Hermann und Dorothea | Page 8

Johann Wolfgang von Goethe
ganzen Gegend ber��hmt, und Jeder Reisende stand und sah durch die roten Staketen Nach den Bettlern von Stein und nach den farbigen Zwergen. Wem ich den Kaffee dann gar in dem herrlichen Grottenwerk reichte, Das nun freilich verstaubt und halb verfallen mir dasteht, Der erfreute sich hoch des farbig schimmernden Lichtes Sch?n geordneter Muscheln; und mit geblendetem Auge Schaute der Kenner selbst den Bleiglanz und die Korallen. Ebenso ward in dem Saale die Malerei auch bewundert, Wo die geputzten Herren und Damen im Garten spazieren Und mit spitzigen Fingern die Blumen reichen und halten. Ja, wer s?he das jetzt nur noch an! Ich gehe verdrie?lich Kaum mehr hinaus; denn alles soll anders sein und geschmackvoll, Wie sie's hei?en, und wei? die Latten und h?lzernen B?nke. Alles ist einfach und glatt, nicht Schnitzwerk oder Vergoldung Will man mehr, und es kostet das fremde Holz nun am meisten. Nun, ich w?r' es zufrieden, mir auch was Neues zu schaffen; Auch zu gehn mit der Zeit und oft zu ver?ndern den Hausrat; Aber es f��rchtet sich jeder, auch nur zu r��cken das Kleinste, Denn wer verm?chte wohl jetzt die Arbeitsleute zu zahlen? Neulich kam mir's in Sinn, den Engel Michael wieder, Der mir die Offizin bezeichnet, vergolden zu lassen Und den greulichen Drachen, der ihm zu F��?en sich windet; Aber ich lie? ihn verbr?unt, wie er ist; mich schreckte die Fordrung."
Euterpe?Mutter und Sohn
Also sprachen die M?nner, sich unterhaltend. Die Mutter Ging indessen, den Sohn erst vor dem Hause zu suchen, Auf der steinernen Bank, wo sein gew?hnlicher Sitz war. Als sie daselbst ihn nicht fand, so ging sie, im Stalle zu schauen, Ob er die herrlichen Pferde, die Hengste, selber besorgte, Die er als Fohlen gekauft und die er niemand vertraute. Und es sagte der Knecht: "Er ist in den Garten gegangen." Da durchschritt sie behende die langen doppelten H?fe, Lie? die St?lle zur��ck und die wohlgezimmerten Scheunen, Trat in den Garten, der weit bis an die Mauern des St?dtchens Reichte, schritt ihn hindurch und freute sich jegliches Wachstums, Stellte die St��tzen zurecht, auf denen beladen die ?ste Ruhten des Apfelbaums, wie des Birnbaums lastende Zweige, Nahm gleich einige Raupen vom kr?ftig strotzenden Kohl weg; Denn ein gesch?ftiges Weib tut keine Schritte vergebens. Also war sie ans Ende des langen Gartens gekommen, Bis zur Laube, mit Gei?blatt bedeckt; nicht fand sie den Sohn da, Ebensowenig, als sie bis jetzt ihn im Garten erblickte. Aber nur angelehnt war das Pf?rtchen, das aus der Laube, Aus besonderer Gunst, durch die Mauer des St?dtchens gebrochen Hatte der Ahnherr einst, der w��rdige Burgemeister. Und so ging sie bequem den trocknen Graben hin��ber, Wo an der Stra?e sogleich der wohl umz?unete Weinberg Aufstieg steileren Pfads, die Fl?che zur Sonne gekehret. Auch den schritt sie hinauf und freute der F��lle der Trauben Sich im Steigen, die kaum sich unter den Bl?ttern verbargen. Schattig war und bedeckt der hohe mittlere Laubgang, Den man auf Stufen erstieg von unbehauenen Platten. Und es hingen herein Gutedel und Muskateller, R?tlich-blaue daneben von ganz besonderer Gr??e, Alle mit Flei?e gepflanzt, der G?ste Nachtisch zu zieren. Aber den ��brigen Berg bedeckten einzelne St?cke, Kleinere Trauben tragend, von denen der k?stliche Wein kommt. Also schritt sie hinauf, sich schon des Herbstes erfreuend Und des festlichen Tags, an dem die Gegend im Jubel Trauben lieset und tritt und den Most in die F?sser versammelt, Feuerwerke des Abends von allen Orten und Enden Leuchten und knallen und so der Ernten sch?nste geehrt wird. Doch unruhiger ging sie, nachdem sie dem Sohne gerufen Zwei-, auch dreimal und nur das Echo vielfach zur��ckkam, Das von den T��rmen der Stadt, ein sehr geschw?tziges, herklang. Ihn zu suchen war ihr so fremd; er entfernte sich niemals. Weit, er sagt' es ihr denn, um zu verh��ten die Sorge Seiner liebenden Mutter und ihre Furcht vor dem Unfall. Aber sie hoffte noch stets, ihn doch auf dem Wege zu finden; Denn die T��ren, die untre sowie die obre, des Weinbergs Standen gleichfalls offen. Und so nun trat sie ins Feld ein, Das mit weiter Fl?che den R��cken des H��gels bedeckte. Immer noch wandelte sie auf eigenem Boden und freute Sich der eigenen Saat und des herrlich nickenden Kornes, Das mit goldener Kraft sich im ganzen Felde bewegte. Zwischen den ?ckern schritt sie hindurch, auf dem Raine, den Fu?pfad, Hatte den Birnbaum im Auge, den gro?en, der auf dem H��gel Stand, die Grenze der Felder, die ihrem Hause geh?rten. Wer ihn gepflanzt, man konnt' es nicht wissen. Er war in der Gegend Weit und breit gesehn und ber��hmt die Fr��chte des Baumes. Unter ihm pflegten die Schnitter des Mahls sich zu freuen am Mittag Und die Hirten des Viehs in seinem Schatten zu warten; B?nke fanden sie da von rohen Steinen und Rasen. Und sie irrete nicht; dort sa? ihr Hermann und ruhte, Sa? mit
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