Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland, 1914 | Page 6

Georg Dehio
kreuzgewölbte Halle, 4
Sll. mit frgot. Basaltkaptt und 1 Pfeiler. Rundbg. Doppelfenster. An der
sonst glatten WWand Strebepfeiler aus Backstein, an der OWand die

frgot. Konsolen und rundbg. Schildbogen des ehem. Kreuzgangs. Das
spgot. (1506) erneuerte Obergeschoß ein holzgetäfelter Saal mit großen
Vorhangbg. -- Andreas-Kap. (Wettinisches Erbbegräbnis) an der
SWEcke der K. nur in den quadr. Grundmauern erhalten. -- Vom
Sommer-Refektorium auf der NSeite des Kreuzgangs die WWand mit 4
hohen schmalen spitzbg. Fenstern; [die 2 steinernen sprom. Portale in
die Stadt-K. von Nossen übertragen]. Das Kapitelhaus an der OSeite
war ein rom. Steinbau. -- Skulpturen: a) im Mausoleum 4 wettinische
Hochrelief-Grabplatten um 1300, prachtvolle frgot.
Gewölbeschlußsteine, Reste von hölzerner Altarplastik um 1500 [ein
vollständiger Flügelaltar in Gleisberg]; b) im Abtshaus 2 Grabplatten A.
15. Jh.; c) im Garten got. Betsäule um 1300.
ALZENAU. UFranken BAmtsstadt.
*Pfarr-K.* 1780; Burg 1386, hohes got. Wohngebäude.
AMALIENRUHE b. Meiningen.
*Herzogl. Gutshof*. Reichere Rok.-Einrichtung um 1760-70.
AMMELSHAIN. K. Sachsen AH Grimma.
*Dorf-K.* rom., eingezog. quadrat. Chor mit Turm und Apsis, im Turm
gekuppelte spitzbg. Fenster.
AMMERBACH. Sachsen-Weimar VB Apolda.
*Dorf-K.* mit rom. OTurm über dem Altar. Großes spgot. Altarwerk
mit Doppelflügeln.
AMMERN. Pr. Sachsen Kr. Mühlhausen.
*Dorf-K.* modern. Bmkw. Taufstein A. 14. Jh.
AMÖNEBURG. RB Cassel Kr. Kirchhain.
[*Kathol. K.* Neubau 1865 an Stelle einer schlichten got. Hallenkirche
aus sp. 14. Jh., wobei der alte Turm erhalten blieb.]

*Schloß.* Erb. von Kurmainz im 13. u. 14. Jh. Zerst. 1646, 1762, 1866.
Noch immer großartige Ruine.
AMORBACH. UFranken BA Miltenberg.
*Benediktinerabtei-K.*, jetzt protestant. 1742-47 ausgeführt als Umbau
einer rom. K. Aus dieser der WBau und die Umfassungsmauern des
Lhs. beibehalten. Der WFront eine Barockfassade vorgeblendet.
Unberührt rom. die 3 Freigeschosse der Türme, etwa 2. H. 12. Jh.,
stattliche Abmessungen, Detail ohne Feinheit. -- Der neue Plan vom
kurmainzischen Hofarchitekten General v. Welsch, ausgeführt vom
Fähnrich Schick, der anscheinend auch einige Umänderungen vornahm.
Kreuzförmige Basilika von 4 Joch im Lhs. Die breiten Pfll. mit
gepaarten Pilastern besetzt. Tonnengwb. mit Stichkappen ohne
Gliederung. In der Schildwand Kreisfenster. Die Profile durchweg von
mäßigem Relief. -- Im Chor setzt sich das System des Lhs. in 2 Joch
fort, Schluß 1/2kr. -- Das Bedeutendste an der K. ist die in
unübertroffenem Gleichmaß der Gesamtwirkung durchgeführte
Dekoration. Sie rückt den Bau in die erste Reihe der deutschen
Rokokokirchen. Die Stuckierung von J. M. Feichtmayer und Gg.
Uebelher. (Beide aus der Wessobrunner Schule, ersterer in Augsburg
ansässig, letzterer vorher in den »reichen Zimmern« der Münchener
Residenz und der Klst.K. Diessen tätig). Sie vertritt die deutsche
Nuance des Rokoko. Die Farbe ist weiß, hie und da durch gelb und
gold belebt, die Pilaster aus blaßrot gestreiftem Stuckmarmor. Eine
wichtige Rolle ist den Deckengemälden zugewiesen; voll. 1749 von
Math. Günther aus Augsburg (einem Schüler der Asam, auch von
Tiepolo beeinflußt; bedeutendster deutscher Freskomaler des 18. Jh.);
im einzelnen flüchtig und maniriert, stupend sicher in
Massenverteilung und Perspektive, der lichten Haltung des Ganzen
trefflich angepaßt. Die Seitenaltäre stehen zum Glück nicht an den
Schiffspfeilern, sondern an den Seitenwänden unter den Fenstern; die
antitektonische Tendenz des Rokoko spricht sich in ihnen sehr
unumwunden aus; einige sehen aus wie aus Korallenriffen aufgebaut.
Ausgeführt (bis nach 1760) von Künstlern aus Würzburg. Ebendaher
die Kanzel von Joh. Wolfg. van der Auwera und die prachtvollen
Abschlußgitter des Lhs. von Gattinger. Verhältnismäßig sehr einfach

die Chorstühle; ein Teil soll zu Beichtstühlen in der kathol. Pfarr-K.
umgearbeitet sein.
*Klostergebäude*. An die rom. Epoche erinnert eine kleine Tür im 2.
Geschoß der SWand des südl. Turmes, sie führte in einen Korridor über
dem Kreuzgang. Aus letzterem 20 Säulchen von trefflicher Arbeit, E.
12. Jh., erhalten. Die Hauptgebäude aus 17. und 18. Jh. (jetzt Residenz
des Fürsten von Leiningen) groß, ohne spezielleres Interesse. Im Innern
bmkw. der Bibliotheksaal von ca. 1790.
*Kathol. Pfarr-K*. 1752-54. Ein stattlicher 3sch. Bau in dem im Rok.
selten angewandten Hallensystem, ähnlich S. Peter in Mainz, beide
vermutungsweise von Jos. Val. Thoman; das Äußere in Quadern von
rotem Sandstein, durch Doppelpilaster gegliedert, von guter Wirkung
die mit der Chorapsis gruppierten Türme. Deckengemälde von Zick.
Die trefflichen Skulpturen des Hochaltars von Joseph Keilwerth aus
Würzburg (einem sonst unbekannten Künstler); besonders der h.
Sebastian durch feine Empfindung und ehrliches Naturstudium über die
Masse der zeitgenössischen Produktion hervorragend. --
*Klostermühle* 1448. (Inschr.)
*Kurmainzisches Amtshaus* mit dem Wappen der Erzbischöfe Dither
v. Isenburg und Berthold v. Henneberg (1475-1504).
AMORSBRUNN bei Amorbach. UFranken.
*Kapelle.* 1521. Geschnitzter Flügelaltar mit der Wurzel Jesse, recht
gute Arbeit um 1500.
AMSDORF. Pr. Sachsen Mansf. Seekreis.
*Dorf-K.*, rom. Turm zwischen Schiff und Apsis.
ANNABERG. K. Sachsen Amtshauptstadt.
*Anna-K.* 1499-1520. Hauptbaumeister Peter von Pirna (?), seit 1515
Jakob von Schweinfurt. -- 3sch. Halle von 7 Joch auf 56 m L., östl.
Schluß in 3 parallelen polyg. Apsiden. Die Sschiffe sind fast ebenso

breit wie das Msch., doch sind die Strebepfll. durchaus nach innen
gelegt und zwischen sie steinerne Emporen von ca. 2,5 m Tiefe
eingespannt;
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