er begonnen--"Was im Menschen nicht ist,
kommt auch nicht aus ihm, und schwerlich Wird mich des herzlichsten
Wunsches Erfüllung jemals erfreuen, Daß der Sohn dem Vater nicht
gleich sei, sondern ein Beßrer. Denn was wäre das Haus, was wäre die
Stadt, wenn nicht immer Jeder gedächte mit Lust zu erhalten und zu
erneuen Und zu verbessern auch, wie die Zeit uns lehrt und das
Ausland! Soll doch nicht als ein Pilz der Mensch dem Boden
entwachsen Und verfaulen geschwind an dem Platze, der ihn erzeugt
hat, Keine Spur nachlassend von seiner lebendigen Wirkung! Sieht man
am Hause doch gleich so deutlich, wes Sinnes der Herr sei, Wie man,
das Städtchen betretend, die Obrigkeiten beurteilt. Denn wo die Türme
verfallen und Mauern, wo in den Gräben Unrat sich häufet und Unrat
auf allen Gassen herumliegt, Wo der Stein aus der Fuge sich rückt und
nicht wieder gesetzt wird, Wo der Balken verfault und das Haus
vergeblich die neue Unterstützung erwartet: der Ort ist übel regieret.
Denn wo nicht immer von oben die Ordnung und Reinlichkeit wirket,
Da gewöhnet sich leicht der Bürger zu schmutzigem Saumsal, Wie der
Bettler sich auch an lumpige Kleider gewöhnet. Darum hab ich
gewünscht, es solle sich Hermann auf Reisen Bald begeben und sehn
zum wenigsten Straßburg und Frankfurt Und das freundliche
Mannheim, das gleich und heiter gebaut ist. Denn wer die Städte
gesehn, die großen und reinlichen, ruht nicht, Künftig die Vaterstadt
selbst, so klein sie auch sei, zu verzieren. Lobt nicht der Fremde bei uns
die ausgebesserten Tore Und den geweihten Turm und die
wohlerneuerte Kirche? Rühmt nicht jeder das Pflaster? die
wasserreichen, verdeckten, Wohlverteilten Kanäle, die Nutzen und
Sicherheit bringen, Daß dem Feuer sogleich beim ersten Ausbruch
gewehrt sei, Ist das nicht alles geschehn seit jenem schrecklichen
Brande? Bauherr war ich sechsmal im Rat und habe mir Beifall, Habe
mir herzlichen Dank von guten Bürgern verdienet, Was ich angab,
emsig betrieben und so auch die Anstalt Redlicher Männer vollführt,
die sie unvollendet verließen. So kam endlich die Lust in jedes Mitglied
des Rates. Alle bestreben sich jetzt, und schon ist der neue
Chausseebau Fest beschlossen, der uns mit der großen Straße verbindet.
Aber ich fürchte nur sehr, so wird die Jugend nicht handeln! Denn die
einen, sie denken auf Lust und vergänglichen Putz nur, Andere hocken
zu Haus und brüten hinter dem Ofen. Und das fürcht ich, ein solcher
wird Hermann immer mir bleiben."
Und es versetzte sogleich die gute verständige Mutter: "Immer bist du
doch, Vater, so ungerecht gegen den Sohn! und So wird am wenigsten
dir dein Wunsch des Guten erfüllet. Denn wir können die Kinder nach
unserem Sinne nicht formen; So wie Gott sie uns gab, so muß man sie
haben und lieben, Sie erziehen aufs beste und jeglichen lassen
gewähren. Denn der eine hat die, die anderen andere Gaben; Jeder
braucht sie, und jeder ist doch nur auf eigene Weise Gut und glücklich.
Ich lasse mir meinen Hermann nicht schelten; Denn, ich weiß es, er ist
der Güter, die er dereinst erbt, Wert und ein trefflicher Wirt, ein Muster
Bürgern und Bauern, Und im Rate gewiß, ich seh es voraus, nicht der
Letzte. Aber täglich mit Schelten und Tadeln hemmst du dem Armen
Allen Mut in der Brust, so wie du es heute getan hast." Und sie verließ
die Stube sogleich und eilte dem Sohn nach, Daß sie ihn irgendwo fänd'
und ihn mit gütigen Worten Wieder erfreute; denn er, der treffliche
Sohn, er verdient' es.
Lächelnd sagte darauf, sobald sie hinweg war, der Vater: "Sind doch
ein wunderlich Volk die Weiber, so wie die Kinder! Jedes lebet so gern
nach seinem eignen Belieben, Und man sollte hernach nur immer loben
und streicheln. Einmal für allemal gilt das wahre Sprüchlein der Alten:
Wer nicht vorwärts geht, der kommt zurücke! So bleibt es."
Und es versetzte darauf der Apotheker bedächtig: "Gerne geb ich es zu,
Herr Nachbar, und sehe mich immer Selbst nach dem Besseren um,
wofern es nicht teuer doch neu ist; Aber hilft es fürwahr, wenn man
nicht die Fülle des Gelds hat, Tätig und rührig zu sein und innen und
außen zu bessern? Nur zu sehr ist der Bürger beschränkt; das Gute
vermag er Nicht zu erlangen, wenn er es kennt. Zu schwach ist sein
Beutel, Das Bedürfnis zu groß; so wird er immer gehindert. Manches
hätt' ich getan; allein wer scheut nicht die Kosten Solcher Verändrung,
besonders in diesen gefährlichen Zeiten! Lange lachte mir schon mein
Haus im modischen Kleidchen, Lange glänzten durchaus mit großen
Scheiben die Fenster; Aber wer tut dem Kaufmann es nach, der bei
seinem Vermögen Auch die Wege noch kennt, auf welchen das Beste
zu haben? Seht nur das Haus an da drüben, das neue! Wie prächtig in
grünen Feldern die Stukkatur der weißen Schnörkel sich ausnimmt!
Groß sind die Tafeln der Fenster, wie glänzen
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