t Mir Schauder ein und f��llt mich mit Entsetzen, Seit es den Bruder mir verschlungen hat, Ich denke stets: im Tropfen wohnt das Leben, Doch in der Welle wohnt der bittre Tod! Dir mu? es noch ganz anders sein!
Herodes. Warum?
Mariamne. Weil du durch einen Flu? verleumdet wirst, Der seine eigne, grausam-t��ck'sche Tat Dir aufzub��rden wagt! Doch f��rcht ihn nicht, Ich widersprech ihm!
Herodes. In der Tat?
Mariamne. Ich kann's! Die Schwester lieben und den Bruder t?ten, Wie w?r' das zu vereinen?
Herodes. Doch vielleicht! Wenn solch ein Bruder
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